Parolen "Berlin bleibt jüdisch" und "Fuck Hamas" sind in der Unterführung des S-Bahnhofs Berlin-Friedenau zu sehen
Der Terrorangriff der Hamas in Israel findet seinen Widerhall in Berlin, hier in der Unterführung des S-Bahnhofs Berlin-Friedenau
Christoph Soeder/dpa/picture alliance
Solidarität mit Juden
Ein Zeichen gegen den Hass
Wärmepumpen, Tempolimits, Gendern: Gegen vieles haben sich jüngst Wellen der Wut erhoben in der Bundesrepublik. Doch nach dem Hamas-Angriff auf Israel bleibt es im Land des Holocausts merkwürdig still. Jüdinnen und Juden haben unsere Solidarität verdient, kommentiert Nils Husmann.
Tim Wegner
20.10.2023
2Min

Was war das für eine Woche? In Berlin hat jemand versucht, eine Synagoge anzuzünden. Leute schmieren Davidsterne an Haustüren, hinter denen sie Juden vermuten. Die Polizei muss das Holocaust-Mahnmal bewachen und - nicht nur in Berlin, sondern auch in vielen anderen deutschen Städten - Versammlungen auflösen, in denen Hamas-Parolen gerufen werden.

Tim Wegner

Nils Husmann

Nils Husmann ist Redakteur und interessiert sich besonders für die Themen Umwelt, Klimakrise und Energiewende. Er studierte Politikwissenschaft und Journalistik an der Uni Leipzig und in Växjö, Schweden. Nach dem Volontariat 2003 bis 2005 bei der "Leipziger Volkszeitung" kam er zu chrismon.


All das ist unerträglich. Die Gräuelraten der Hamas, die am 7. Oktober mehr als 1400 Menschen in Israel brutal ermordet und mehr als 200 Geiseln verschleppt hat und die sich seitdem inmitten der palästinensischen Zivilbevölkerung versteckt, hätte eine Welle der Solidarität nach sich ziehen müssen, weltweit - und gerade auch in Deutschland. Und ja, viele Menschen sind empathisch, sie trauern mit den Israelis, sind bestürzt über den Terror.

Aber sichtbarer, lauter als eine Welle der Solidarität bricht sich eine Welle des Antisemitismus, auch bei uns, im Land des Holocausts. Es ist unbegreiflich. Warum sind wir so still? So abgestumpft? Wo bleibt das "Nie wieder!"?

Die Hamas verfolgt das erklärte Ziel, Israel zu vernichten und alle Juden zu töten. Sie hat dieses Ziel immer in aller Offenheit erklärt und dokumentiert. Es ist furchtbar, dass sich Menschen mit diesem Ziel auf deutschen Straßen gemein machen. So ein bodenloser Hass kann nie richtig sein.



Gegen vieles haben sich jüngst Wellen der Wut erhoben in der Bundesrepublik. Manchmal waren es auch nur Stürme im Wasserglas und Internet, die viel größer schienen, als sie wirklich waren. Gegen Wärmepumpen oder Tempolimits, fürs Gendern oder woke Sprachregelungen. Ich frage mich, wo all diese Menschen sind? Jetzt, wo es einfach nur darauf ankommt, solidarisch zu sein mit den Jüdinnen und Juden und laut und deutlich zu sagen: "Nie wieder!"

Es ist gut, dass die Evangelische Kirche in Deutschland zu den Mitträgerinnen des Bündnisses für Solidarität und gegen den Terror gehört, das am Sonntag um 14 Uhr am Brandenburger Tor ein Zeichen gegen Terror, Hass und Antisemitismus setzen will. Der Aufruf des Bündnisses findet klare Worte für das, was in Israel geschehen und nun das Gebot der Stunde ist: Solidarität - ohne jede Relativierung.

Es ist höchste Zeit!

