Mobile Klinik: Ärzte helfen Israelis und Palästinensern

"Dieser Krieg wird länger dauern"
Mobile Klinik der Physicians for Human Rights im Westjordanland

robertharding/Godong/picture alliance

Mobile Klinik der Physicians for Human Rights im Westjordanland

Physicians for Human Rights' mobile clinic in the West Bank, Souk Ba, Palestine National Authority, Middle East

Guy Shalev ist Direktor der Organisation "Physicians for Human Rights" in Israel. Mit einer mobilen Klinik hilft er Zivilisten auf beiden Seiten – Israelis und Palästinensern. Über den schwierigen Alltag im Bombenhagel.

Für meine Hilfsorganisation macht es keinen Unterschied, wo die Bomben fallen. Wir kümmern uns als einziger Verein in der Region um zivile Opfer auf beiden Seiten des Konflikts. Mein Team besteht zu einem Drittel aus palästinensischen Staatsbürgern Israels. Der Krieg stellt unseren gemeinsamen Alltag auf eine harte Probe. Nach Feierabend wird ent­­weder israelisches Fern­sehen oder ­paläs­tinen­si­sches beziehungsweise arabisches geschaut. Jeder nimmt das ­Leiden anders wahr.

Aber uns alle eint die Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf medizinische Hilfe hat. Egal welche Reli­gion oder Herkunft der Mensch hat. In unseren Verhandlungen mit Soldaten an Checkpoints in den besetzten palästinensischen Gebieten oder mit den Patienten vor Ort verschafft uns dieses Festhalten an Prinzipien Vertrauen und ­Respekt. Immerhin müssen wir mit den Unter­schieden tagtäglich selbst klarkommen.

Mit unseren medizinischen Kollegen in Gaza sind wir in ständigem Austausch. Ihnen geben wir ­Listen mit Medikamenten zur Versorgung der Geiseln durch, die von der Hamas entführt wurden. Ob sie bei den Geiseln ankommen, wissen wir nicht.

Marie Kröger

Marie Kröger ist Volontärin beim GEP. Zuvor arbeitete sie beim "Focus Magazin", dem "Hamburger Abendblatt" und diversen Onlineredaktionen. Sie hat Journalismus, European Studies und Philosophie in Berlin, Budapest und Stellenbosch studiert. Am liebsten schreibt sie Reportagen über Menschen, die keinen geraden Lebensweg gegangen sind – und trotzdem erfüllt sind.
PrivatMarie Kröger

Guy Shalev

Dr. Guy Shalev ist Direktor von Physicians for Human Rights in Israel, auf Deutsch: Ärzte für Menschenrechte. Die Organisation leistet Hilfe auf beiden Seiten – für Israelis und Palästinenser
Privat

Unsere Organisation betreibt eine mobile Klinik, mit der wir im ganzen Land unterwegs sind. Es ist wie ein Krankenwagen, nur mit noch mehr Medikamenten und medi­zinischen Instrumenten. Damit betreuen wir Opfer des Terroranschlags aus den ­israelischen Gemeinden, die jetzt zu Tausenden im ganzen Land verteilt in Hotels leben. Viele leiden unter Angstzuständen und sind traumatisiert.

Im Westjordanland trauen sich viele nicht mehr raus

Mit der mobilen Klinik sind wir auch im Westjordanland unterwegs und versorgen Palästinenser, die dort leben. Seitdem der Krieg begonnen hat, trauen sich viele von ihnen nicht mehr aus ­ihren Häusern. Die Gewalt des ­israelischen Militärs und der Siedler gegenüber den Palästi­nensern hat zugenommen. Besonders alte Menschen leiden unter dieser Situation. Bei ihnen ­machen wir Hausbesuche.

Israels Forderungen, mehr als 16 Krankenhäuser in Gaza in kürzester Zeit zu evakuieren, sind nicht umsetzbar. Wir beobachten, dass sogar im vermeintlich sicheren Süden Gazas israelische Raketen ein­schlagen. Es ist ein Kriegs­verbrechen, Menschen auf­zufordern, in ein bestimmtes Gebiet zu gehen und dann ­genau dort Bomben abzu­werfen.

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Auf der anderen Seite greift die Hamas jeden Tag Israel mit Raketen an. Alle paar Stunden müssen wir in den Luftschutz­bunker. Das macht unsere Arbeit schwieriger. Allmählich wird uns allen klar, dass der Krieg länger dauern wird.
Meine Frau ist hochschwanger und vor wenigen Tagen in die USA geflogen. Schwangere Frauen in Gaza haben diese Möglichkeit nicht.

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