Die Deutschen nehmen Flüchtlinge auf, noch. Bald kommen wieder mehr
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
23.04.2014

chrismon Redakteur Burkhard Weitz
Deutschland vor gut 20 Jahren: 1993 ­hatten die rechtsextremen Ausschreitungen von Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen, die Brandanschläge von Mölln und Solingen gerade das Land erschüttert. Die Drittstaatenregelung (Flüchtlinge werden in das EU-Land abgeschoben, das sie als Erstes bei ihrer Flucht betraten) sollte Flüchtlinge außer Landes halten.

Heute sieht das Land ganz anders aus. Illegale Flüchtlinge kampieren so lange auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg, bis ihnen Senat und Bezirksamt Unterkünfte vermitteln und sie ­freiwillig ihr Protestlager räumen. In Hamburg verweigern Lampedusa-Flüchtlinge die Ausweisung nach Italien. Behörden und Kirchen stellen ihnen Winterunterkünfte. 80 von geschätzt 200 bis 300 sollen inzwischen legal arbeiten dürfen. Und Hamburgs Bürgermeister hätte am liebsten die Drittstaaten- durch eine Quotenregelung ersetzt: Jedes EU-Land nimmt so viele Flüchtlinge auf, wie es nach errechneter Quote kann, und bekommt dafür finanzielle Kompensation. In Bayern bilden die Behörden Flüchtlinge zu Fachkräften aus. Deutschland ist integrationswillig geworden.

Doch so einfach ist das alles nicht. Die italienischen Behörden meldeten Anfang April binnen zwei Tagen 4000 Bootsflüchtlinge, mehr als je zuvor. Der Migrationsdruck steigt. Die EU muss kreativer reagieren als bloß abzuschotten und auszusitzen. Afrika braucht massenhaft Schulen und Ausbildungsbetriebe, EU-Stipendien und EU-Blue-Cards für Fachkräfte. Gerade die Ehrgeizigen, die etwas vom Leben wollen, müssen realistische Chancen auf ein Visum bekommen. Solch ein Ansporn könnte helfen, die Migration zu kanalisieren. Vielleicht würde er am Ende auch Afrika helfen.

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