Rosa von Praunheim: "Wir dürfen glücklich sein" – Männer mit Vögeln
Rosa von Praunheim
Zu schwuler Liebe gehört auch schwuler Sex
Die Ausstellung "Jesus liebt!" in der Nürnberger Kulturkirche St. Egidien zeigte Bilder mit Sexszenen schwuler Männer. Nach heftigem Protest wurde sie vorläufig geschlossen. Das ist falsch, findet chrismon-Redakteur Konstantin Sacher. Ein Pro & Contra.
Tim Wegner
27.07.2023

Segnet Gott, segnet Jesus auch homosexuelle Liebe? Diese Frage haben die meisten evangelischen Landeskirchen längst mit einem "Ja" beantwortet. Kirchen beteiligen sich am Christopher Street Day. Pfarrerinnen trauen schwule Paare und Bischöfe wollen queere Menschen in ihrem Kampf um Anerkennung unterstützen. Ist doch eine der Grundbotschaften des zeitgenössischen Protestantismus: Gott liebt dich, wie du bist. Doch offenbar gilt das vor allem in der Theorie. Der Segen für die Liebe vor dem Traualtar wird von vielen mittlerweile akzeptiert, aber es soll bitte schön nicht allzu menschlich werden, schon gar nicht körperlich oder sexuell.

Lesen Sie hier: Warum die Schließung der Ausstellung "Jesus liebt" richtig ist

"Wir warten auf dich" – für manche eine Drohung?

In der Nürnberger Kulturkirche St. Egidien wurde am 21. Juli die Ausstellung "Jesus liebt!" eröffnet und am 25. Juli nach heftigen Protesten wieder geschlossen. Sie zeigt Bilder des schwulen Künstlers Rosa von Praunheim. Es sind schwule Sexpraktiken zu sehen. Die Bilder allerdings, die explizite Sexszenen zeigen, wurden in der Ausstellung hinter einem Vorhang verborgen und mit einem Warnhinweis versehen (wir zeigen hier die weniger expliziten Bilder). Es geht in der Ausstellung nicht nur um schwule Sexualität. Rosa von Praunheim setzt sich auch mit anderen Aspekten des Großthemas "Kirche und Sexualität" auseinander. Ein Bild mit dem Titel "Fake News" zeigt einen kitschigen Engel und friedlich spielende Kinder, umrankt von Blumen. Es lässt sich als Auseinandersetzung mit dem Thema Kindesmissbrauch in der Kirche verstehen.

"Fake News" – Kirche als Safe Space?

Die Themen Sexualität und Homosexualität wecken bei vielen Menschen Schamgefühle. Bedenken, vor allem die des Jugendschutzes, sind ernst zu nehmen. Und es ist klug, dass die Gemeinde, die hinter der Ausstellung steht, auf die verletzten Gefühle von Kirchenmitgliedern reagiert. Allerdings hat die Verleugnung der Sexualität im Christentum auch unendlich viel Leid über die Menschen gebracht. Schwule und Lesben wurden lange genug verfolgt und getötet. Die Nachwirkungen dieser Verklemmtheit zeigen sich bis heute im kirchlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Sexualität und Queerness.

Queere Menschen in ihrem Kampf um Anerkennung zu unterstützen, setzt voraus, auch ihre Sexualität anzuerkennen. Dazu gehört auch das, was es in der Egidienkirche zu sehen gibt und so eine Aufregung erzeugt. Schwule Liebe zu segnen bedeutet auch, deren Sexualität zu segnen. Die Kirchen sind schon aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Missbrauchsskandale ein schwieriger Ort für eine solche aufklärende Auseinandersetzung. Wenn Rosa von Praunheim dafür extra für die Kirche Bilder herstellt, könnte man das als Ehre sehen. Er gehört zu dieser Gruppe der Menschen, die von den Kirchen verfolgt wurden. Es ist eine Geste der Versöhnung. Es wäre schön, wenn die Ausstellung bald wieder öffnen würde.

Leseempfehlung
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Guten Tag,
ich habe nichts gegen Homosexuelle, doch ich finde dass LGBTQ Themen auf evangelisch.de eindeutig überrepräsentiert sind. Normale Familien, klassische Mutterschaft kommt fast gar nicht mehr vor. Doch...es findet sich ein Artikel zum Muttertag, den will man abschaffen.

