23.09.2019

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Heldinnen meiner Kindheit hießen Hanni und Nanni. Meine ältere Schwester und ich wuchsen in den 60er Jahren im beschaulichen Oberschwaben auf und träumten uns abends mit der Taschenlampe unter der Bettdecke in entfernte englische Internate, wo es aufregende Pyjamapartys um Mitternacht gab. Hanni und Nanni begegneten mir neulich wieder in chrismon, zu BH-verbrennenden Emanzen aufgepimpt, in den hinreißenden "Paargesprächen". Zeichnerin Line Hoven und Autor Jochen Schmidt denken sich für jede chrismon-Ausgabe ungehaltene Dialoge aus. Ein besonderer Schatz: Wenn Sie die Paargespräche hier klicken und die roten Punkte ansteuern, erfahren Sie zum Beispiel, dass Hanni und Nanni im englischen Original "St. Clare's" ganz anders waren als in der deutschen Übersetzung.

Was waren Ihre Lieblingsheldinnen als Kind? Das haben wir auch Maria Furtwängler und Hiltrud Werner gefragt, mit denen wir am Rande des Münchener Filmfestes über Frauenrollen diskutiert haben. Antwort Furtwängler: Ronja Räubertochter. Antwort Werner: Rote Zora, aber mehr noch Bud Spencer und Terence Hill. Kein Wunder, dass Werner früh den Lastwagen-Führerschein gemacht hat und heute als eine von sehr wenigen Frauen im Vorstand eines Großkonzerns sitzt. Ich sitze heute, mit 55, auch in vielen Männerrunden - hätte ich mal mehr Bud Spencer geguckt. Könnte ich bestimmt gut gebrauchen.

Zu der Begegnung Furtwängler-Werner haben wir enorm viel Post bekommen, was uns sehr freut. Lobende wie die einer Frauenärztin aus Neustadt, die schreibt: "Die Welt braucht mehr Räubertöchter und weniger Prinzessinnen!" Und sehr kritische wie die von Nicola Krause, die schreibt: Verlogen finde sie die Fotos von Maria Furtwängler, die seien klar bearbeitet - und dann erkläre die Schauspielerin, dass sie es schade finde, dass sich viele Frauen nur mit Ihrem Äußeren beschäftigten.

Darüber kann man streiten, und wir streiten ja gerne. Ich finde: Gerade einer schönen Frau wie Maria Furtwängler hört man - ja, auch Mann! - zu, wenn sie sich kritisch mit Schönheitsidealen auseinandersetzt. Sie nutzt ihre Prominenz für eine gute Sache, steckt ihr Geld in die MaLisa -Stiftung. Sie könnte ihre Euros auch auf Kreuzfahrten und Golfplätzen verpulvern. Und dass sie mit Hubert Burda verheiratet ist - auch das monieren einige Leserinnen und selbst das Portal "Übermedien" -, nein, das geht mich nichts an. Eine Frau ist eine Frau. Und nicht die "Frau von ...". Herzlich willkommen im Jahr 2019.

Übrigens: Der Film, mit dem Maria Furtwängler auf dem Filmfest auftrat, kommt diese Woche im Fernsehen. Am 25.9. um 20.15 Uhr in der ARD. "Nachts baden" - eine schöne Mutter-Tochter-Story mit viel Mallorca und Spätsommerstimmung am Meer.

Ihnen wünsche ich eine schöne frühherbstliche Woche - und nicht vergessen: Die Welt braucht mehr Räubertöchter.

Ursula Ott

Chefredakteurin

PS: Streiten Sie auch so gerne wie wir? Wir freuen uns auf jeden, der konstruktiv mit Andersdenkenden debattieren möchte - zum Beispiel bei Deutschland spricht.