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Warum setzen Sie den Antisemitismus mit uns und Deutschland gleich? Bis vor ca. 20-30 Jahren gab es ihn doch nur noch in unvermeidlichen Spuren. Und jetzt werden wir unter Generalverdacht gestellt. Die Wahrheit ist doch, dass mit den Immigranten auch der neue/alte AntisemItismus des Nahen Ostens importiert wurde. Denn mit jeder Person, mit jeder Famile kommt auch deren Kultur zu uns. So wie Sie auch mit dem Kauf eines jeden Produktes dessen Herstellbedingungen akzepztieren. Mit Anatolien kamen die Moscheen, mit der Pizza die Mafiosi, mit den Menschen auch deren Sprache und die Verachtung unserer Kultur. Das ist ein Teil des globalen "Kalten-Kultur-Krieges".  Und von dieser Gefahr haben auch Sie gewusst. Sie sehen tagtäglich den schwindenden Einfluss ihrer Kirche.  Sie haben diese Gefahr der grenzenlosen Toleranz und Nächstenliebe billigend in Kauf genommen, um der ganzen Welt ihren Edelmut zu beweisen. Sie können nicht von der konträren Wirkung ihrer Wohltaten überrascht sein. Ausserdem nicht zu vergessen, der Antisemitismus ist eng verbunden mit dem Vorwurf, dass "Die Juden" Jesus ermordet haben. Dieser Vorwurf war bis vor wenigen Jahren fester Bestandteil von allen Liturgien, Klagen und Gedenktagen. Der Vorwurf war die Grundlage für Pogrome und Kreuzzüge. Mit verzweifelten Argumentationskapriolen wird versucht, die jüdische Schuld zu bestreiten. Es sollen die Römer gewesen sein. Nur, das bisher immer bezeugt wurde, dass den Römern der Glaube der Besiegten egal gewesen sein soll. Jetzt sich als Anti-Antisemitist zu profilieren, ist unaufrichtig, solange man sich nicht von der bisher anerkannten Überlieferung distanziert. Damit gerät aber die Bibel in Untiefen. Es ist dennoch an der Zeit zu überdenken, ob unsere Werte noch geeignet sind, den Folgen des weltweiten Kalten-Kultur-Krieges zu widerstehen. In Schönheit zu sterben ist auch tot.

Antwort auf von Ockenga (nicht registriert)

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Die Nazis waren überwiegend Christen, Hitler war katholisch und verantwortlich für die Vernichtung der Juden. Er bezog sich sogar auf die Bibel. Und er wurde bis heute noch nicht exkommuniziert und das Reichskonkordat von 1938 hat heute noch seine volle Gültigkeit, mit einer einzigen Ausnahme, die Kirchenglocken läuten nicht mehr zu Ehren des Führers. Diese Scheinheiligkeit ist zum Kotzen.
Nirgend wird erwähnt, das die Christen die Prognome verhängten und als die Synagogen brannten, verhinderten Bischöfe, das die Feuerwehr zu den Brandstätten hinfuhren. "Lasset uns für den Führer beten!" Im Internet findet man genug Judenhass, wenn man einfach mal reinschaut.Aber wer will das schon????

