Posteingang - Costa Rica
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Marcos del Mazo / Getty Images
Eine politische Entscheidung
Gleichgeschlechtliche Partner werden in Costa Rica bald heiraten können. Die Bevölkerung ist gespalten.
Simone DollingerPrivat
17.01.2020

In diesem Jahr kommt nun die Homo-Ehe. Im Mai 2020 wird die entsprechende Verfassungsänderung in Kraft treten. Das freut viele, die sich dafür eingesetzt haben. Aber es bedeutet nicht unbedingt, dass die breite Bevölkerung Costa Ricas dahinter steht.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte die ehemalige Regierung. Sie stellte 2016 eine Anfrage an den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte, den 20 lateinamerikanische Staaten als wichtige Instanz anerkennen: Ob die Eigentumsrechte einer Ehe nicht auch für gleichgeschlechtliche Paare gelten? Die Richter bejahten dies nicht nur. Sie erklärten Anfang 2018 auch einen Passus in der Verfassung von Costa Rica für rechtswidrig, der besagte, dass nur Mann und Frau die Ehe schließen dürfen.

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Simone Dollinger

Simone Dollinger lebt seit 2018 in San José, Costa Rica und ist für Mission 21 als Koordinatorin der Projekte im Bereich theologische Bildung – gesellschaftsverändernde Kirche in Peru, Bolivien, Chile und Costa Rica tätig. Mission 21, mit Sitz in der Schweiz, engagiert sich weltweit für die Friedensförderung, bessere Bildung, Gesundheit und gegen Armut, besonders für Frauen. Als internationales Werk ist Mission 21 in 20 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika im Einsatz, gemeinsam mit über 70 Partnerkirchen und Partnerorganisationen.

Die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare sei anzuer­kennen – dieser Entscheid galt nicht nur für Costa Rica, sondern für alle 20 Staaten. Nur fünf von ihnen hatten die Homo-Ehe bereits eingeführt, darunter Argentinien und Brasilien. Die anderen Länder standen jetzt ­unter Druck, ihre Gesetze zu ändern. In Costa Rica wurde heftig diskutiert. Im April 2018 wäre fast ein evangelikaler Prediger Präsident geworden, der die Homo-Ehe deutlich ablehnte.

Die Gesellschaft ist gespalten

Er gewann die Wahl nicht, aber seine Meinung teilen immer noch viele. Die Diskussionen bleiben. Jüngst nahm der jetzige Präsident Carlos Alvarado an einer Kundgebung zu Gender-Diversität teil. Für den gleichen Zeitraum forderte eine Vertretung von Fischern ein ­Treffen, um über die Mehrwertsteuer zu verhandeln. Der Präsident verwies die Fischer an das entsprechende ­Ministerium und zeigte damit ­meiner Meinung nach Dialogbereitschaft.

Meine Nachbarin sah dies anders. Sie meinte, mit diesen LGBT-­Leuten ­würde sich der Präsident abgeben, aber um die einfachen Fischer ­kümmere er sich nicht. Diese Reak­tion scheint mir ein gutes Bild dafür zu sein, wie gespalten die Gesellschaft auf dem Weg zu Geschlechterge­rechtigkeit nach wie vor ist.

 

 

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