"Wir wollen eine Brücke in die Gesellschaft bauen"
Milad Karimi ist Dichter und Geschäftsführer des Salam-Verlags, der erstmals fünf islamische Kinderbücher herausgibt
07.10.2010

chrismon: Wozu braucht Deutschland einen Verlag für muslimische Kinder- und Jugendliteratur?

Milad Karimi: Eine Million Kinder und Jugendliche aus muslimischen Familien wachsen hierzulande quasi buchlos auf. Es gibt einen großen Markt für christliche Kinderbücher, aber nichts von vergleichbarer Qualität für muslimische Kinder. Ihnen wird religiöses Wissen oft autoritativ und unhinterfragt vermittelt. Viele muslimische Eltern in Deutschland können die Warum-Fragen nicht beantworten, weil sie selbst keine Sprache dafür haben.

Wen sprechen Sie mit Ihrem Programm an?

Unsere deutschsprachigen und bilingualen Bücher sollen die muslimischen Eltern und Religionslehrer bei der Erziehungsarbeit unterstützen, mit Bilderbüchern für Kleinkinder bis hin zur Literatur für 16-Jährige. Wir wollen, dass diese Kinder lesend ihre komplexe Identität und ihre Religion verstehen und kritisch reflektieren.

Was bietet Ihr Verlag an?

Besonders wichtig sind mir Sprachbücher, Einführungen in die Kultursprachen der islamischen Welt. Migrantenkinder lernen umso besser Deutsch, je besser sie ihre Muttersprache beherrschen. Der andere Schwerpunkt sind religiöse Kinderbücher - Deutsch und bilingual: Wie betet man als Muslim und warum gerade so? Was ist Gott, der Koran, der Prophet? Was ist meine Aufgabe als Muslim? Auch die Märchen der islamischen Welt werden nicht fehlen. Es wird Informationen über alle Weltreligionen geben.

...die Weltreligionen aus muslimischer Perspektive?

Wir wollen gegen jede Art von Parallelgesellschaft angehen und Kindern eine Brücke in die nichtmuslimische Gesellschaft bauen. Sie sollen begreifen, dass diese Gesellschaft nicht im Widerspruch zu ihrer Religion steht. Daher der programmatische Name "Salam" - Friede. Uns geht es auch um die Menschenrechte.

Der Islam kennt viele Spielarten. Welche verbreiten Sie?

Wir versuchen, die Vielfalt des Islam deskriptiv darzustellen - nicht nur die sunnitische Mehrheitsströmung, auch Schiiten und Aleviten. Wir legen Wert auf Unabhängigkeit von Moscheeverbänden.

Wer steht hinter dem Verlagsprojekt?

Verleger ist Andreas Hodeige, Inhaber des Freiburger Rombach-Verlages. Uns assistiert ein Beirat. Ihm gehören Islamwissenschaftler, Religionspädagogen, Menschenrechtler, der Schriftsteller Rafik Schami und die Journalistin Sineb El Masrar an.

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