Soulfood
18.10.2017

"Wenig muss es nicht sein", sagte mein Vater immer, "aber gut". Meistens dann, wenn er sonntags drei bis vier Thüringer Klöße und ein Stück Braten  verdrückt hatte. Mit viel Sauce natürlich. Ein fabelhafter Spruch, der seine und unsere Essfreude zuhause symbolisierte. Er, meine Mutter und ich tafelten jeden Tag vergnüglich, am Wochenende feiertäglich, an den Feiertagen festlich. Mit Wonne denke ich an die köstlichen Gerichte zurück. Und merke, dass ich immer mehr nachkoche, was es bei uns daheim gab.

Wohlfühlessen ist das, Soulfood der besonderen Art. Reiberdatschi, Reibekuchen - mit Apfelmus. Gefüllte Zucchini, Nudeln mit Tomatensauce, Kartoffelbrei mit Gemüse, Reis mit Erbsen und Karotten, Bohnengemüse mit Kartoffeln, Spiegeleier mit Spinat. Sonntags ausnahmsweise Fleisch: Königsberger Klopse in einer samtigen Kapernsauce - zum Reinsetzen! -  oder die vom Vater geliebten Rouladen. Vieles war preiswert, weil in dem kleinen Garten unserer Mietwohnung selbst gezogen. Oder günstig erworben.

Brez’n gab es nur am Samstagmorgen

Das, was teuer war, wurde tatsächlich nur alle "heiligen" Zeiten gekauft. Brez’n gab es, wenn überhaupt, nur am Samstagmorgen. Soulfood aus der Kindheit. Wenn ich es jetzt bei uns zuhause auftische, machen sich so richtig warme Glücksgefühle breit. Das Schönste ist, dass mein Mann die Seelennahrung auch mag. Und sie ergänzt: Mit seiner Lust auf Pfannkuchen und Kompott, Zwetschgendatschi, Fischstäbchen und (fast) jede Art von  Suppe. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Die Liebe auch.

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