Religion
Ist die Kirche zu politisch?
"Kirche, bleib bei der Religion, lass die Politik!": Das wird oft gefordert. Aber kann die Kirche überhaupt unpolitisch sein? Warum schon der Wunsch danach politisch ist
Illustration einer Kirche mit einer Sprechblase in Form einer Kirche
Streitpunkt: Zu welchen Themen darf sich die Kirche positionieren?
Lisa Rienermann
Tim Wegner
19.01.2024
3Min
"Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt arbeitet sich gern an der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ab. Seine Kritik: Die Kirche rede nicht mehr über ­Glauben, Gott oder was nach dem ­Sterben kommt. Stattdessen ständig über ­Politik. "Die EKD ist längst nicht mehr bunt. Sie ist grün", schrieb er nach dem letzten Kirchentag. Besonders der Einsatz für Klimaschutz und für die Seenotrettung
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Ich stimme der zentralen Aussage von Herrn Sacher zu: unpolitisch ist keine von beiden Haltungen, weder die Konservative von Herrn Poschardt noch die "Progressive" von zB der Letzten Generation oder United4Rescue.

Das Problem, mein Problem ist aber, dass gar nicht um die "öffentliche Wahrnehmung der (protestantischen) Kirche gestritten wird - oder? Ganz im Gegenteil: alle Funktionsträger der EKD vertreten EINE Meinung ("Die EKD ist grün.")

Und wenn dann auch noch mit meinen Kirchensteuern diese EINE Meinung massiv unterstützt wird, indem Schiffe im Mittelmeer für "Seenotrettung" finanziert werden, dann ist für mich die rote Linie überschritten!

MfG, Detlef Kaiser

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Religion und Politik gehören unmittelbar zusammen. Sie bilden eine Art Kontinuum, an dessen einem Ende sich der einzelne Mensch mit all seinen Freuden, Wünschen und Nöten befindet, und am andern Ende das verfasste Gemeinwesen. Die Kirche steht als weltliche Vermittlung dazwischen. Es ist ein Unding, diese Dinge trennen zu wollen, Versuche in dieser Richtung sind ideologisch begründet, beruhen also auf falschem Denken beziehungsweise auf dem Versuch der Durchsetzung politischer Sonderinteressen, in der Regel ökonomistisch motivierter Machtinteressen. Politik ist die auf den einzelnen Menschen rückwirkende Verlängerung der einzelmenschlichen Lebenswirklichkeit, die immer auch – auch bei Menschen, die sich als „Atheisten“ bezeichnen – auf Glaubensinhalten beruht, also auf allgemeinen Überzeugungen, die – im Idealfall! – allgemeinmenschliche Ideale sind. Die Aufgabe der Politik besteht darin, die Interessen des Menschen als solchen institutionell sicherzustellen, und damit gehören Religion und Politik unmittelbar zusammen, und deshalb kann und darf die Kirche nicht unpolitisch sein, sie muss notwendigerweise politisch sein.

Friedhelm Buchenhorst

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Meines Erachtens fehlt in dem informativen Artikel der Bezug zum Neuen Testament.
An vielen Stellen impliziert das NT eine Einmischung bzw. Stellungnahme zu politischen Themen und zum Handeln.

So ist zum Beispiel der Satz ‚macht euch die Erde Untertan‘ (aber nicht kaputt) ein eindeutiger Hinweis gegen Ausbeutung der Natur und zum Schutz der Schöpfung. Oder das Gleichnis vom barmherzigen Samariter weist auf MitGefühl/Barmherzigkeit und Hilfe für kranke und hilflose Menschen hin, also gilt dies auch für die Seenotrettung. Oder in der Bergpredigt gibt es soziale Bezüge zu den Menschen.

Auf diese Weise hätte man noch die eine oder andere politische Stellungnahme bzw. Politisches Handeln Testamentarisch untermauern können.

Freundliche Grüße

Dietmar A. Angerer

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Sehe geehrter Herr Sacher!

Ist die Kirche zu politisch? In einer Demokratie sollte ,ja muss,
jeder eine politische Meinung haben und diese auch weitergeben. Dies
gilt selbstverständlich auch für die Kirche. In der KIrche sollte und
gibt es sicherlich auch unterschiedliche politische Meinungen, das ist
in Ordnung. Verantwortliche sollten deshalb auch immer herausstellen,
dass es eine Meinungsvielfalt unter den Mitgliedern der Kirche gibt.
Denn "die kirche" besteht doch aus ihren Mitgliedern, oder habe ich da
etwas falsch verstanden? Heikel wird es jedoch wenn die von Ihnen
genannte politische Einstellung mit Geld verbunden ist, wie die
"Seenotrettung". Es ist nicht zu akzeptieren, wenn politische Meinungen
aus den Beiträgen der Mitglieder bezahlt werden.Das heißt ich finanziere
etwas mit, das ich rundherum aus verschiedenen guten Gründen für falsch
halte. Nein, richtig wäre, wenn die für die Seenotrettung
Verantwortlichen die Kosten dafür aus ihrem Privatvermögen zahlen würden
und nicht aus Beiträgen der Kirchenmitglieder. Dies Frage haben Sie in
Ihrem Beitrabg elegant umgangen.

