Wie lange müssen Eltern ihre Kinder unterstützen?

Von Herzen
Kaum im Ruhestand, erwartet der Sohn Hilfe mit dem Nachwuchs - fällt die Weltreise ins Wasser?

Kati Szilagy

Kaum im Ruhestand, erwartet der Sohn Hilfe mit dem Nachwuchs - fällt die Weltreise ins Wasser?

Kaum im Ruhestand, erwartet der Sohn Hilfe mit dem Nachwuchs - fällt die Weltreise ins Wasser?

Endlich den Ruhestand genießen! Doch der Sohn erwartet finanzielle und tatkräftige Unterstützung mit dem Baby. Wie geht man damit als Eltern um? Pfarrerin Stefanie Schardien über familiäre Erwartungshaltungen.

Gerd K. aus Cottbus fragt:

Nach einem langen Berufsleben ­haben wir unseren Kindern jeweils ­eine Wohnung gekauft, um sie abzu­sichern. Jetzt, in der Rente, wollen wir die Welt bereisen. Unser Sohn hat kürzlich ein Kind bekommen. Wir freuen uns über unsere Enkelin, aber unser Sohn erwartet, dass wir regelmäßig als Babysitter aushelfen. Auch finanziell möchte er noch unterstützt werden. So hatten wir uns den Ruhe­stand eigentlich nicht vorgestellt. Sind wir egoistisch?

Stefanie Schardien antwortet:

Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb, schreibt der Apostel Paulus (2. Korinther 9,7). Worauf er zielt: Wichtig ist, dass Gaben von ­Herzen kommen. Aus solchen Motiven heraus schließen Familien oft informell eine Art Generationenpakt auf privater Ebene: Man hilft sich zwischen Alt und Jung dann, wenn man kann, und darf dafür umgekehrt selbst auf Hilfe setzen, wenn man sie braucht – klassischerweise als Kind oder im Alter.

Ihr Sohn scheint nun – unklassisch – den Eindruck zu haben, dass er immer noch in einer Phase steckt, in der er Unter­stützung benötigt, ja: einfordern kann. Und zwar sogar mehr, als Sie ihm ohnehin schon – vermutlich ja von Herzen – ge­geben haben und anbieten. ­Kleine ­Küchenpsychologie am ­Rande: Womöglich hat diese "Rundumversorgung" auch zur immer ­höheren Erwartungshaltung beigetragen?

Glücklicherweise sind Sie in Ihrem fami­liären Generationenpakt noch nicht auf seine Hilfe angewiesen. Dass Sie eine Phase erleben ­wollen, in der Sie einmal weniger "geben" und selbst genießen, trägt dazu bei, dass Sie ein "fröhlicher Geber" bleiben. Darum sollte Ihnen Ihr Sohn dies schon aus Klugheitsgründen zugestehen, aber mit Gerech­tigkeitssinn und Liebe eigentlich vor allem von Herzen gönnen.

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