Duisburg: Eine Pflegerin mit Kopftuch schiebt im multikulturellen Seniorenzentrum "Haus am Sandberg" vom Deutschen Roten Kreuz einen Bewohner im Rollstuhl
Interkulturelles Seniorenzentrum "Haus am Sandberg" in Duisburg
Christophe Gateau/dpa/picture alliance
Studie zu Religion
Endlich mal gute Nachrichten . . .
. . . von den Religionen. Sie stärken die Solidarität, so eine neue Studie von Bertelsmann
Tim Wegner
23.04.2024
2Min

Die gesellschaftliche Apokalypse kann ver­schoben werden. Und das ausgerechnet dank der Religionen. Der neulich veröffentlichte ­Religionsmonitor 2023 der Bertelsmann-Stiftung hat ergeben: Der Zusammenhalt ist größer, als es scheint – weil religiöse Menschen überproportional viel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt tun.

Konkret und in Zahlen: 71 Prozent der christlichen und 69 Prozent der muslimischen Befragten haben im zurückliegenden Jahr für wohltätige Zwecke gespendet – gegenüber 59 Prozent der nicht religiösen. Und 31 Prozent der religiösen Menschen engagieren sich ehrenamtlich, während es bei den nicht religiösen nur 17 Prozent sind.

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In vielen Debatten wird so getan, als seien die Religionen vor allem ein Problem. Das liegt auch daran, wie sie in unserer medial vermittelten Öffentlichkeit vorkommen: durch die hauptamtlichen und vermeintlichen Würdenträger. Durch internationale Konflikte, die oft religiös überhöht werden. Durch Bischöfe und Bischöfinnen, die sexuellem Missbrauch nicht so ­konsequent entgegentreten, wie es nötig wäre. Durch muslimische Verbandsvertreter, die der ­Unterdrückung der Frau das Wort reden. Aber Religionen leben von ihren "Gläubigen", den Menschen, für die die Religion Lebensmotor und Richtschnur ist.

Der Religionsmonitor bestätigt im Übrigen die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die letzten Herbst erschien: Religiosität hängt maßgeblich davon ab, ob jemand als Kind direkt in Berührung kommt mit Traditionen und Ritualen. Nach dem Gottesdienst wirft man etwas in die Kollekte. Und wenn man auf der Suche nach einem Ehrenamt ist, findet man über die Kirchengemeinde an der Ecke schnell einen Weg. Gemeindemitarbeiterinnen, muslimisch oder christlich, wissen, wo man mitmachen kann, um die Gemeinschaft zu ­stärken. Wer all das als Kind erlebt hat, wächst selbstverständlich hinein in Solidarität und Engagement.

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Wir sollten die Religionen viel weniger von Leitungspersonen und Großkonflikten her begreifen. Christlich, das ist nicht, was Bischöfinnen und Bischöfe sagen, und muslimisch nicht, was Imame verkünden oder Terroristen anrichten. Ihre Kraft entfalten die Religionen vor Ort aus den Einzelnen heraus, die – wie auch diese Studie wieder zeigt – diese Gesellschaft positiv gestalten.

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