Susanne Breit-Kessler - Krätuer im Hochbeet
Susanne Breit-Kessler
Frische Kräuter müssen her!
Wer Kräuter im Hochbeet auf dem Balkon ziehen will, braucht hilfsbereite Nachbarn, einen Akkuschrauber und liebevolle Partner
10.05.2022

Ich hätte ihn nicht verschenken sollen. Immer wieder mache ich so etwas: Ich schaue mir Gegenstände aus unserem Haushalt an und gebe sie weg. Brauchen wir nicht, denke ich. Bloß nicht zu viel ansammeln, lieber denen zukommen lassen, die mehr damit anzufangen wissen. Im Prinzip richtig, in diesem Fall blöd. Es geht um meinen Akkuschrauber. Mit ihm hatte ich meine Junggesellinenküche aufgebaut und auch sonst manches zusammengefügt, was haushaltstechnisch zusammengehört.

Jetzt stehe ich vor den Teilen eines Hochbeetes, das ich mir in der Überzeugung bestellt habe: Kann ich mit einem Kreuzschlitzschraubendreher in nullkommanix aufbauen. Tja. Falsch gedacht. Das ist in mehrfacher Hinsicht unangenehm. Zum einen liegen die Holzstücke auf dem Balkon, die wasserdichte Folie in der Küche und die Schrauben auch. Meinem Gatten, der beim Eintreffen des Paketes besorgt fragte, wie genau ich das machen will, habe ich entgegen geschleudert, dass das ja wohl eine Kleinigkeit wäre.

Oregano, Schnittlauch und das Unsterblichkeitskraut Jiaogulan.

Auch Überheblichkeit kommt vor dem Fall. Was muss ich mich auch immer so wichtigmachen! Jetzt habe ich keinen Akkuschrauber mehr und weiß außerdem nicht, wie ich die Schrauben ohne vorgefertigte Löcher ins Holz kriege. Ich muss Hilfe holen. Ein ganz lieber Bekannter, der zum Glück im selben Haus wohnt, eilt herbei, wirft einen Blick auf die einzelnen Bestandteile, holt seinen Schrauber und legt los. Knappe zehn Minuten später ist alles fertig. Ein handwerkliches Genie, dieser Mann. Er geht wieder.

Passgenau in die Ecke - dank Akuschrauber und freundlichen Helfern

Tatsächlich eine Kleinigkeit. Aber eben nicht für mich. Der Meine trägt das Hochbeet auf den Balkon und findet nach einigem Überlegen, Stellen und Schieben genau den richtigen Platz dafür. „Jetzt kannst du deine Kräuter pflanzen“, sagt er aufmunternd. Ich schütte ungewohnt schweigsam Erde in den Kasten. Ein Viertel Quadratmeter Boden in luftiger Höhe für Rosmarin, Bergbohnenkraut, Salbei und wilden Oregano, Schnittlauch, Basilikum, Petersilie und das Unsterblichkeitskraut Jiaogulan.

Das alles habe ich schon in Töpfen. Schwupp, ab damit ins Hochbeet. Noch ist Platz: Ich werde Thaibasilikum und Koriander besorgen. Von meinem Kochgeschirr habe ich kaum etwas weggegeben, da kann ich viele Kräuter verarbeiten. Um Essen zuzubereiten für diesen Mann, der zwar keine Kästen zusammenbaut. Der aber - nicht nur -  Kräuter- und Bastelideen fein lächelnd mitmacht. Mir schlaue Kommentare erspart, wenn ich mich in meinem Feuereifer übernommen habe. Und einfach hilft. Kann Frau was lernen.

Vom Blog zum Buch:
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