Frieden - Krieg - Kinder
Frieden - Krieg - Kinder
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Für eine Kultur des Friedens
Seit mehr als 2.000 Jahren gilt der altrömische Grundsatz „Wer Frieden will, muss den Krieg vorbereiten“. Ergebnis: 2000 Jahre immer wieder Kriege, Massenelend und Millionen Tote. Solange Kriege vorbereitet werden, werden sie auch geführt.
19.02.2023

Auch in Deutschland und fast überall wird zur Zeit wieder massiv aufgerüstet. Im Ukraine-Krieg heißt das Motto hierzulande  überwiegend: „Waffen, Waffen, Waffen“. Die Stimmen, die Verhandlungen auch in diesen schwierigen Zeiten fordern, sind noch immer viel zu schwach. Meist wird sehr apodiktisch gesagt: „Mit Putin kann man nicht verhandeln.“ Wie aber soll es dann je zu Verhandlungen kommen? Schon Helmut Schmidt und Helmut Kohl haben darauf hingewiesen, dass der Westen Putins Sicherheitsinteressen sträflich vernachlässigt hat.

Weltweit geben wir zur Zeit jedes Jahr mehr als 2000 Milliarden Euro für Rüstung aus und lassen zur selben Zeit Millionen Menschen verhungern. In einem Fernseh-Interview hat mir der Friedenspolitiker Michail Gorbatschow mal die Frage gestellt: „Wie könnte die Welt heute aussehen, wenn wir nach 1945 die vielen Milliarden Dollar statt in Rüstung und Kriegsvorbereitung in die Überwindung der Armut und in Bildung gesteckt hätten?“

Fachleute haben heute die Antwort: Ein Zehntel der globalen Rüstungsgelder würde ausreichen, um den Hunger in der Welt zu überwinden, ein zweites Zehntel würde ausreichen, um allen Kinder der Welt endlich eine Schulbildung zu ermöglichen.

Wie wäre es mit dem Motto: „Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten“? Und wie ginge das konkret und praktisch? Der große Friedensfreund Henning Zierock hat es so formuliert: Unser Bestreben muss sein, den Frieden zu gewinnen und nicht den Krieg.

Das heutige Deutschland braucht viel Geld für Schienen und Schulen, für Klimaschutz und Kitas und für viele Sozialwohnungen. So wie fast alle anderen Länder auch. Also Geld für zivile Sicherheitspolitik.

Eine neue Politik beginnt mit neuem Denken. Das hat uns vor über 30 Jahren Michail Gorbatschow erfolgreich vorgemacht, ein Realpolitiker mit Visionen. Weil einer den Mut hatte voranzugehen und in einem Umfeld von Hardlinern auf realisierbare Visionen zu setzen, konnten erstmals in der Menschheitsgeschichte ganze Waffensysteme einfach verschrottet werden. Kontrolliert verschrottet.

Und heute nachdem der alte Wahnsinn des atomaren Wettrüstens gerade wieder von vorne beginnt? Kein Gorbatschow weit und breit. Aber schon wieder ein Denken in der alten Kriegslogik.

Was wäre ein Atomkrieg, frage ich den Fachmann Gorbatschow in unserem gemeinsamen Buch: „Kommt endlich zur Vernunft – Nie wieder Krieg“. Seine Antwort: „Ein Atomkrieg wäre wahrscheinlich der letzte Krieg der Menschheitsgeschichte, weil es danach keine Menschen mehr gäbe, die noch einen Krieg führen könnten. Gorbi in unserem Buch: „Auch der Westen hat nach 1990 mit der NATO-Osterweiterung große Fehler gemacht.“

Den Aggressor Putin bekommen wir wahrscheinlich nur an den Verhandlungstisch, wenn auch der Westen und die NATO bereit sind, über unsere früheren Fehler zu reden. Auch wir müssen lernen, Feindbilder abzubauen so wie es Jesus in seiner Bergpredigt vorgeschlagen hat. Der frühere Kommunist Gorbatschow „Die Bergpredigt Jesu ist das Überlebensprogramm im Atomzeitalter.“ Wann fangen wir an, endlich die Kraft der Bergpredigt zu verstehen?

Wir können dann lernen, Frieden zu gewinnen statt Kriege. Wer „Feindesliebe“ als naiv abtut, möge doch bitte an die Folgen von Feindeshass denken.

Wir haben auf der Welt zu viele Panzer, aber zu wenig Empathie für unser Leben und unser Überleben. Deshalb schlage ich der Friedensbewegung vor, am 25. Februar nicht vor dem Brandenburger Tor, sondern vor der Russischen Botschaft in Berlin für einen sofortigen Waffenstillstand und einen Friedensvertrag zu demonstrieren.

Meine langfristige Friedensvision

Wir müssen die Achillesverse der UNO beseitigen: den unsäglichen und nichtsnutzigen Sicherheitsrat mit seinen fünf VETO-Mächten, die meistens einander blockieren. Die heutige Welt braucht ein demokratisch gewähltes Weltparlament, mit Abgeordneten je nach Größe eines Landes. Dieses Parlament wählt eine Weltregierung, die sich einer Weltjustiz fügt. Und diese Weltregierung braucht noch eine mäßig starke Weltpolizei. Dann können alle nationalen Armeen abgeschafft werden. Zukunftsmusik? Ja, Musik für eine bessere Zukunft und ein gerechtere Welt. Die EU hat´s vorgemacht und schon im 19. Jahrhundert die Vereinigten Staaten von Amerika und danach auch Australien.

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Lieber Franz Alt! Ich stimme Ihnen in allem zu - wenn wir von unserer Politik in einem demokratischen Land zu. Ebenso stimme ich zu, dass die UNO dringend einer Reform bedarf.
Nur - aus meinen Gesprächen in den evangelischen Kirchen Osteuropa - besonders im Baltikum und Polen - hören ich immer wieder, dass genau diese Position, die sie vertreten, ihnen derzeit wenig sagt. Sie haben aus der Erfahrung mit der Sowjetunion den Wunsch nach Sicherheit ihrer Demokratie. Und ich teiel den Wunsch und den festen Willen zu sagen: Eine Demokratie muss wehrhaft sein. Ebenso teile ich das, was der lutherische Bischof Pavlo Shvartz aus der Ukraine uns sagt: Wir verteidgen unsere Freiehit - und auch die Freiheit, den Glauben frei zu leben. In Putins Russland ist das unmöglich. Und Putin nimmt keine Rücksicht auf Freiheitsbestrebungen.
Vor Kurzem war ich für das Friedensgebet in der Nikoalikirche Leipzig verantwortlich. In meiner Ansprache habe ich u.a. gesagt: "Frieden schaffen ohne Waffen – so heißt es hier mit dem Plakat in der Nikolaikirche seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Aus Glauben stimme ich zu: Im Namen Jesu können wir nur so reden – und dann innehalten… dann kommt das ABER: Es ist eben auch nicht christlich, beim Töten zuzuschauen und die Opfer den Angreifern zu überlassen. Es gibt ein Müssen, ein gezwungen Sein. Ich selbst kann die Lieferung der Panzer nicht verurteilen."
Mir ist wichtig bei all den Debatten um eine Friedensethik, dass wir uns auch in die Perspektive unserer osteuropäischer Partner hineinversetzen, ihnen zuhören und nicht allein unser "Meinen" zumuten. Sie hören sehr genau, wie die Diskussionen bei uns laufen.
Unsere verantwortlichen Politiker brauchen unser Gebet und auch unsere mahnende Stimme, immer wieder abzuwägen, was sie tun mit welchen Mitteln.
Viele Grüße,
Enno Haaks

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