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Sehr geehrter Herr Husmann,

ebenso wie Sie bin ich schockiert, dass sich gegen die antisemitischen Ausschreitungen, die wir in Deutschland in einem Umfang und einer Massivität erleben, die man lange nicht für möglich gehalten hat, keine ebenso starken Stimmen der Solidarität mit den Juden öffentlich erheben. Ich persönlich schäme mich, dass ich in meinem direkten Umfeld nicht den Mut finde, ein öffentliches Zeichen der Unterstützung zu setzen. Auf meiner Kommode steht ein Israelfähnchen, das ich aus einem Urlaub mitgebracht habe, aber ich traue mich nicht, die uns von Freunden geschenkte Israelfahne in mein Fenster zu hängen. Der Grund ist so einfach wie schlagend - wenige Meter hinter dem Rathaus Neukölln wohnend, befürchte ich, dass mir die Fensterscheiben eingedrückt werden, und auch Gefahr für meine körperliche Unversehrtheit, da sehr leicht zu orten ist, wer hinter welchem Fenster wohnt. Gesicht zu zeigen, was ich mir eigentlich abverlange in diesem zentralen Punkt, der meine Biographie auch prägt, hieße, das Risiko eines Krankenhausaufenthaltes in Kauf zu nehmen. Ich bin dazu noch nicht bereit. Die von politischen Parteien und Kirchen organisierte, zentrale Demo zu besuchen, widerstrebt mir. Ich möchte mich nicht an der Scheinheiligkeit von Mitverantwortlichen beteiligen, welche diese unhaltbaren Zustände über Jahre eingerührt haben. Die Redner, welche am heutigen Sonntag medienwirksam sprechen werden, können sich in meinen Augen nicht von der Verantwortung freisprechen, mehrere zehn Jahre nach den schlimmsten Verbrechen an den Juden Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land geholt zu haben - wie Karl Lagerfeld es zugespitzt, aber zutreffend formuliert hat. Die historischen und politischen Zusammenhänge zwischen dem in der islamischen Welt dominanten Judenhass und der unkontrollierten Migration sind nicht neu und seit langem bekannt. Wer darauf hingewiesen hat, wurde und wird bis heute mit dem Vorwurf der Islamophobie und dem Generalverdacht gegen Muslime zum Schweigen gebracht und aus der öffentlichen Diskussion verbannt. Auch Sie, sehr geehrter Herr Husmann, müssen sich aus meiner Sicht sagen lassen, dass Sie als Journalist das Ihre dazu beigetragen haben, streitige Stimmen als "rechts" zu diffamieren. Auch Sie haben Ihren Beitrag zu einer Vergiftung des Meinungsklimas geleistet, indem Sie allem, was kurzerhand als "rechts" abgestempelt werden kann, den "Kampf" angesagt haben. Es war ein großer Fehler der Linken, die sogenannte political correctness über den freien und streitigen Diskurs zu stellen, auf diese Weise zu spalten und auszugrenzen und dabei zu glauben, dass reale Problemlagen durch öffentliches Beschweigen bereits gelöst wären. Dieses so unfaire wie politisch kurzsichtige Spiel wird auf nahezu allen Themenfeldern gespielt, die in einer res publica eigentlich auf den Marktplatz der freien Meinung gehören sollten. In dieser Sache des Antisemitismus treten die fatalen Folgen nun unübersehbar zutage. Ich wage die Voraussage, dass es z.B. auf dem Gebiet "Klimaschutz" zu ganz ähnlichen Verwerfungen kommen wird, wenn es der Regierung nicht gelingen sollte, ihre riskante Politik in Sachen Energieversorgung und Aufrechterhaltung eines breiten wirtschaftlichen Wohlstandes mittelfristig zum Erfolg zu führen. Ihr Aufruf zu einem "Zeichen gegen den Hass" ist in der aktuellen Lage wohlfeil und kommt definitiv zu spät. Ein solches Zeichen, wie gut und aufrichtig es auch immer gemeint sein sollte, wird die Zustände nicht mehr ändern. Für jeden, der mit geöffneten Augen durch Berlin geht, ist seit Jahren klar erkennbar geworden, dass unser Staat nicht mehr über die Mittel und auch über keine Polizei mehr verfügt, die willens und in der Lage wäre, z.B. kippatragende Mitbürger oder jüdische Restaurants effektiv zu schützen. Wer sollte vor diesem Hintergrund den Mut aufbringen, das notwendige Zeichen zu setzen, das sich die staatlichen Institutionen nicht mehr zutrauen? Der etwas verlegene, an die Bürger gerichtete Appell des Kanzlers neulich in der Tagesschau hat in dieser Beziehung Bände gesprochen und seine Macht- und Hilflosigkeit entblößt. Es war ausgerechnet die AfD, die bereits 2021 im Bundestag gefordert hat, die deutsche Unterstützung an die UNWRA bis zur Klärung von einschlägigen Korruptionsvorwürfen, die nach wie vor im Raume stehen, zurückzustellen. Ich beobachte, dass unsere Regierung bis dato weder willens ist, die Karten in dieser Sache offen auf den Tisch zu legen, noch ihren Ankündigungen bezüglich der Verbote von islamistischen Vereinigungen effektive Taten folgen zu lassen. Dass der jüdische Sportverein Makkabi in Berlin weiterhin Fußball spielen kann, kann und will offensichtlich nicht durchgesetzt werden, um nur ein Beispiel zu nennen. Es sind solche konkreten Mißstände, die auch konkret angegangen sein wollen. Ein "Zeichen" in dieser Situation gegen etwas sehr Diffuses, wie "Hass" es nun einmal ist, geht völlig an der Sachlage vorbei und wer es fordert, setzt sich dem Verdacht aus, sich in einer zugegebenermaßen komplexen Frage mit einer sehr einfachen Parole einfach nur einen schlanken Fuß machen zu wollen.