Mit freundlichem Grüßen ,Peter Trefz

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Als Katholik steht es mir nicht zu, die Haltung der Evgl. Kirche in dieser Fragestellung zu beurteilen. Aber als ich die Begründung von Herrn Sacher las, dachte mehr als 80 Jahre zurück.
Da waren alleine in der Stadt Berlin mehr als 500 Pastoren Mitglieder der NSDAP und in vielen Kirchen stand die Hakenkreuzfahne im Kirchenraum. Dazu gab es die mit den Nazis verbundene Reichskirche, alles sehr politisch!!!

Die Kirchen in Gänze wundern sich über die Abwendung vieler Gläubigen. Da gibt es viele Ursachen und natürlich ist nahezu alles Geschehen politisch, aber das Ausmaß der Abwendung von der Uraufgabe irritiert in beiden christlichen Kirchen

Ihr

Ulrich P. Schmalz

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Der Beitrag von Herrn K.Sacher findet meine volle Zustimmung. Die christlichen Kirchen sollen nicht, nein, müssen ihre Haltung zu allen relevanten Themen unserer Gesellschaft öffentlich äußern. Die Aussagen der WELT (Springer!!) sind klar parteipolitisch zu verstehen.
Springer, Burda,auch Funke Medien , sind ja längst keine unabhängige, objektive Medien mehr.

mfG
Siegmund Lipiak

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Ich beobachte die Transformation der EKD von einer geistigen in eine politische, sagen wir ruhig: weltliche Organisation seit einiger Zeit, und lese darum immer die Rubrik "Religion für Neugierige".
Christus war kritisch gegenüber der Weltordnung, aber nicht politisch, absolut nicht. Sein Königreich war "nicht von dieser Welt" und Christen sollten sich nicht in den Weltlauf einmischen: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist." Es war ja auch Irrtum der Römer, ihn für den König der Juden zu halten. Christus wollte herrschen, aber eben nicht in dieser, sondern in der kommenden Welt.
Alles, was über die Verbreitung der grundlegenden christlichen Glaubenssätze hinausgeht, ist Abfall von der reinen Lehre, darüber muss man sich im Klaren sein.

Jesko Veenema,

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie tun Ulf Poschardt Unrecht, wenn sie schreiben, er arbeite sich an der EKD ab. Ich kenne seine Kommentare gut. Er reklamiert, m.E. völlig zu recht, die „Grünlastigkeit“ der EKD. Ein Beispiel, dass zeigt, wie recht er hat, dazu von mir: eine promovierte Pfarrerin in Herford sprach in ihrer Predigt zum Abschied Jesus‘ von seinen Jüngern beim Abendmahl allen Ernstes von „seinen Jüngerinnen und Jüngern“. Es gab keine Jüngerinnen! Was also soll dieser Unsinn? Ein weiteres Beispiel? Eine der größten Sorgen/Ängste der Bevölkerung ist die Migration. So gut wie jede Regulierung wird v.a. von Grünen abgelehnt. Das kann man so machen, aber der Gewinner ist die AfD, die die Wähler einsammelt, die keinen anderen Weg mehr sehen, sich gegen diese grüne Politik zu wehren. Sie als Populisten oder „Rechts“ o.ä. zu verunglimpfen ist die übliche durchsichtige Folklore, trifft aber den Kern in keiner Weise. Und als wenn sich Poschardt gegen Klimaschutz oder die Rettung von Menschen in Seenot aussprechen würde: absurd! Er wehrts ich gegen die Grünen Lösungsansätze der EKD und da bin ich bei ihm.

Mit freundlichen Grüßen
Paul Klostermann

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Wenn Kirche z.B. sagt, die Bewahrung der Schöpfung sei ein höheres Gut als die Steigerung des Bruttosozialproduktes - kann es dazu führen, dass sich einzelne Parteien nicht mehr gut von ihr vertreten sehen. Und dann ist Kirche ganz klar politisch. Und das soll sie auch sein, solange sie sich mit ihrer Positionierung dem politischen Diskurs auch stellt; und solange sie sich vorwerfen läßt, fehlbar zu sein. Da tun mir meine katholischen Brüder und Schwestern leid, die einer Kirche angehören, die sich immer noch mit der Aura der Unfehlbarkeit umgiebt.

Hans Dieter Rothe

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Herr Sacher hat Recht.
Die Kirche ist immer politisch.
In allen ihren Aussagen greift sie in die Lebenswelt der Menschen ein, auch der nicht konfessionell Gebunden.
Mit alle ihren sichtbar werden Haltungen vermittelt sie einen Standpunkt zu weltlichen Angelegenheiten.
Nur wenn die Predigten letztlich ins “Nichts” gehen, also mit der Problemlösung auf das Imaginäre, nicht Beeinflussbare, auf das Schicksalhafte,
eine überirdische Hoffnung, aus meiner Sicht also auf Gott verweisen, ist das keine Hilfe für die Menschen, lässt sie aus meiner Sicht eigentlich ratlos zurück.
Hier auch mal klar und deutlich Standpunkte und Handlungsanleitungen zu formulieren und zu kommunizieren, darf sich die Kirche nicht fürchten.
Dazu zählt aus auch Prinzipienfestigkeit. Man soll nicht um jeden Preis modern sein wollen, dem sog. Woken nachjagen, dem Mainstream zu viel Raum geben.
Was man aber aus meiner Sicht viel mehr tun müsste: Auf die Einhaltung der 10 Gebote pochen.
Es gibt viele Menschen, die sich als christlich bezeichnen, aber nicht danach Leben, die Gebote permanent brechen.
Das sollte von der Kanzel, mit Namen und Adresse gegeißelt werden.
Wort und Tat sollten übereinstimmen.
Da müssten sich auch viele Würdenträger, Politiker, Wirtschaftslenker und Kulturschaffende an die eigene Nase fassen.

