Andererseits - Erbe abzugeben
Andererseits - Erbe abzugeben
Kati Szilagyi
Erbe abzugeben
Stefanie Schardien, Pfarrerin in Fürth und "Wort zum Sonntag"-Sprecherin, beantwortet für chrismon jeden Monat kniffelige Lebensfragen.
Stefanie SchardienARD/BR/Markus Konvalin
19.08.2022

Johanna M. aus Hamburg fragt:

Ich werde irgendwann erben. Mir geht es finanziell gut. Ich will viel spenden und meiner Freundin, die eine miese Rente zu erwarten hat, einen Batzen zuwachsen lassen. Aber wie mache ich das? Sie ist sehr stolz, und ich will sie auch nicht beschämen.

Stefanie Schardien antwortet:

Martin Luther hat uns bei­­gebracht, dass jeder Mensch sich gewiss sein dürfe: Ich bekomme Gottes Gnade geschenkt ­"ohn all mein Verdienst und ­Würdigkeit". Beim Erben werden Menschen auch ohne eigene Leistung und Würdigkeit beschenkt – aller­dings mit Geld und eben nur ­einige, nicht alle. Gäbe es deutlich mehr Erbinnen und ­Erben wie Sie, würden sich Menschen wie Ihre Freundin weniger beschämt fühlen. Weil es dann in der Gesellschaft selbstverständlicher würde, insbesondere von unverdientem Reichtum mehr abzu­geben.
Insofern können Sie sich natürlich auch politisch für eine Erbschaftssteuer einsetzen, die ein Hebel für mehr Gerechtigkeit und Umverteilung in der Gesellschaft wäre. Nun sind wir da noch lang nicht. Bis dahin? Wenn Ihrer Freundin das An­nehmen ­damit leichter fiele, ­finden Sie etwas, mit dem sie sich auf ihre Weise ohne Kosten ­erkenntlich zeigen kann. Aber womöglich hilft Ihrer Freundin am besten ein offenes Gespräch über die Scham, einfach so ­beschenkt zu werden.

Stefanie SchardienARD/BR/Markus Konvalin

Stefanie Schardien

Die Theologin Stefanie Schardien, geboren 1976, ist Theologische Geschäftsführerin des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik, wo auch chrismon erscheint.

Wenn sie Ihr Geschenk aus welchen Gründen auch immer trotzdem nicht annehmen möchte? So schmerzhaft das für Sie ist: ­Respektieren Sie das. Vielleicht machen Sie Ihrer Freundin dann damit eine Freude, dass Sie sie fragen: Welcher Organisation oder wem soll ich stattdessen mit dem Geld Gutes tun?

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Liebe Frau Schardien, "Gottes Gnade" ist der absolute Tod / die Löschung der Festplatten und Arbeitsspeicher, wenn Mensch/ALLE nicht erkennt, fusioniert und überwindet, was die Schöpfung mit "göttlicher Sicherung" vor dem Freien Willen zur Bedingung gemacht hat. Aber das ist auch nicht weiter schlimm, denn es bedeutet schließlich die Rückkehr in die Seele der Schöpfung, wie ich aus meiner AKE weiß.

Schardien: "... ein Hebel für mehr Gerechtigkeit und Umverteilung in der Gesellschaft wäre."

Es gibt nur eine Gerechtigkeit, die keinen Menschen arm oder bedingt glücklich werden/sein lässt: Das globale Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik, "wie im Himmel all so auf Erden", das den ungerechten und bewusstseinsbetäubenden zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf des imperialistisch-faschistischen Erbensystems und die gleichermaßen-gepflegte Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem "Individualbewusstsein", seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung ("Vertreibung aus dem Paradies"), gottgefällig beenden würde.

