Susanne Breit-Keßler Rostbratwürstchen retten
Susanne Breit-Keßler
Rettung für meine Rostbratwürstchen
Nicht alles, was zu viel Hitze bekommt, muss weggeworfen werden
16.11.2022

Die Zeit des Scheiterns ist vorbei, schrieb ich kürzlich an dieser Stelle. Es ging um die traditionsbewusste und erfolgreiche Produktion von Gänsebrust mit Sauce, Blaukraut, Maronen und Spätzle. Bei meiner etwas voreilig-triumphalistischen Formulierung hatte ich Rostbratwürstchen nicht im Blick. Wie konnte ich auch ahnen, dass man bei solch einem simplen Gericht nahezu alles verderben kann. Nicht man. Ich.

Ich kam also nach Hause und hatte es eilig, das Abendessen zu machen.  Mein Mann liebt es nicht, wenn ich zu später Stunde noch kulinarische Staatsaktionen entfessle. Zuviel Arbeit findet er. Ein belegtes Brot würde ihm sowieso reichen. Das geht nicht, finde wiederum ich. Es muss was Warmes her. Rostbratwürstchen gehen schnell, also ab damit in die Pfanne. Die Platte hochgedreht, auf maximale Temperatur, damit es vorangeht.

Dunkelschwarz weicht buntem Salat

In so einem Fall, das sagt einem der gesunde Menschenverstand, falls man selbigen besitzt, sollte man dabeibleiben und die Temperatur zügig wieder reduzieren. Sie ahnen es: Genau das habe ich nicht getan. Ich entfernte mich gelassen, um noch dies und das zu erledigen. Als ich zurückkam, qualmte es fröhlich aus der Pfanne heraus. Die Würstchen hatten an der Unterseite eine Farbe angenommen, die nur als „dunkelschwarz“ bezeichnet werden kann.

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Zum Glück sind sie nicht eigenständig in der Pfanne herumgerollert, sonst wären sie ganz zu Asche geworden. Rausholen und etwas Anderes zum Essen herrichten, ist das Eine. Aber was tun mit den angebrannten Würstchen? Einfach wegwerfen? Das schmerzt. Ich ließ sie auskühlen und schnitt die zum Glück nur oberflächlich verbrannten Stellen weg. Der Rest war völlig in Ordnung und insofern durchaus essbar. Man muss da vorsichtig sein …

Dann mixte ich einen Salat, der gut durchgezogen am nächsten Tag zur Brotzeit auf den Tisch kam. In Öl gedünstete (rote) Zwiebeln, klein geraffelte Radieschen und Möhren, Paprika, fein geschnitten, ein Hauch Bio-Mayonnaise, etwas süßer Senf und weiße Crema di Aceto kamen in die Schüssel zu den wieder gutaussehenden Würstchen. Das Ganze ordentlich gewürzt mit Kräutern - vorzugsweise Schnittlauch - und Pfeffer. Großartig!

Ich will nicht sagen, dass man unbedingt Lebensmittel in Rauch aufgehen lassen sollte, damit man aus den Resten etwas Tolles machen kann. Und Scheitern ist nicht das neue Siegen. Aber gelegentlich ist so eine Pleite wie meine wenigstens die Chance, ein neues Gericht zu kreieren. Für die nächste Zeit allerdings werde ich mit Erfolgsnachrichten etwas zurückhaltender sein. Ich habe nämlich leider auch noch … nein. Ein andermal.

Vom Blog zum Buch:
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