Antwort auf von Katja (nicht registriert)

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Sie haben haben Recht und unsere Oberen (Synode, EKD) haben mit ihrem Verständnis für das tägliche Leben den Boden verlassen. Dafür liefern sie sich soziologischen Seminaristen und den Interessen von nichtreligiösen Gruppen und Themen aus. Von den sonntäglichen "Bankdrückern" die KIST und von den Linksintellektuellen den Beifall. Wie häufig sind sie denen klammheimlich hinterher gehechelt? Ob Sympathieumfeld der RAF, Hausbesetzer, Gegner der Wiedervereinigung (im Westen erklang keine Glocke), Wohlwollen für die Kleber, Verständnis für Putin, Ernährungsbevormundung (Bratwurst), Sprach- und Bildungsgängelung (Gender). Selbst die Bevorzugung von Parteien ist unübersehbar.  Zu den wirklich existentiellen Fragen, wie es denn künftig mit den Gellschaftsordnungen, der zivilisatorischen Entwicklung, dem Wohlstand, der Zahl der Menschen, mit "Babel" (olympisch, immer höher, weiter, schneller) weitergehen könnte, kein Wort. Nicht einmal das Eingeständnis, überfordert zu sein. Wofür Verständnis bestünde. Für die Synodalen ein zu heisses Eisen? ROM hat bereits deshalb kapituliert. Statt dessen die Botschaft der Hilflosigkeit: "Wenn alle das Gleiche (das Gute von uns!) wollen, kann es gelingen". Das ist zu wenig, zumal Belohnung und Strafe (Paradies und Hölle)  ihre Bedeutung eingebüsst haben und selbst die Erbsünde (Sacher in CHRISMON) ihren Geist als Erfindung von Augustinus  aufgibt. Erlösung von was denn dann? Der Bürger wendet sich ab mit Grausen

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"Ist doch eine der Grundbotschaften des zeitgenössischen Protestantismus: Gott liebt dich, wie du bist."

Ja, Gott liebt dich, wie du bist; ABER er liebt dich tatsächlich genug, um dich nicht in deinem sündigen Zustand zu belassen!
Eine der Kernbotschaften des Evangeliums war schon immer Buße, die Abwendung von persönlicher Sünde und Hinwendung zu einem neuen Leben mit Gott:

Tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden.
Apostelgeschichte 3:19

Dieser Teil des Evangeliums wird leider von weiter Teile des zeitgenössischen Protestantismus ignoriert.
Diese Missachtung der Biblischen Grundlage scheint einer der Hauptgründe zu sein, warum diese Form von Protestantismus gerade Schiffbruch erleidet und jährlich die Mitglieder in Scharen davon laufen.

https://www.ekd.de/zahl-evangelischer-kirchenmitglieder-sinkt-erneut-deutlich-77750.htm

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Der eigentliche Skandal ist für mich nicht diese Ausstellung, sondern der Umgang der Verantwortlichen in der Landeskirche mit den Reaktionen. Kein Wort von Reue oder das Eingeständnis, einen Fehler gemacht zu haben. Wer mit der zur Zurschaustellung sexueller Praktiken zwischen Männern auf Gemälden in einer Kirche nicht einverstanden ist, wird in die rechte Ecke gestellt oder gilt als Hetzer. Alleine der Begriff "Shitstorm" - wer von den "normalen Gläubigen", die jeden Sonntag in die Gottesdienste gehen, und die nicht jeden Tag in sozialen Netzwerken unterwegs sind, kann damit etwas anfangen? Dass die Verantwortlichen mit dieser Austellung die religiösen Gefühle sehr vieler Menschen verletzt haben könnten, kommt offenbar niemanden in den Sinn. Aus Angst vor der Reaktion einer (sehr) kleinen Minderheit nimmt die Landeskirche eine weitere Entfremdung von der Basis in Kauf oder ist unfähig, dieser Entfremdung entgegenzusteuern. Der Landeskirche geht langsam das Salz aus.