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@Johanna M.
Da Mensch die Eskalation seines ausbeuterischen und unterdrückerischen Systems, in Steuern zahlen und ebensolchen wettbewerbsbedingten Abhängigkeiten, der ebenbildlichen Gestaltung von Vernunftbegabung zu Vernunft/Gott offenbar vorzieht und somit ..., solltest Du wenigstens etwas wie eine Genossenschaft planen, von der Ihr dann hoffentlich beide gleichermaßen etwas habt.

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Für die Frau Pfarrerin ist vererbtes Vermögen also grundsätzlich "unverdient". Mehr noch, "Umverteilung " von Vermögen wird in eine positiven Wertezusammenhang gebracht, wenn nicht sogar gleichgesetzt, mit "Gerechtigkeit", immerhin einer platonischen Kardinaltugend, einem absoluten sittlichen Wert. Aufschlußreiche theologische Interpretationen;da ist es verwunderlich, dass so viele Menschen der Kirche den Rücken kehren ....
Vielleicht sollte sie daher so konsequent sein und der Fragestellerin das Ausschlagen der Erbschaft anraten. Wenn dann kein weiterer Erbschaftsanwärter vorhanden ist, erbt der Staat. Das wäre dann ein zusätzliches Moment für den "Hebel zur Gerechtigkeit", ganz im Sinne von Frau Schardien. Es wäre natürlich auch gottgefälliger im Sinne von Markus,10,17 -27.
Also, noch mehr Konsequenz in sozialen Dingen, dann wird das schon ...

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"Stefanie Schardien, Pfarrerin in Fürth und "Wort zum Sonntag"-Sprecherin, beantwortet für chrismon jeden Monat kniffelige Lebensfragen." Diesmal möchte eine Dame Geld weggeben und die als Empfängerin Vorgesehene mag nicht so richtig. Kniffelig, kniffelig! Als ein Ausweg wird geraten: "Vielleicht machen Sie Ihrer Freundin dann damit eine Freude, dass Sie sie fragen: Welcher Organisation oder wem soll ich stattdessen mit dem Geld Gutes tun?"

Ich stehe als Helfer in der Not zur Verfügung. Ich nehme schamlos. Geld meine ich. Gottes Gnade gibt es ja auch kostenlos. Die würde ich mit einem "Nein danke" ablehnen. Aber das wäre bereits das Wort zum Dienstag.

Max Zirom

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Liebe Frau Schardien,
Ihr Kommentar zu dieser Frage ist in meinen Augen sehr naiv. Ihre politische Einstellung sollte für mein Empfinden bei der Beantwortung dieser Frage außen vor bleiben. So wie Johanna M. schreibt, will sie angeblich viel spenden. Prima, dann kann sie genau die Organisation(en) bedenken, die ihr am Herz liegen und selbst Ungerechtigkeiten ausgleichen, soweit sie dies überhaupt möchte! Dass ihr Einsatz für eine Erbschaftssteuer (die es ja bereits gibt) für mehr Gerechtigkeit und Umverteilung in der Gesellschaft sorgen soll, zähle ich zu den Märchen. Woher wissen Sie denn heute, dass mit einer hòherer/anderen Erbschaftssteuer unsere Regierung nicht ganz andere Pläne hat oder vielleicht einfach ein neues Regierungsgebäude, Straßen, Braunkohle, usw. finanziert? Dieser Gedanke einer gerechteren Umverteilung ist mehr als nur naiv - der Sozialismus funktioniert bis heute nirgends wirklich - nicht einmal die Kirchensteuer wird meines Wissens zuvorderst dafür verwendet soziale Ungerechtigkeiten zu beseitigen. (Stichwort: Jesu) Steuern sind Zwangsabgaben und in Deutschland zahlt man im weltweiten Vergleich mit am meisten; außer man erhält eine Besoldung als Beamter. ;)
Übrigens ist Johanna M., zumindest was diese Frage anbelangt, keine Erbin, sondern Erblasserin.
Mein Vorschlag wäre, der Freundin Geld zu ihrer freien Verfügung zu vererben und wenn sie dies nicht annehmen möchte, dann kann sie dies an Organisation XY oder eine Organisation ihrer Wahl spenden. Nicht so schwierig.

