Gibt´s die wirklich?
Zwei Bergsteiger über Höhenluft und Stadtleben. Achtung, Satire!
Voland&Quist/Tim Jockel
Gregor Stockmann
27.05.2021

Reinhold: Ich hab dich überall gesucht. Auf den höchsten Gipfeln der Welt.

Yeti: Wie wahrscheinlich war es wohl, dass ich dort bin?

Reinhold: Alle haben mich für verrückt ­erklärt.

Yeti: Mich hat ja keiner gefragt.

Reinhold: Nirgends fühlte ich mich Gott so nah.

Yeti: Das liegt an der Höhenluft.

Reinhold: Ab 8000 Meter über dem Meeres­spiegel beginnt man zu verstehen.

Yeti: Ich wollte eigentlich immer lieber in der Stadt leben.

Reinhold: Du warst die wichtigste ­Begegnung meines Lebens.

Yeti: Warum scheust du dich dann, dich mit mir zu zeigen?

Reinhold: Die Menschen haben schon zu viel zerstört.

Yeti: Ich bin doch erwachsen und kann für mich sorgen.

Reinhold: Sie würden dich für einen ­Marketingtrick halten.

Yeti: Das ließe sich leicht aufklären.

Reinhold: Denk dran, was sie mit King Kong ­gemacht haben.

Yeti: Ich bin aber nicht so furchteinflößend groß.

Reinhold: Das entspricht tatsächlich nicht ganz den Erwartungen.

Yeti: Glaubst du eigentlich wirklich, dass es uns gibt?

Reinhold: Bei mir bin ich mir nicht so sicher.

 

Voland&Quist/Tim Jockel

Jochen Schmidt

Jochen Schmidt wurde 1970 in Berlin-Friedrichshain geboren. Er studierte Romanistik in Berlin und Brest. 1999 gründete er die Leseshow "Chaussee der Enthusiasten", bei der er 16 Jahre lang wöchentlich auftrat, mit Texten, die unterhalten und nutzen wollten. Wichtige Veröffentlichungen: "Schmidt liest Proust", "Meine wichtigsten Körperfunktionen", "Schneckenmühle", "Gebrauchsanweisung für Ostdeutschland". 2017 erschien sein Roman "Zuckersand", in dem ein Vater mit seinem zweijährigen Sohn spazierengeht und wieder sehen und fühlen lernt. Mit Line Hoven hat Jochen Schmidt bereits für "Dudenbrooks" und "Schmythologie - Wer nicht Griechisch kann, kann gar nichts" zusammengearbeitet. 2004 erhielt Jochen Schmidt den Förderpreis zum Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Auf Reisen fotografierte Fundstücke kommentiert Jochen Schmidt auf: http://jochen-schmidt.blogspot.de/
Gregor Stockmann

Line Hoven

*1977, lebt und arbeitet als Comiczeichnerin und Illustratorin in Hamburg. Ihre Graphic Novel "Liebe schaut weg" wurde in mehrere Sprachen übersetzt und unter anderem mit dem e. o. Plauen Förderpreis ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Schriftsteller Jochen Schmidt sind "Dudenbrooks" bei Jacoby & Stuart und "Schmythologie" bei C. H. Beck veröffentlicht worden. Ihre in Schabkarton gekratzten Arbeiten erscheinen in verschiedenen Magazinen und Zeitungen. Line Hoven hat zur Zeit die Max Kade Gastprofessur am Dartmouth College in Hanover (USA) inne. "Line Hoven ist die schöne Schwester, die sich Robert Crumb immer gewünscht hat." (Teresa Präauer, aspekte-Preisträgerin und Autorin, zum Werk von Line Hoven.)

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