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Die Liebe in der Bibel kann nur als Nächstenliebe, als Friede mit sich selbst und Anderen, als Rücksicht gemeint sein. Sexualität mit Liebe gleich zu setzen, ist ein fataler Irrtum. Der könnte dann ja auch Masturbation und Dildo als tätige Liebe an sich selbst verstehen. Dann wäre auch Gott ein Ehebrecher, Maria willfährig, Josef ein Dümmling und Jesus ein Zwitter zwischen Himmel und Erde. Der Papst hat Recht. Zitat: "Ihr habt eine so gute protestantische Kirche in Deutschland, eine zweite brauchen wir nicht". Der Kotau vor der LBGTQI-Bewegung ist ein Armutszeugnis.

"Der könnte dann ja auch Masturbation und Dildo als tätige Liebe an sich selbst verstehen." Es wird hohe Zeit, dass sich diese Erkenntnis auch in den Kreisen herumspricht, die es offensichtlich immer noch nicht wissen.

Fritz Kurz

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Zitat:"Gott liebt jeden Menschen wie er ist". Wenn er uns nach seinem Ebenbild (warum mit Fehlern?) erschaffen hat, ist anderes nicht sinnvoll. Aber deshalb muss er ja nicht unsere Fehler, unsere Schaustellerqualitäten und deren Ergebnisse lieben. Den Partner zu lieben, bedeutet ja auch nicht, alle seine "Ecken" haben zu wollen. Die Ausstellung ist der hilflose Versuch einer Anerkennung um jeden Preis. Egal bei wem. Den "Kist-Sponsoren" glaubt man sich sicher zu sein. Diese "Zurschaustellung" (keine Ausstellung!) Ist ein pures Armutszeugnis von denen, denen alle Felle in der Kirche davonschwimmen. Wie lautet dazu die Meinung unseres "Quasi-Parlamentes" der Synodalen? Was sagt die EKD dazu? Der Glaube schweigt und denkt was er will. Und selbst das wird uns Zuschauern von den Bevormundern streitig gemacht. Wer deren Meinung nicht teilt, wird öffentlich diskriminiert.

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Zitat:"Zu schwuler Liebe gehört auch schwuler Sex!".
Mit solchen Sprüchen wird provoziert, was man hören und sehen möchte. Fehlt nur noch eine eine Wand mit Gucklochzeituhr und 1€ für Spanner. Ähnlich wie die absurde Frage nach QUEER oder nicht (was sonst? WER ist undenkbar?), die ev. soziologisch mögliche Diskussion, ob die Wand dann vor oder hinter dem Altar stehen soll. Da soll sich doch jemand im Grabe rumdrehen oder das Grab verlassen.

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Kombiniert man die Diskussion, ob Gott gendergerecht queer, bzw "I" ist, mit der Ausstellung schwuler und "normaler" Sexpraktiken, dann wäre ein YouTube-Video mit Gott beim Sex zu erwarten, In die Hölle mit Euch!.

Was darf denn Gott auf keinen Fall machen? Sintfluten schicken, Regenbogen bauen, eine Mordswut auf sein erwähltes Volk bekommen und ihm Hagelstürme schicken darf er auf jeden Fall. Alle Menschen lieben darf er auch. Wenn es in Richtung Unterleib geht, hat Gott offenbar einen strengen Sittenkodex einzuhalten. Wer steckt denn Gott in die Hölle, wenn er sich nicht daran hält? Der anständige Bürger?

Fritz Kurz

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Meiner Meinung nach hat Pornographie (und nichts anderes ist die bildliche Darstellung von Geschlechtsverkehr oder Masturbation) in einer Kirche nichts zu suchen, ganz unabhängig ob homo- oder heterosexuell. Dass Gott alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung liebt kann sicher auch anders dargestellt werden.

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Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Mensch wird einfach mit seinen Macken geboren, die er hat, das ist so, da beißt die Maus auch überhaupt nichts ab!
Frauen lieben Männer, Frauen lieben Frauen, Männer lieben Männer, Männer lieben Frauen; so einfach ist das, so einfach könnte es sein!
Die Liebe hält doch irgendwie, die Menschen, also auch die Welt zusammen und nicht der Hass und Krieg mit Mord und Totschlag.
Die Ausgrenzung von Menschen und noch schlimmeres mehr, die irgendwie anders sind, weil sie nach irgendwelchen absurden Ideologien nicht in das ideale Weltbild hinein passen, das ist menschenverachtend, das verurteile ich!.
Es gibt keine ideale Welt und die wird es auch nie geben!
St. Egidien gewährte der Kunst von Rosa von Praunheim, auf massiven Druck kein Kirchenasyl mehr, das ist leider die traurige, aber die wahre Wahrheit.
Die Künstler der Kreisgalerie halfen dem Künstler Rosa von Praunheim inklusive seiner "unanständigen" Bilder aus der Patsche und gewährten ihm kein Kirchenasyl, aber dafür Kreisgalerie-Asyl.
Wenn´s um Kleinigkeiten geht, dann werden viele Kinkerlitzchen riesengroß aufgeblasen, siehe jetzt das unsägliche Gezeder um Hubert Aiwanger!
Ihr Klaus P. Jaworek
Büchenbach

