Die Schweizer sind gegen „Abzocker“. Regeln allein helfen aber nicht
Tim Wegner
05.03.2013

Die Schweizer gelten als fleißig und erfolgreich; Konzerne wie Nestlé, ABB und Roche haben hier ihren Sitz. In diesem wirtschaftsfreundlichen Land haben fast 70 Prozent (allerdings nahm weniger als die Hälfte der Schweizer teil) in einem Referendum der „Volksinitiative gegen die Abzockerei“ mit Ja gestimmt. Regierung und Parlament müssen nun gesetzlich regeln, dass die Aktionäre eines Unternehmens über die Gehälter der Spitzenmanager entscheiden. Das Ziel: hohe Boni und Abfindungen eingrenzen.

Ein Signal auch für Deutschland

Das Ergebnis ist ein Signal – auch für Deutschland. Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der sowohl die Schweiz als auch die Bundesrepublik angehören, hat ermittelt, dass die Einkommensungleichheit in den OECD-Staaten in den vergangenen zwei Jahrzehnten zugenommen hat. Ein Grund sind surreale Vorstandsgehälter. VW-Chef Martin Winterkorn etwa verdiente 2012 über 14 Millionen Euro. Das ist fast das 200-fache dessen, was ein durchschnittlicher Arbeitnehmer bei VW aufs Konto bekommt.

Plötzlich entdecken alle deutschen Parteien die Schweiz als Vorbild. Zurecht? Ja und nein. Die Gehaltshöhen in die Hände der Aktionäre zu legen, ist charmant, weil demokratisch – auf den ersten Blick. Tatsächlich aber liegen die meisten Aktienpakete bei Großinvestoren, etwa bei Banken und Fondsgesellschaften. Ob die den Exzessen ein Ende bereiten würden?

Vertrauen gewinnen - das geht nicht mit Gesetzen

Auch Verantwortung ist wichtig: Der Erfolg der Wirtschaftselite basiert darauf, dass eine Mehrheit Vertrauen in das Wirtschaftssystem hat. Die Schweiz zeigt, dass dieses Vertrauen erodiert. Regeln können es nicht wiederherstellen; der Impuls dazu muss aus der Wirtschaft selbst kommen. Endlich!

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