Antwort auf von Beatrice Veit (nicht registriert)

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B. V.: "Dieser Gedanke einer gerechteren Umverteilung ist mehr als nur naiv - der Sozialismus funktioniert bis heute nirgends wirklich ..."

Wirklich-wahrhaftige Gerechtigkeit wäre, wenn NICHT im "gesunden" Konkurrenzdenken "umverteilt" und NICHT ebenso für Ausbeutung und Abhängigkeiten versteuert würde, sondern Leistung, von und für die GLOBALE Gemeinschaft und das GLOBALE Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik und OHNE imperialistisch-faschistisches Erbensystem, UNKORRUMPIERBAR belohnt würde. Doch für solch eine verantwortungsbewusste Freiheit "wie im Himmel all so auf Erden", fehlt tatsächlich der Glaube an zweifelsfrei-eindeutige Vernunft / an geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein, denn die wettbewerbsbedingte Konfusion, hat die Vernunftbegabung der Menschen, mit egozentriertem "Individualbewusstsein", zur steten Kapitulation/Hoffnungslosigkeit vor dem zeitgeistlichen Reformismus erzogen, seit dem geistigen Stillstand von Mensch ersten und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung ("Vertreibung aus dem Paradies") - Und ja, leider sind unsere "Geistlichen" seither auch nur "Treuhänder" dieser Verkommenheit, obwohl die Philosophie der Bibel eine ganz andere Sprache als die zeitgeistlich-reformistische Interpretation spricht.

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Eine aus eigenem Einkommen wohlhabende Leserin möchte einer Freundin „einen Batzen zuwachsen“ lassen. Die Ratgeberin Stefanie Schardien antwortet mit dem Vorschlag einer höheren Erbschaftssteuer. Die beschriebene Schenkung in Steuerklasse III unterliegt bereits jetzt einem Steuersatz von 30% des geschenkten Betrages, bzw. 30/70 = 43% des beim Beschenkten ankommenden Restes. Eine noch höhere Besteuerung wäre gewiss keine Lösung für die Sorge der Leserin, ihre Freundin nicht „beschämen“ zu wollen.

Der sinnvollere Ratschlag wäre es gewesen, dass die beiden Eltern der Leserin ihrer Freundin jeweils ein Vermächtnis von bis zu 20.000 Euro zukommen lassen, um durch mehrfache Ausnutzung des steuerlichen Freibetrags hohe Steuern zu vermeiden.

Joachim Falkenhagen
Berlin

PS: Die Leserin Johann M erklärt, dass es ihr bereits jetzt „finanziell gut geht“ und sie (jetzt) ihre Freundin beschenken möchte. Also aus selbst erworbenem Geld. Ihre Erbschaft erwartet sie „irgendwann“ später.
Ob ihre jetzige Position leicht verdient war, ob sie auf Anstrengung und „gerechten“ Geschäften beruhte, oder ob viel Glück dabei war, welche Rolle die Erziehung oder eine von den Eltern finanzierte Ausbildung spielte, bleibt offen, aber es geht noch nicht um Geld aus der zukünftigen Erbschaft.

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Noch klassischer zur Umverteilung aufzurufen, geht nicht.
Allgemeine Phrasen wie Erbe ist unverdienter Reichtum oder der Ruf nach einem Hebel der Gerechtigkeit und Umverteilung einer Erbschaftssteuer zeugt von einem nicht zu überbietenden Unverstand. Nur durch Vererbung konnten Generationen von Firmen und Familien erfolgreich potentielle Nachfolger gross- und heranziehen, die durch kontinuierlichen Wohlstand Millionen von Beschäftigten deren Existenzen gesichert haben und es noch immer praktizieren. Die Meinung von Frau Schardien gehört in die ganz linke Klamottenkiste.

Mit freundlichem Gruß von unterwegs
Frank Salomon

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