Susanne Breit-Keßler Kaspressknödel
Susanne Breit-Keßler
Auch Bayern und Piefke mögen Knödel
Kaspressknödel lassen Vorurteile gegen Nachbarländer schwinden - vielleicht nicht bei allen, aber bei fast allen.


07.06.2022

Bestimmt habe ich es schon mal erwähnt: Ich bin in Oberbayern aufgewachsen, direkt an der Grenze zu Österreich. Genauer gesagt, zu Tirol. Die Bundesländer sind so verschieden wie die in Deutschland, deswegen sollte man sie sorgfältig auseinanderhalten. Das tun umgekehrt die Ösis auch, wie man sie liebevoll (!) nennt. Bayern sind Bayern, der Rest eher Piefke, die wiederum in Bayern Preiß‘n heißen. Ein Piefke ist letztlich ein Preiß. Soweit alles klar.

Der Tiroler Felix Mitterer, einer meiner Lieblingsautoren, hat in den 90er Jahren das Drehbuch für die vierteilige „Piefke-Saga“ veröffentlicht - in Zusammenarbeit mit NDR und ORF. Eine wie bei ihm üblich unfassbar ätzende Satire über das Verhältnis von Deutschen und Österreichern, genauer: über die Beziehung zwischen Tirolern und deutschen Touristen aus Berlin. Wie man hört, bastelt Mitterer an einem fünften Teil, der sich mit der  Corona-Verbreitung durch den Skiort Ischgl befasst. Das kann was werden.

Essen verbindet

Aber bei aller beißenden Gesellschaftskritik, die keinen verschont, weder Österreicher noch Deutsche, gibt es erfreulich Verbindendes. Kaspressknödel zum Beispiel. Dafür existieren unzählige Rezepte. Ich empfehle meines für zwei Personen: 250 gr gekochte und geriebene Kartoffeln, gerne auch Reste. 100 gr Quark, Salz und eine halbe gewürfelte Zwiebel dazu, die ich vorher dünste, und am liebsten 150 gr Graukäse. Tiroler Graukäse aus Magermilch und Quark hat nur zwei Prozent Fett. Gut für die Linie!

Natürlich kann man auch anderen Käse nehmen, aber wenn er zu fett ist, trieft das Essen nur noch. Zwei Esslöffel Mehl sollten jetzt für die Masse reichen. Knödelchen formen, die platt sind, und in einem Gemisch aus Öl und Butter von beiden Seiten kurz anbraten. Gemüsebrühe warmmachen, die fertigen Kaspressknödel im Teller damit übergießen, Schnittlauch drauf. Ein grandioses vegetarisches Essen. Alternativ zur Brühe kann man auch Krautsalat servieren. Manche mogeln den Speck dann dorthinein. 

A propos Piefke. Im Urlaubshotel sitzt am Tisch neben uns eine Großfamilie aus, nein, das sage ich lieber nicht. Sie essen Kaspressknödel vom Mittagsbuffet. Der Opa fragt seine Gattin, was das sei. „Keine Ahnung“, antwortet sie. „Fleischklößchen? Irgendwie vegetarisch?“ Die Enkel hauen ordentlich rein. Es schmeckt, dann ist egal, was es ist. „Was?“, ruft Opa. „Kein Fleisch? Das hättest du mir sagen sollen. Dann hätte ich das Zeug nicht gegessen.“ Hat jemand bitte die Telefonnummer von Herrn Mitterer?

Vom Blog zum Buch:
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