Wolfgang Schlenzig

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Sehr geehrte Redaktion,

ich finde, der Beitrag von Konstantin Sacher kann in einem Punkt so nicht stehen bleiben: " Die Aktionen der Letzten Generation...richten sich gegen die herrrschende Macht. Sie passen daher gut zu den machtkritischen Anteilen des Christentums."

Zum einen frage ich mich, welches Demokratieverständnis hier gepflegt wird: sollen mit "herrschender Macht" demokratisch gewählte Regierungen gemeint sein? Zum anderen sind die Aktionen wie Autobahn/Straßenblockaden schlicht Nötigung- mit teilweise ernsten, möglicherweise lebensbedrohlichen Folgen. Sie erinnern sich an den schweren Unfall in Berlin- am Ende stellte sich zwar heraus, dass auch ein frühzeitigeres Eintreffen des Rettungswagens nichts geändert hätte, aber es hätte auch anders ausgehen können. Kurzum: jede/r kann versuchen, Mehrheiten für sein Anliegen zu erreichen, kann auch über Demonstrationen seine Meinung ausdrücken. Es ist ja sogar bei den Grünen fast schon Konsens, dass die Aktionen der Letzten Generation dem wichtigen Anliegen des Klimaschutzes schaden und nicht nützen. Aber eines geht gar nicht: diese Aktionen zu "machtkritischen Anteilen des Christentums" erklären und damit aufzuwerten!

Noch eine zweite Bemerkung, wegen der ich allerdings nicht geschrieben hätte: beim Klimaschutz geht es aus meiner Sicht um die Bewahrung der Schöpfung. Da darf und soll die Kirche gerne ihre Stimme erheben. Bei bioethischen Fragen und Fragen um Leben und Tod ist sie geradezu dazu verpflichtet. Beim Einsatz für die Seenotrettung stecken wir aber alle miteinander in einem moralischen Dilemma: denn die Schlepperbanden setzen geradezu darauf, dass die Rettungsschiffe ihre "Kunden" aufnehmen bzw. verleiten möglicherweise viele erst zu der lebensgefährlichen Route. Und fast alle bis hin zu ehemaligen Bundespräsidenten wissen inzwischen, dass die Aufnahmemöglichkeiten begrenzt sind- und über das Meer eher die Starken und nicht die Schwachen kommen.

Herzliche Grüße und danke für chrismon!

Georg Link

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Sehr geehrter Herr Sacher,

Im Laufe der Geschichte haben sich die Kirchen oft genug an die Seite der jeweils herrschenden Macht gestellt, die Menschen aber auf's Paradies im Jenseits vertröstet. Will der "Welt"-Chefredakteur Poschardt mit seiner Kritik, die evangelische Kirche sei zu politisch bzw. zu "grün", da hin zurück? Sollen wir nur beten und über das reden, "was nach dem Sterben kommt ", zu politischen Themen aber brav schweigen? Das kann's im 21. Jahrhundert nun wirklich nicht sein.

Herzliche Grüße, Heinz Wohner

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Durch diesen Artikel wissen wir nun, dass alles in bester Ordnung ist. Millionen verlassen die Kirche, die AfD feiert einen Wahlsieg nach dem anderen, aber alles kein Grund zur Einkehr. Wozu auch, wenn man „der Gemeinschaft der Heiligen“ angehört und vor Selbstgerechtigkeit nur so trieft. So windet man sich aalglatt durch. Es ist doch alles Politik, egal was die Kirche sagt oder tut. Der zitierte Aufruf von Martin Luther nun alle Bauern totzuschlagen, wird als Rechtfertigung dieser These herangezogen, obwohl es sich um einen Aufruf zum Mord handelt. Vielleicht doch nicht ganz so passend.

Außerdem geht es doch gar nicht um Politik im Allgemeinen, wie auch immer man sie definieren möchte, sondern um Parteipolitik. Vertritt die Obrigkeit meiner Kirche die Politik einer bestimmten Partei, bleibt mir doch gar nichts anderes übrig, als diese Kirche zu verlassen, wenn ich nicht diese Standpunkte nicht teile. Bioethische Fragen gehören übrigens nach allgemeiner Auffassung selbst der politischen Parteien nicht zur Parteipolitik, daher werden Abstimmungen zu diesen Fragen als Gewissensentscheidung nicht dem Fraktionszwang unterworfen. Man sollte also nicht alles miteinander vermischen.

Die Aktionen von United 4 Rescue und der letzten Generation richten sich im Übrigen nicht „gegen die herrschende Macht“, sondern gegen uns alle. Die Kirche wäre gut beraten, hier und überall zu vermitteln und ihre gesellschaftliche Gesamtverantwortung wahrzunehmen, anstatt Partei zu ergreifen.

