Susanne Breit-Keßler
Fundstück im Historical Mansion Museum in Galle, Sri Lanka
In Galle, einer kleinen Stadt im Süden Sri Lankas, gibt es das Historical Mansion Museum. Ist man erst mal drin, entdeckt man die verschiedensten Antiquitäten: Alte Möbel und Telefone, Lampen, Schreibmaschinen und unzählige Haushaltswaren aus längst vergangenen Zeiten. Singhalesen und Singhalesinnen zeigen ihr Handwerk. Sie schnitzen, feilen, schleifen Kristalle zurecht oder klöppeln, was das Zeug hält.
Der viele Krimskrams, den das entzückende alte Haus auch aus holländischen und portugiesischen Kolonialzeiten beherbergt, ist sehr unterhaltsam. Ein alter Teller in einer groben Wandnische ließ mich stutzen. Deutsche Inschrift? „Alle Menschen machen uns glücklich. Die einen beim Kommen. Die anderen beim Gehen.“ Dieser merkwürdige Satz rahmt ein nettes kleines Blumendekor ein.
Auferstehung am Horizont
Wie das wirkt, wenn jemand so ein Artefakt bei sich zuhause aufhängt? Früher war es ja üblich, mit allerlei Sinnsprüchen zu beeindrucken. Auf Holz gebrannt war dann im Flur oder in der Toilette zu lesen: „Hat das Blümchen einen Knick, war der Schmetterling zu dick“. Oder Schlimmeres. Ein Besuch würde gewiss stutzig werden über den deutschen Teller aus Sri Lanka.
Gut, es gibt Leute, bei denen wäre man sehr froh, sie würden von jetzt auf nachher verschwinden. Aber wir reden nicht von hinterhältigen Überfällen. Wir reden von friedlichen Menschen, die kommen und sich wieder verabschieden. Von eingeladenen Gästen, die verweilen und nach einer Zeit von dannen ziehen. Sie machen mich bei uns zuhause mit ihrer Gegenwart echt glücklich. Es wird geredet, gegessen, gelacht, geweint und getrunken. Erinnerungen werden wach und die Sehnsucht nach Zukunft drängt. Ich bin wehmütig, wenn diese Gäste gehen. Denn jeder dieser Abschiede ist ein kleiner Tod, auch wenn die Auferstehung, die Hoffnung auf ein Wiedersehen, am Horizont steht. Glücklich beim Gehen? Ja, tatsächlich. Doch. Weil das pulsierende Miteinander ein Geschenk ist, das bleibt. Den Teller hänge ich trotzdem nicht auf. Sinnsprüche an der Wand sind einfach nix für mich.
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