Robert Crumb zeichnet Gott klischeemäßig als alten Mann mit Rauschebart
Robert Crumb zeichnet Gott klischeemäßig als alten Mann mit Rauschebart
Robert Crumb / W.W. Norton & Company
Beim Schöpfen
Der Supercharakter im Comic: Gott, interpretiert von Zeichnerlegende Robert Crumb
Lukas Meyer-BlankenburgPrivat
17.01.2023

Gott als Comicfigur – ist das noch Kunst oder schon Bibel-Trash? Vielleicht ein bisschen was von beidem und das mit voller Absicht. Was Sie hier sehen, ist nur eines von Tausenden Bildern, mit denen die US-amerikanische Zeichnerlegende Robert Crumb das Buch Genesis erzählt, die ­Bibel als Comicstrip. Mehrere Jahre hat er daran gearbeitet, 2009 ist das Buch erschienen.

Für Genrekenner kam das damals etwas überraschend. International steht der Name Robert Crumb nämlich seit Jahren für avantgardistisch-versaute Underground-Comics. Immer dickes Schwarz-Weiß, immer fleischlich und derb. Am berühmtesten, weil sogar verfilmt, ist seine Figur Fritz the Cat. Ein fast faustischer Kater, der auf dem Motorrad sinnsuchend durch die USA brettert und dabei von einem ­orgiastischen Drogenrausch in den nächsten stolpert.

Das Buch Genesis kommt zwar noch ohne Motorrad, ­Cannabis und LSD aus, um viel Sex und Gewalt geht es aber auch hier. Und natürlich spielt ein Supercharakter die Hauptrolle, der das Ganze zusammenhält: Gott.

Fast ein ­bisschen schade, dass Robert Crumb ihn klischeemäßig als ­alten Mann mit Rauschebart zeichnet. Der Comic­autor, geboren 1943, sagt aber, er hätte sich beim Zeichnen ­weniger am Klischee als vielmehr an ­seinem eigenen Vater orientiert. Das macht die ­Sache dann doch wieder interessant, zumindest für die ­Freudianer. Hier hält Gottvater gerade den ersten Prototyp der Erde in den Händen, eine ­sternenförmige ­ An­sammlung dunkler Materie, aus der der Welten­schöpfer gleich einen bewohnbaren Planeten ­formen wird.

Der Comic folgt ziemlich streng der biblischen Textvorlage und zeigt das Alte Testament als Abfolge von Erbfolgen, Er- und Misserfolgen, vor allem aber: als Geschichtensammlung voll Leid und Liebe, Leidenschaft und grausamer Herzlosigkeiten.

Im Bild wird die Heilige Schrift zu einer ziemlich menschlichen Angelegen­heit. Und weil Robert Crumb ein guter Künstler ist, wird das Buch Genesis dadurch nicht oberflächlich, sondern um eine Erzählform erweitert. Wer ­eine zarte Lesemüdigkeit verspürt, kann zum Bibelbilder­reigen greifen. Und siehe da: ­ So geht es auch!

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Man kann für sich schreiben und zeichnen was man will. Geschieht das aber öffentlich mit künstlerischem Anspruch (Narrenfreiheit?) und auch noch Beifall erwartend, werden Steine gelockert und das Haus war doch keine Feste Burg und bricht zusammem. Ein Wiederaufbau führt nicht zurück zum Original. Im übertragenen Sinn: "Das Heiligste als Witz-Figur-Ziel (Cmic) in einer Spielgemeinschaft, die sich dann auch noch Kirche nennen möchte". Die künstlerische Exegese macht Dreck zu Gold. Schlimmer geht nimmer.

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Wenn das wieder nur ein Buch über unsere gleichermaßen unverarbeitete Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem "Individualbewusstsein" ist, dann ist es auch Humbug.

HUMBUG, der als Spiegel für wettbewerbsbedingte Herrschaft dient!

Gott ist die Metapher für Vernunft, die Mensch, also ALLE zusammen, aus der Vernunftbegabung ebenbildlich gestalten soll, sozusagen geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein, denn seit Mensch "Vertreibung aus dem Paradies" (erster und bisher einzige geistige Evolutionssprung, in die Möglichkeit ganzheitlich-eigenverantwortlicher Entwicklung) herrscht zeitgeistlich-reformistische Konfusion.

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