Hans-Jürgen Eißing

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Neben dem zitierten Artikel von Ulf Poschardt gibt es auch noch einen sehr lesenswerten Beitrag von Reinhard Bingener in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 12.11.2023 zum gleichen Thema.
Zweifellos ist Religion politisch, wie Konstantin Sacher ausführt, und es ist gewiss falsch, wenn sich Kirche von einer Partei oder einer politischen Bewegung vereinnahmen lässt. Aber die evangelische Kirche sollte nicht einfach ein wertfreier, unmoderierter Raum für die Bekundung politischer Meinungen sein, die aneinander vorbeilaufen oder in dem ein aktivistischer Mainstream den Ton angibt und aus dem sich leisere Stimmen zurückziehen. Es ist fatal, dass ehemalige EKD-Ratsvorsitzende wie Wolfgang Huber, Nikolaus Schneider und Margot Käßmann oder der ehemalige Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zuweilen eigene Meinungen als offizielle Standpunkte der EKD deklarierten. Ich habe auch ein ungutes Gefühl dabei, wenn politische Themen nicht oder nur unzureichend theologisch rezipiert werden. Gewiss, die evangelische Kirche möchte in einem modernen Gewand erscheinen, aber ich sehe meine Kirche irrlichtern. Übrigens ist die christliche Kirche seit dem Ende des Investiturstreits keine Staatskirche, und daran sollte sie erbittert festhalten.

Joachim Ohser

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Sehr geehrter Herr Sacher,
herzlichen Dank für Ihren Beitrag in chrismon 01/2024
"Ist die Kirche zu politisch?"

An die Redaktion, gerne auch als Leserbrief:

Ich kann und will mir einfach nicht vorstellen, dass ein
"konservativer Protestant", wie es Herr Poschardt
wohl ist, sich aufregt über "den Einsatz für Klimaschutz
und für die Seenotrettung"!
Ich schlage vor, Herrn Poschardt zu bitten, in
chrismon Stellung zu nehmen, zu Ihrem sehr
ausgewogenen Beitrag.... in diesen verrückten
Zeiten müssen wir im Gespräch bleiben!

Mit freundlichen Grüssen
Hubert Seiter

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Sehr geehrter Herr Sacher,

über das von Ihnen angesprochen Thema lässt sich trefflich und endlos streiten und natürlich haben Sie recht, dass Kirche immer politisch war, da sie nun mal im öffentlichen Raum lebt und handelt. Selbst wenn sie sich öffentlich zurückhält oder zurückzieht, bleibt sie politisch, indem sie dadurch zum Erhalt der bestehenden Ordnung beiträgt - was immer für die einen gut, für die anderen schlecht ist.

Ich selbst ordne mich eher denen zu, die die Gesellschaft zum Besseren verändern möchten, und ähnlich klingt es ja auch aus Ihre Zeilen. Dennoch halten Sie es für angebracht, zur Selbstkennzeichnung als „Fortschrittlicher“ dafür unsere gemeinsame deutsche Sprache zu instrumentalisieren. Denn obwohl auch Sie in der Schule das Schreiben und Sprechen nach den so genannten amtlichen Regeln gelernt haben, verletzen Sie diese, wenn Sie in Ihrem Text von den „Debatten um die kirchliche Unterstützung der Klimaaktivist*innen“ schreiben. Das heißt, Sie muten mir als Leser zu, Ihre Verstümmelung des Genitivs Plural „der Aktivisten“ zu „der Aktivist“ in falsches Deutsch zu akzeptieren, um sich als progressiven Journalisten darzustellen. Denn diejenigen, die diese falsche Schreibweise als politisch korrektes, wokes und gendergerechtes Deutsch bezeichnen, geben als Begründung dafür an, mit dem Asterisk solle deutlich gemacht werden, dass Männer, Frauen und Diverse dazu gehören können und gerechterweise auch sprachlich sichtbar gemacht werden müssen. Sichtbar sind in dieser Schreibweise allenfalls weibliche Aktivistinnen, während (männliche) Aktivisten sprachlich nicht vorkommen und man sich die Diversen durch das Sternchen denken soll. Was hindert Sie daran, von der „Unterstützung der Klimaaktivisten“ zu schreiben? Halten Sie die Chrismon-Leser für so dumm, dass sie nicht wüssten, welche geschlechtlichen Unterschiede und diversen sexuellen Orientierungen es auch unter Klimaaktivisten gibt? Abgesehen davon, geht es bei Klimaaktivisten doch gar nicht um deren geschlechtliches Selbstverständnis und sexuelle Orientierung, sondern um ein gesellschaftspolitliches Anliegen.

Als Lesender fühle ich mich durch Ihre Schreibwillkür bevormundet, was kritisch denkende Menschen bekanntlich gar nicht gern aushalten. Im übrigen Text halten Sie sich an die amtlichen Regeln und im Allgemeinen vermutlich auch an die Ordnungen und Gesetze nicht nur der Kirche. Ich bin mir auch nicht sicher, ob Sie im Gespräch mit Verwandten, Freunden, Nachbarn und all den anderen täglichen Gesprächspartnerinnen und -partnern immer darauf achten, die Sternchen-Wörter auch immer schön deutlich mit guttural gap zu sprechen. Oder gehören Sie zu denen, die im woken Umfeld opportunistisch „gendern“, im privaten Bereich aber normales, sprich das gelernte amtliche Deutsch anwenden? Haben Sie Kinder im Grundschulalter und erläutern denen, warum das in der Schule gelernte Deutsch im Gespräch mit Ihnen unzureichend ist?