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Sehr geehrte Damen und Herren!
"Wir sind alle kleine Sünderlein, `s war immer so, `s war immer so.
Der Herrgott wird es uns bestimmt verzeih´n, `s war immer, immer so!"
So singt/sang der Schauspieler, Regisseur & Sänger Willy Millowitsch (1909-1999) in seinem Lied "Wir sind alle kleine Sünderlein".
Wer bestimmt das eigentlich so genau, ab wann das losgeht mit dem, dass wir von hier auf gleich auf einmal "kleine Sünderlein" sind?
Da guckste aber, schon ist Schluss mit "Jesus liebt!" in St. Egidien, denn die Oberspießer haben sich durchgesetzt, vielleicht sind das auch diejenigen, bei denen der Energieberaten auch schon zu Besuch war!
Weltweit toben cirka 50 Kriege oder kriegerische Auseinandersetzungen, das nehmen wir hin, ja wir liefern sogar Waffen in Kriegsgebiete, aber diese Ausstellung in St. Egidien, die ist halt viel "gruseliger und grausamer", als das was so (an Gewalt) im Krieg passiert, und ist somit manchem Zeitgenossen gerade daher, ein sehr großer Dorn im Auge.
Ihre Riggi Schwarz
Büchenbach,

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Kirche gibt mal wieder ein trauriges Bild ab: Die Bayerische ist keine derjenigen Landeskirchen, deren Engagement für Menschen des Regenbogenspektrums bisher sonderlich auffiele. Dann versucht dort eine Gemeinde mutig zu sein und Werke eines der bekanntesten deutschen schwulen Künstler auszustellen. Es folgt ein Shitstorm – und sie knickt ein. Die kirchliche Obrigkeit hält sich vornehm zurück und lässt die Gemeinde so im Regen stehen. Prophetische Kirche sieht anders aus.
Das Argument, dass die Kirche ein „Safe Space“ für Kirchenmitglieder bleiben müsse und die Schließung der Ausstellung deshalb gerechtfertigt sei, offenbart einiges: Haben schwule Kirchenmitglieder, die durch die Schließung der Ausstellung (mal wieder) vor den Kopf gestoßen wurden, kein Anrecht auf einen sicheren Ort in der Kirche? Oder sind die Schwulen gar keine Kirchenmitglieder mehr, längst ausgetreten, weil sie die jahrzehntelangen Diskriminierungen – auch in der Kirche – nicht mehr ertragen? „Safe Space“ umhüllt zudem sprachlich mit dem vornehmer erscheinenden Englisch die Tatsache, dass eben auch Kirche kein sicherer Raum für Schwule ist.
Dr. Reinhard Dietrich
Worms

für Schwule ist. Tatsache ist auch, die Kirche ist mit ihrem Latein am Ende, egal ob katholisch oder evangelisch. Es wird nicht mehr geglaubt, der Schein in der eigenen Tasche hat eine "göttliche" Wirkung. Wenn es einen Gott geben sollte, der auch Schwule und Atheisten schuf, warum ist die Kirche gegen solche Menschen? Und die größten Heuchler haben die frömmsten Gesichter.
Schon zu sehen, das endlich auch Kommentare, die nicht christlich gestimmt sind, veröffentlicht werden. Wenn das mal kein Wunder ist!

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kennt keine Grenzen. Einst, vor nicht einma 80 Jahren galten Schwule als Schwerverbrecher und es wurde die Todesstrafe verhängt. In einigen Ländern noch heute. Und hat sich die Kirche schützend über diese Menschen gestellt? NEIN!

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