Sie könnten glücklich sein
Achtung Satire! Felice Bauer und Franz Kafka sinnieren, was sie zum Glück bräuchten
Voland&Quist/Tim Jockel
Gregor Stockmann
25.11.2021

Felice: Warum sagst du mir nicht, was ich von dir hören will?

Franz: Warum willst du von mir hören, was ich nicht sagen kann?

Felice: Wir könnten glücklich sein.

Franz: Ist es nicht schön, das zu denken?

Felice: Warum sind wir es dann nicht?

Franz: Du musst wissen, dass ich fletschere.

Felice: Ich denke, du müllerst?

Franz: Ich kaue jeden Bissen dreißig Mal, auch bei Suppe. Deshalb sitze ich lieber ­abseits, um niemanden zu stören.

Felice: Mich würde das nicht stören.

Franz: Das sagst du jetzt.

Felice: Du kannst von mir aus mit den ­Fingern essen und dabei Grammophon ­hören.

Franz: Ich würde am liebsten in einem ­Verlies leben, um mich endlich richtig aufs Schreiben konzentrieren zu können.

Felice: Habe ich überhaupt einen Platz in deinem Leben?

Franz: Jemand muss mir ja das Essen vor die Kellertür stellen.

Felice: Wenn du mich nur lieben würdest, wie ich dich lieben würde, wenn du mich ­lieben würdest.

Franz: Wenn du nur so zu mir passen ­würdest wie ich zu dir.

Voland&Quist/Tim Jockel

Jochen Schmidt

Jochen Schmidt wurde 1970 in Berlin-Friedrichshain geboren. Er studierte Romanistik in Berlin und Brest. 1999 gründete er die Leseshow "Chaussee der Enthusiasten", bei der er 16 Jahre lang wöchentlich auftrat, mit Texten, die unterhalten und nutzen wollten. Wichtige Veröffentlichungen: "Schmidt liest Proust", "Meine wichtigsten Körperfunktionen", "Schneckenmühle", "Gebrauchsanweisung für Ostdeutschland". 2017 erschien sein Roman "Zuckersand", in dem ein Vater mit seinem zweijährigen Sohn spazierengeht und wieder sehen und fühlen lernt. Mit Line Hoven hat Jochen Schmidt bereits für "Dudenbrooks" und "Schmythologie - Wer nicht Griechisch kann, kann gar nichts" zusammengearbeitet. 2004 erhielt Jochen Schmidt den Förderpreis zum Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Auf Reisen fotografierte Fundstücke kommentiert Jochen Schmidt auf: http://jochen-schmidt.blogspot.de/
Gregor Stockmann

Line Hoven

*1977, lebt und arbeitet als Comiczeichnerin und Illustratorin in Hamburg. Ihre Graphic Novel "Liebe schaut weg" wurde in mehrere Sprachen übersetzt und unter anderem mit dem e. o. Plauen Förderpreis ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Schriftsteller Jochen Schmidt sind "Dudenbrooks" bei Jacoby & Stuart und "Schmythologie" bei C. H. Beck veröffentlicht worden. Ihre in Schabkarton gekratzten Arbeiten erscheinen in verschiedenen Magazinen und Zeitungen. Line Hoven hat zur Zeit die Max Kade Gastprofessur am Dartmouth College in Hanover (USA) inne. "Line Hoven ist die schöne Schwester, die sich Robert Crumb immer gewünscht hat." (Teresa Präauer, aspekte-Preisträgerin und Autorin, zum Werk von Line Hoven.)

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