Endlich mal eine gute Nachricht: Auch Väter bleiben mal zu Hause. Nur Horst Seehofer will das nicht hören - der zahlt lieber Bestechungsgeld für Mütter, die den Herd hüten.
Tim Wegner
16.05.2012

Es sind diese kleine Meldungen im „Vermischten“ der Tageszeitungen. Der neue Chefredakteur des Focus will von Berlin aus arbeiten, weil da seine Familie wohnt. Der Spiegel-Reporter Markus Grill folgt seiner Frau nach Washington und will dort halbtags die Kinder hüten. Der Sportdirektor von Hannover 96, Jörg Schmadtke, will öfter bei seiner Familie in Düsseldorf sein. Alles keine Titelzeilen auf Seite eins – aber klare Indizien für eine Entwicklung, die man auf den kurzen Nenner bringen könnte: Auch Väter sind heute nicht mehr so mobil. Die Zeit mit ihren Kindern ist ihnen so wichtig, dass sie für ihre Arbeitgeber nicht mehr allzeit verfügbar sind.

Papa live - das ist was Neues

Kann sein, dass das für die Wirtschaft eine schlechte Nachricht ist. Es heißt nämlich: Man muss Vätern entweder sehr viel Geld bezahlen, damit sie für den Job umziehen. Oder man muss ihnen neue Arbeitsmodelle anbieten. Home Office. Vier Tage Woche. Konferenzen per Skype. Vätermonate. Für die Familien aber sind das doch richtig gute Nachrichten.  Erstens freuen sich die Kinder, wenn Papa nicht nur per Smartphone morgens aus dem ICE anruft, sondern auch mal live mit ihnen Mathe lernt. Und zweitens freuen sich die Frauen, wenn sie nicht die einzigen sind, die im Betrieb auf moderne Arbeitsbedingungen pochen.

Ist das jetzt die Revolution? Nö, natürlich nicht. Es gibt sie schon noch, die Männer vom alten Schlag, die gar nicht verstehen können, dass Familie wichtiger sein kann als Arbeit. Horst Seehofer ist so einer, der schier perplex war, als er letztes Jahr einen Innenminister suchte – und gleich drei Kandidaten wegen der Familie abwinkten. Der Vater Peter Ramsauer verwies auf sein jüngstes Kind (damals zwölf), der Vater Joachim Herrmann  sagte ebenfalls ab und Georg Fahrenschon, Vater von kleinen Kindern, brachte gleich von vornherein „familiäre Gründe“ vor. Seehofer soll von so viel neuer Väterlichkeit wenig amüsiert gewesen sein. Kein Wunder, dass er jetzt das Betreuungsgeld für Mütter durch peitscht, die beim Kind daheim bleiben. Dann kann Papa ja wieder lange abends im Büro bleiben.

Aber Papa will manchmal gar nicht. Und das muss jetzt auch mal gefeiert werden, an diesem Vatertag. Da sollen sie auch ruhig einen drauf trinken, wenn es denn sein muss. Hauptsache, sie spülen anschließend die Gläser und putzen den Grill.

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