Verärgern Sie Ihre Leser nicht länger: Alle Umfragen zeigen, dass die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung diese Belästigung ablehnt - deutlich mehr als die Nationalisten der AfD, die sich den Kampf gegen das Gendern nur deshalb auf ihre Fahnen geschrieben haben, weil das ein Aufregen-Thema ist. Damit holen sie ihre Wählerstimmen. Aber sie vertreten nicht zwei Drittel der Bevölkerung, sondern maximal ein Fünftel derer, die überhaupt wählen. Ohne die intellektuelle Überheblichkeit der Genderer wären es ein paar weniger.

Mit freundlichem Gruß
Harald Grimm

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Guten Tag,
von einer Nachbarin erhalte ich regelmäßig chrismon. Die letzte Ausgabe 12.2023 hat mich begeistert. Der Artikel „Was für’n Glück’ ist einfach wunderbar. Die Tochter meiner Freundin hat vor 25 Jahren ein ebenfalls einen Sohn mit Downsyndrom auf diese Welt gebracht. Tochter und Oma haben sich intensiv, mit sehr viel Liebe und Einsatz für das Leben des Kindes eingebracht. In vorrigem Jahr ist ein Spielfilm, in dem der Junge seine Leistung mit drei weiteren Kindern aus anderen Ländern und ihre sportlichen Leistungen, die ebenfalls Downsyndrom als Behinderung haben,bei der Behinderten-Olympiade in Berlin entstanden. Es kann viel erreicht werden, und die Kinder sind Lebenswert und Liebenswert. Die Hingabe von Mutter und Oma ist bewundernswert.
Auch die der übrige Teil von chrismon hat mir gefallen - bis auf: Gut - Gott versteht und spricht jede Sprache, ganz einfach gedacht. Dennoch verstehe ich nicht warum ein Mensch einen kurzen Artikel in Deutsch schreibt, ich spreche von „Schönes Wochenende“, und dann den Dank an Gott englisch schreiben muß. Ich finde es gut wenn ein Mensch mehrer Sprachen sprechen und lesen kann, ich kann z.B. u.a. dänisch. Mir würde es nie einfallen jemanden öffentlich zu schreiben: God dag venner, har de godt? Übersetzt: Guten Tag Freunde, hast du es gut? Deutsch zu reden und zu schreiben fällt immer mehr Menschen schwer.

Mit freundlichem Gruß

Udo Neumann

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Hallo Chrismon,
Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie, weil: Eine junge Freundin im Alter meiner Kinder hat chrismon plus abonniert und gibt mir das Heft weiter, sobald sie es gelesen hat. Nachdem ich es gelesen habe, gebe ich es weiter an eine gleichaltrige Freundin, die es mir zurückbringt, sodass ich es dann nochmal weitergeben kann an eine junge Freundin, die etwas älter ist als meine Kinder. Damit Sie das besser einordnen können: Ich vollende in einigen Tagen mein 85. Lebensjahr.

Anlass für diese mail ist der Artikel auf Seite 72 der Ausgabe 01.2024. Ich kann dafür auch keine leicht Lösung angeben, aber vielleicht doch einen laienhaft kleinen Hinweis:

Franz Alt: Die 100 wichtigsten Worte Jesu, Wie er sie wirklich gesagt hat. Gütersloh 2016
Günther Schwarz / Jörn Schwarz: Das Jesus-Evangelium. Ukkam-Verlag 2022

Im letzteren finden Sie in
Kap. 10, 20 eine neue Übersetzung von Mt. 5,44 und in
Kap. 10,23 eine neue Übersetzung von Mt. 5,39b – 41

Soweit ich das ermitteln konnte, wird diese neue Übersetzung sowohl von meiner Landeskirche als auch von der Deutschen Bibelgesellschaft auf den jeweiligen Internet-Seiten ignoriert.
Mir scheint, dass die Kirche nicht hauptsächlich darunter leidet, zu politisch zu sein, sondern dass sie zu wenig glaubwürdig ist. Dort, wo sie es ist, wo der Glaube im Tun erkennbar ist, hat sie bessere Werte. Es gibt viele Bibelübersetzungen, aber sie alle berufen sich auf den (griechischen) „Urtext“, der schon eine Übersetzung ist. Vor …zig Jahren habe ich ein Taschenbuch gelesen „Er predigte in ihren Synagogen“ von Pinchas Lapide. Ich war und bin fasziniert. Wenn ich die kirchliche Praxis betrachte, denke ich manchmal, dass sie sich in manchen Handlungen und Aussagen nicht wirklich von dem unterscheidet, was Jesus zu seiner Zeit an der Praxis des Tempels kritisierte. Manches davon wird durch fehlerhafte Übersetzung oder unzulässige Hinzufügung zu deutschsprachigen Bibelübersetzungen gestützt. M. E. braucht es eine erneute Reformation der christlichen Theologie. Das ist natürlich ein weißglühend heißes Eisen. Aber vielleicht kann ja ein leitender Kirchenmann oder ein lehrender Theologe oder einer Ihrer Experten etwas dazu in chrismon schreiben.

