Susanne Breit-Keßler Salz
Susanne Breit-Keßler
Hauptsache nicht fad!
Alles Salz - von Bayern bis zum Himalaya
27.01.2021

Ich habe den Überblick verloren. Keine Sorge – es geht nur um die Gewürze in der Küche. Aber mir reicht das schon. Möchte ich bayerisch kochen, habe ich auf einmal indischen Hochzeitscurry oder echten Safran in der Hand. Zitronengras und Galgant, normalerweise frisch zu verwenden, besitze ich auch pulverisiert. Aber was hilft das, wenn beide sich zwischen Estragon, Reisessig und Ras el Hanout tummeln? 

Ich räume alle Gewürze aus dem Schrank und fange an zu sortieren. Wo habe ich das bloß alles her? Mindestens wenn nicht noch mehr Gläser und Dosen stehen auf einmal „im Freien“. Aber Ordnung machen tut nicht nur der Küche, sondern auch der Seele gut. Ich schiebe all die Köstlichkeiten mehrfach umeinander. Einmal hierhin, einmal dorthin. System ist alles – und im Organisieren bin ich gut. Los jetzt!

Es geht eine Träne auf Reisen

Am Ende gibt es eine bayerische Gewürzecke. Dann kommt Südeuropa. Ich schnuppere an Lavendelgewürz, an Quatre Épices aus Pfeffer, Ingwer, Muskat und Nelke und am geräucherten Paprikapulver. Die arabischen Länder sind gut vertreten. Erst recht Asien. Baharat, Garam Masala, Kreuzkümmel, Wasabi … Und da sind die Salzvariationen, die sich frech unter alles mischen.

Was biblisch völlig richtig ist: „Ihr seid das Salz der Erde“, sagt Jesus. Menschen, die Pep haben. Die im Zusammensein reinigend wirken und konservieren, was bewahrt werden soll – und die anderen auch mal die Suppe versalzen. Was ich zum Einmischen alles habe: Gekräutertes oder selbstgemachtes Salz mit Chili, solches aus dem Meer mit Orangen, Fleur du Sel und blaues Steinsalz aus dem Himalaya.

Ich denke gerührt an die Menschen, die mir Vieles davon geschenkt haben. Und zerdrücke ein paar Tränchen im Auge. Auch salzig! Tränen gehören zum Salz der Erde. Tränen des Mitgefühls, der Sympathie, der Trauer. Tränen, die sich mit denen anderer vermischen, erhalten Leben, geben neue Impulse – weil man spürt, dass man nicht verlassen ist.

Und dann sind da noch die Tränen, die losströmen, wenn es einen schüttelt vor Lachen. Angeblich hat man danach mehr Abwehrstoffe als sonst im Blut und die Viren fürchten sich. Na dann – kräftig Salz ins Miteinander, viel Gefühl für andere und eine Menge Lachtränen in die Augen, auf dass das Leben und die Welt endlich besser werden. 

Vom Blog zum Buch:
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"Prost Mahlzeit!".  Für gute Laune beim Kochen, mit vielen Rezepten, Kolumnen und Illustrationen. edition chrismon, 144 Seiten

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