AKW Neckarwestheim bei Heilbronn
AKW Neckarwestheim bei Heilbronn
Felix König / CC BY-SA 3.0 | Wikimedia Commons
„Ein AKW ist keine Märklin-Eisenbahn“
In den deutschen Energiepolitik gibt es Ende 2022 zwei gefährliche Phantasievorstellungen: Längere AKW-Laufzeiten über den 15. April 2023 hinaus und die neue Hoffnung auf Kernfusion.
19.12.2022

 

Beide Phantasiewelten werden hauptsächlich von der FDP und von Teilen der Unionsparteien genährt, die noch immer nicht die wirklichen Chancen der erneuerbaren Energien erkannt haben oder erkennen wollen. Der ersten Phantasievorstellung hat soeben der EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos eine Absage erteilt und die zweite ist schiere und teure Zukunftsmusik.

In der Süddeutschen Zeitung schloss der Vorstand des drittgrößten deutschen Energieversorgers und AKW-Betreibers eine längere AKW-Laufzeit über den 15. April 2023 hinaus definitiv aus: „Das Problem ist, dass in Frankreich derzeit 15 Atomkraftwerke nicht in Betrieb sind. Da fehlt viel. Unklar ist, wann die französischen Kollegen das in den Griff bekommen. Bisher haben wir im Winter immer Strom nach Frankreich exportiert, im Sommer dafür importiert.

Das war in diesem Jahr anders: Stromexport auch im Sommer und erhöhter Export im Winter. Die Situation ist brisant, weil zudem bei einer Gasmangellage das Gas für weitere Kraftwerke fehlen würde.“

Er sei erstaunt wie in dieser Situation die Möglichkeit längerer AKW-Laufzeiten in der Öffentlichkeit diskutiert werde, sagte der EnBW-Vorstand. „Die Kernenergie ist einfach keine Option mehr,“ meint der AKW-Betreiber. Es fehlten neue Brennstäbe, die man auch nicht auf die Schnelle besorgen könne.

Und: „Ein Atomkraftwerk ist keine Märklin-Eisenbahn, die man an- und abschaltet und die dann immer funktioniert.“ (Süddeutsche Zeitung, 15.12.2022)

Die zweite irreale Wunschoption deutscher Politiker ist die Jagd nach der angeblichen Zaubertechnik Kernfusion. Die Grundlagenforscher aus den USA haben kürzlich Fortschritte bei der Kernfusionstechnologie gemeldet und Christian Lindner hat sofort getwittert: „Wir brauchen mehr Freude am Erfinden und Einsteigen als am Verbieten und Aussteigen.“

Das ist grundsätzlich richtig, aber hier eine reine Scheindebatte. Denn auch die US-Forscher sehen noch einen Forschungsbedarf von Jahrzehnten und große Finanzprobleme. Schon bisher wurde bei der Fusionsforschung weit mehr versprochen als erfüllt werden konnte. Denn Sonnen- und Windenenergie sind schon heute konkurrenzlos preiswert. Dazu auch der EnBW-Chef in der Süddeutschen Zeitung: „Am wichtigsten ist, unsere Ausbauziele bei erneuerbaren Energien schnell zu erreichen.“

Aus klimapolitischen Gründen, aus technischen Gründen und aus preispolitischen Gründen führt an der raschen solaren Energiewende kein Weg vorbei. Die Lösung steht am Himmel. Sie heißt: Solarenergie, Windenergie, solarer Wasserstoff als Speichermedium. Der solare Umstieg ist technisch möglich und kostengünstig. Denn die Sonne und der Wind schicken uns keine Rechnung.

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