Mit herzlichen Grüßen
Gerhard Kaufmann

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Liebes Chrismon Team,
ich möchte mich gar so sehr zum Inhalt des Beitrages äußern, sondern eher anmerken, dass ich so oft in der öffentlichen Berichterstattung darüber stolpere, dass der Schutz von Menschen, Tieren und Natur immer parteipolitisch zugeordnet und als grünes Thema bezeichnet wird. Es ist mir unbegreiflich, wie sich Christen überhaupt davon distanzieren können und die Wahrung der Schöpfung Gottes nicht oberste Priorität hat. Das treibt mir auch auch bei der Beobachtung der sich als christlich bezeichnenden Parteien die Schamesröte ins Gesicht! Abgesehen davon, betrifft es uns alle und nicht nur Gläubige oder Grüne!
Herzliche Grüße
--
Christine Schlüter

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Strukturkonservative Menschen neigen dazu, jedwede Veränderung des Jetzt , also des „Normalen“ erst einmal abzulehnen , weil Änderungen in der Gesellschaft auch automatisch Änderungen im persönlichen Verhalten bedingen. Das zieht sich durch die ganze Geschichte. Veränderungen werden schnell als „Revolutionen“ bezeichnet, die es, zumindest für die meisten, zu verhindern gilt.
Und wenn eine Institution wie die Kirche, die gern ein bisschen als „außer weltlich“ gesehen wird, die sich um das Seelenheil der Menschen kümmern soll, während wir „Weltlichen“ uns um das praktische „weltliche“ Leben sorgen, dann doch mal ins reale Leben eingreift, dann wird sie gleich „politisch“. Aber nur, wenn sie bestimmte Mehrheitsansichten infrage stellt.
Die Kirche ist aber alles andere als „außerweltlich“. Sie wird von Menschen geleitet und die Mitglieder sind alles Menschen mit ihren Stärken und Schwächen. Belege dafür gibt es zuhauf. Und jede Aussage eines Verantwortlichen in der Kirche, die in das Leben der Menschen eingreift, ist natürlich „politisch“. Das gilt für die Fragen der Abtreibung, Umgang mit Flüchtlingen, Statements zu Gewalt und Krieg.
Herr Poschardt hat Probleme mit Aussagen von Persönlichkeiten aus der Kirche , die seiner gefühlten „richtigen“ Meinung zuwiderlaufen. Wenn die Kirche also zu allem schwiege, wie zur Asylpolitik, den Waffenlieferungen, den Um gang mit Flüchtenden usw. wäre sie dann „unpolitisch“? Wenn ich die Politik der Mehrheit oder die der eigenen Person immer gut heiße, weil ich schweige, bin ich dann „unpolitisch“? Also genauso „unpolitisch“ wie Luther, der die Bauern den Landesherren ausgeliefert hatte? Das eine ist die „schweigende“ Zustimmung mit den Mächtigen, das andere bewusste Zustimmung mit der Politik der Mächtigen.
In der Bibel steht, dass Jesus in einem Akt von Zorn, die Händlertische im Tempel umgeworfen hat. Er hat regelmäßig gegen die bestehende religiöse Oberschicht gepredigt, die sich auch schon damals gut im römischen Ordnungsstaat eingerichtet hatten. War Jesus also ein unpolitischer Wanderprediger , wie es damals viele in diesem Land gegeben hatte? Nein, weil er das Ordnungssystem herausgefordert hatte, stand er dann au f der schwarzen Liste des Staates. Er war, wenn man seine Lehre sich ansieht, einer der größten „Revoluzzer“ der Menschheitsgeschichte.
Und die in seinem Namen gegründete Kirche soll jetzt am besten, so Herr Poschardt und seine Verwandten im Geiste, aus allen politischen Fragen heraushalten und bestenfalls Sonntagsreden halten.
Zum Glück macht die evangelische Kirche nicht mehr die Fehler, die sie nach meiner Erinnerung bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts gemacht hatte. „Es geht uns nichts an, wenn der Staat Politik macht, die unserer eigenen Überzeugung widerspricht.
Kirche muss aber laut werden, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken, weil die Mehrheit brüllt, dass „das Boot voll ist“. Kirche muss laut sein, wenn die Mehrheit der Menschen sich in den eigenen Untergang hinein „verwohlstandet“.
Eine „unpolitische“ Kirche hatte in den Jahren des Nationalsozialismus bis auf einige wenige zu lange geschwiegen. Ich unterstelle Herrn Poschardt nicht, dass er sich so eine Kirche auch im 21. Jahrhundert wünscht, aber das wäre die letzte Konsequenz für die Reduktion der Kirche auf das vermeintliche „Kerngeschäft“.
Wenn aber Jesus sich so verhalten hätte, dann müssten wir uns nicht streiten, was die Kirche „dürfe“ und was nicht; dann gäbe es das Christentum nicht.
Ich bin froh, dass es in der evangelischen Kirche eine Freude daran gibt, außergewöhnliche bis sogar extreme Positionen zuzulassen , auch wenn diese selten oder nie mehrheitsfähig werden. Das ist besser als eine Institution,in der einer mit „Unfehlbarkeit“ gesegneter alter Mann für alle das sagt, was „falsch“ oder „richtig“ ist.
Thomas Spiewok
Hanau

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Staat und Kirche sind sich sehr ähnlich geworden

Wie die Institution Kirche seit jeher versagt, wird für mich bei Lukas 2,14 am deutlichsten: “Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“. Eine christliche Botschaft, die Gutes verheißt, aber von den Verantwortlichen der Kirchen täglich im Gleichschritt mit den Regierenden in der Welt ins Gegenteil verkehrt wird.

Wiederholt habe ich öffentlich mein Verhältnis zur Institution Kirche formuliert. Eine Kirchenpolitik, die in ihrer Entwicklung mehr und mehr in kopierten weltlichen Strukturen denkt und handelt, beeinflusst unweigerlich die ablehnende Haltung ihrer Gemeindeglieder und damit schleichend einhergehend ihre Glaubenseinstellung, wobei formal erst einmal das eine vom anderen getrennt zu sehen ist.

Mit Verweis auf die einstigen Kreuzzüge ist heute der Militärseelsorgevertrag aktuell für mich das Fundament der eindeutigen Befürwortung sowohl des Einsatzes deutscher Soldaten im Ausland, einschließlich deren seelischen Nöte oder gar Todes, - für wen oder was auch immer -, als auch der profitablen Rüstungsindustrie und des Exports von Waffen zum Töten von Menschen seitens der kirchlichen Verantwortungsträger. Kriege sind übrigens ja auch ein Grund der Flüchtlingsbewegungen, über die auch hierzulande nicht offen diskutiert wird. Wenn also die Verkündigung des Evangeliums das Hauptanliegen der Kirchen ist, dann erwarte ich von Repräsentanten der Kirchen, dass sie das Bundeskabinett mit Hinweis auf das 5. Gebot (“Du sollst nicht töten“) mit klaren Worten auffordern, alle Exporte von Waffen zum Töten von Menschen einzustellen und zugleich weltweit durchzusetzen, um die eigentlichen Fluchtursachen ein für allemal zu beseitigen.

Früher sagte man in Thüringen, dass die Diktatur des SED-Regimes die Kirchenaustritte bewirkt habe, weil bekennendes Christsein eine Hemmschwelle für eine Karriere sei. Heute leben wir nun, - ohne Feindbild “Sozialismus“ -, mit einem Grundgesetz, dass die ungehinderte Religionsausübung gewährt, und dennoch müssen absinkende Zahlen in der Kirchenstatistik zur Kenntnis genommen werden. Der einst in einer Begründung augenscheinlich hervorgehobene Satz: “Es gab nichts, was man konkret falsch gemacht habe“, ähnelt wohl sehr der politischen Aussage aus einer Regierungserklärung. Eine solche verbale Anpassung tut der Institution Kirche nicht gut.
___

Mit freundlichen Grüßen
und besten Wünschen für 2024

P. Achim Tettschlag
Erfurt - Melchendorf

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Herrn Poschardt (WELT), dürfte auch klar sein, dass ohne die Öffnung und Offenheit der Kirchen 1989 nicht in dieser Form und Intensität vorstellbar ist - mit einer konservativen Vorstellung von Kirche als sich bescheidender Ort der Seelsorge auch kaum vereinbar.
Liebe Grüße
C. Kretschmer

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Ein interessantes Thema, das auch mir immer wieder durch den Kopf geht. Ob nun die EKD wirklich „grün“ ist, wie Chefredakteur Ulf Poschardt meint, ist schwer zu sagen. Zumindest orientiert sie sich an dem aktuell von den links-grünen Medien propagierten Zeitgeist, wohl in der Hoffnung, modern zu wirken um damit die Anzahl der Kirchenaustritte zu reduzieren.

„Klimaschutz“ ist derzeit ja medial der große Renner. Kein Tag, am dem nicht darüber berichtet wird, um die Leute zu entsprechendem Verhalten zu animieren. Alles recht und gut. Die aktuell festzustellenden Klimaveränderungen sind wirklich beängstigend. Und die Bewahrung der Schöpfung dürfte ja wirklich ein essentielles Anliegen der Kirchen sein.
In der Theorie also volle Zustimmung, aber wie sieht aktuell die Praxis aus? Gibt es denn wirklich Sinn, bei unseren maximal 2%, die wir global zur CO2 Verschmutzung beitragen, unsere Wirtschaft durch rigorose staatliche Vorschriften dermaßen gegen die Wand zu fahren, wobei in anderen Ländern neue Kohlekraftwerke nur so aus dem Boden schießen? Die Wirtschaftsprognosen für 2024 für Deutschland sind jedenfalls äußerst negativ. Kein Wunder, dass dieses Thema bei immer mehr Menschen zum Roten Tuch wird, zumal viele Hauseigentümer staatlich zu Sanierungsmaßnahmen gezwungen werden, die sie finanziell kaum bewältigen können.
Da fragt man sich schon, ob es sinnvoll ist, wenn sich die EKD bei diesem Thema soweit aus dem Fenster lehnt.

Das nächste in dem Artikel angesprochene Thema ist die Seenotrettung. Es ist keine Frage, so gut wie alle Menschen, die an den Grenzen der EU um Asyl nachsuchen, haben triftige Gründe dafür. Denn niemand verlässt einfach so seine Heimat, seine Familie, wendet sehr viel Geld auf, um in eine total ungewisse Zukunft zu starten.

Es ehrt uns, dass die allermeisten zu uns nach Deutschland wollen. Das natürlich nicht ohne Grund. Bei uns gibt es ja seit 2015 so etwas wie eine Willkommenskultur, die Leute werden betreut, bekommen ein Dach über dem Kopf, genügend zu Essen und zu Trinken und sogar noch ein kleines Taschengeld. Das ist gut, das ist menschlich und natürlich auch christlich.

Die Frage ist nur, wieviele Menschen können wir auf diese Art bei uns aufnehmen. Unsere europäischen Nachbarn stehlen sich aus der Verantwortung bzw. behandeln die Asylsuchenden dermaßen schlecht, dass sie da schon garnicht hinwollen.

Man kann diese Leute bei uns auch nicht auf Dauer in den Asylunterkünften belassen. Sie brauchen eigene Wohnungen, wollen wohl auch mal eine Familie gründen. Der Flächenfraß wird also weiter zunehmen. Die Herstellung von Baumaterial ist sehr energieaufwendig und umweltschädlich. Es wird noch mehr Autos geben, die auch neue Straßen notwendig machen.
Gilt da der Auftrag zur Bewahrung unserer Umwelt, Gottes Schöpfung denn plötzlich nicht mehr?
Wäre es denn nicht viel sinnvoller, in den Heimatländern dieser Leute für Zustände zu sorgen, dass diese bleiben könnten?

Das ist, trotz allem kirchlichen Engagement vor Ort, natürlich zuvorderst eine politische Aufgabe, die bisher sträflich vernachlässigt wurde und von den Kirchen wohl auch viel zu wenig angemahnt wurde.
Die Kirchen sammeln zwar jedes Jahr Geld für Menschen in „armen Ländern“ und unterstützen damit humane Projekte - alles Recht und gut. Aber leider ist das, wie man zunehmend sieht, nur ein Tropfen auf den heißen Stein und dient wohl eher als Alibi.

So, das wäre es nun von meiner Seite zu diesen beiden Themen. Ok, ist ein bisschen lang geworden, aber ich hoffe, es war für Sie nicht ganz uninteressant.

Nur eines noch: Herr Sacher schreibt, daß die Kirchen beim Schwangerschaftsabbruch und beim assistierten Suizid eher konservative Positionen einnehmen. Das mag für die katholische Kirche gelten, bei der EKD bröckelt leider das Eintreten für den Schutz des ungeborenen Lebens immer mehr. Hier zumindest hat nun Herr Poschardt vollkommen recht. Das ist eindeutig eine Anbiederung an einen Zeitgeist, wie er speziell von den Grünen propagiert wird. Und das leider zu Lasten der Wehrlosesten in unserer Gesellschaft.

Mit freundlichen Grüßen
Georg R. aus dem Allgäu

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Es stimmt schon, dass die Kirchen nicht immer nur mit den jeweiligen Machthabern in allen Belangen übereinstimmen. Es fragt sich allerdings, ob das zu einem "Ach so schlimm sind die doch nicht mehr!" führen sollte. Da gibt es also einen wunderhübschen Militärseelsorgevertrag, also die hochoffizielle Einbindung der Kirchen in das Militär. Der Staat ist scharf darauf, dass die Kirchen weiter fest dabei sind, wenn es um die moralische Erziehung des Menschenmaterials geht. Da liefern die Kirchen auch zuverlässig die Friedensliebe und sonstige moralische Höchstwerte, für die Krieg zu führen dann moralische Pflicht ist. Und zu Zeiten der praktizierten Wehrpflicht bekamen auch die Kriegsdienstverweigerer Unterstützung von den Kirchen.

Also ein Gemischtwarenladen für jeden Geschmack? So harmlos ist die Sache nicht. Der Staat lässt die Kirche bisweilen gegen den Stachel löcken. Das verschafft der Kirche das Image eines friedlichen, tier- und menschenliebenden Vereins, der auch immer ein Herz für die notorischen Armen, Kranken, Einsamen, Gedemütigten und sonstige sehr zahlreich in dieser Gesellschaft Hervorgebrachten hat. Und wenn dieser gutbeleumdete Verein dann regelmäßig zur Sache kommt und seine volle Unterstützung für die demokratische Herrschaft samt Militär, Gefängnissen, Gerichtsvollziehern, Ankerzentren und Frauenhäusern, unmissverständlich zum Ausdruck bringt, dann hat die Herrschaft genau die Schützenhilfe, die sie wünscht.

Von "machtkritischen Anteilen des Christentums" zu reden ist somit irrtümlich. Machtkritik zeigt auf, wie Macht funktioniert und legt dadurch klar, dass der Normalmensch sich ins eigene Fleisch schneidet, wenn er auf Macht setzt. Machtkritik übt man entweder oder lässt sie bleiben. Anteilig ist die nicht zu haben. Damit wird deutlich, auf welcher Seite die Kirche steht.

Friedrich Feger

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Was wollen Sie denn nun sein? Eine Religion, eine religiös geformte Weltanschauung, der Anhang einer Partei und mit welchem Parteibuch die Richtung bestimmenden Programm? Politisch zu sein ist zwar unausweichlich imLeben, aber muss man den Glauben deshalb hintergründig behandeln? Mit Worten läßt sich alles begründen, es bleibt aber der Verdacht, dass man glaubt, mit ihm allein auf Dauer nicht genügend Überzeugung generieren zu können. Mit der Angst vor der Hölle im Jenseits ist mangels glaubwürdigem Nachweis kaum noch Religion zu machen. Zur Substitution eignet sich da vorzüglich die wissenschaftlich beweisbare Klima-Angst als Gefahr für das Paradies auf Erden. Wie praktisch, wenn man die Ziele vom Jenseits ins Diesseits transferieren kann. Bleibt nur noch die Frage der Verantwortung ohne eine demokratische Legitimation. Auch ist zu klären, ob die KIST nun ein Glaubensbeitrag oder das Honorar für eine Weltanschauung ist.

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