Herzliche Grüße
Holger Müller-Brandes

Wie Sie Recht  haben! Die LINKS-LIBERALE und zu einem erheblichen Teil auch protestantisch (RAF!) motivierte politische Naivität, die selbst Putin hoffähig machen würde, und für die "Kleber" Wohlwollen hegt, sieht nicht die Gefahren menschlicher Schwächen.  Auf Kirchentagen dann Jubelarien für einen bedingungslosen Pazifismus in Form der Toleranz der Intoleranz.  Und sich dann hinterher beklagen und zur Demo gegen die Folgen der Toleranz aufrufen. Und diese Gefahren will die höchste theologische Intelligenz nicht vorher gewusst haben? Sie müssen es gewusst haben! Aber um der ganzen Welt den persönlichen  Edelmut (der Welt egal) zu beweisen, wird so getan, dass man zur Rettung der Welt vor dem Bösen in der Lage ist. Die Liebe siegt! Durch uns! Und dann kommen in Berlin ein Clan oder Steinewerfer, die man selbst dazu eingeladen hat, und beweisen ihnen das Gegenteil. Sagt man das, kommt als Allzweckwaffe die Drohung mit der braunen Klobürste. Diese Naivität, jetzt noch gestützt durch finanzielle Sicherheit, hat uns schon mal ins Chaos gestürzt. Aber zum " ...Marktplatz der freien Meinung...".  gehört auch als Vorbedingung, dass der "Markt" auf fundiertes Wissen und nicht auf Lügen oder religiösen Vorprägungen beruht. Gefühlduselei 
gehört auf jeden Fall nicht dazu.

Ich kann nicht erkennen, dass hier jemand besonders die AFD braun lobt. Es wurde lediglich auch auf sie von H. Müller-Brandes verwiesen. Seine Agenda zeigt, dass jeder Vorwurf der AFD-Nähe absurd ist. Sind wir schon so weit, dass alles als braun bezeichnet wird, was andere schon lange fordern, nur weil sich die AFD sachlich oder opportunistisch eingeschlichen hat? Gerade die EV. KIRCHE und ihre Repräsentanten sollten da sehr vorsichtig sein. Denn ohne die Gebete für den Sieg (bis Mai 45!), den Verkauf der Werte gegen das Konkordat und die Zustimmung zu Hitlers Plänen und Rüstung hätte es Holocaust und Krieg nie gegeben. Diese linke Tour, die Recht und Ordnung verteufelt, nur weil ein besetztes Haus gesäubert werden soll, "untergräbt" Staat und Gesellschaft. Schon mal was vom Gleichgewicht von Rechten und Pflichten als staatstragende Pfeiler gehört? Es ist eine spezielle Form von Antisemitismus wenn man Israel das Recht bestreitet, sich gegen den Terror zu verteidigen. Die HAMAS gefährdet die Palästinenser!!! Allein ihre Zahl hätte auf Dauer schon längst gereicht, den ohne sie schwachen Staat Israel (2 Mio. arbeiten dort) auch für sie lebenswert zu machen. Aber Neid und Rache sind schlechte Werte und auch den Linken nicht so fremd.

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Wer war denn bisher gegen konsequente Reaktionen und hat auch die Hamas hofiert? Die Toleranz der Hamas ist doch im linken Haus üblich. Damit wurde doch dem alten Neidreflex der Linken Rechnung getragen. Wieder wird das Pferd (Folgen der grenzenlosen Nächstenliebe) in die Irre getrieben und dafür der Esel (wir) bestraft. Bisher hat man uns die Immigration und deren kulturelle "Mitbringsel" als dringend benötigte Bereicherung verkauft. Unsere Kultur ist sowohl den Linken als auch den urbanen Guten zu alt und behäbig geworden. Die mit dem Import fremder Kulturen verbundenen Gefahren wurden verniedlicht und als kleinbürgerliche Ängstlichkeit abgetan. Jetzt dämmert ihnen, dass sich die kulturelle Konkurrenz zu einem Kalten-Krieg der Kulturen entwickelt, dem WIR mit unsere bisherigen Werte nicht mehr Stand halten könnten.  Jetzt lassen die Fremden, die von  den Sozial-Naiven gerufen wurden und unsere Kultur verachten, mit brutalen Demos unseren Himmel weinen und unseren guten Willen bluten. Scholz will nun  gegen den Widerstand seiner unbelehrbaren "Freunde"  als Antwort mit Abschiebungen das Ruder gegen die Flut der Immigranten mit ihren fremden  Kulturen herumreißen. Sehr spät diese Einsicht, zu der schon viel früher Verantwortung hätte bestehen müssen. Wir sollten aus Erfahrung wissen, dass aber auch braune politische Patent-Lösungen der falsche Weg sind, der wie gehabt, unweigerlich in den politischen Inzest führt. Konservativ ist nicht das Alte wieder haben zu wollen, sondern aus der Vergangenheit zu lernen um damit die Zukunft zu gestalten. Die politische und religiöse Naivität der sozial-liberalen Denke sind dagegen eine verdoppelte Gefahr

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Die Scheiterhaufen sind bis heute nicht erloschen, Hass, Mord, Kriege und Geld bestimmen die Welt. Und vor allen Dingen, der "liebe Gott" hält sich aus allem heraus, kein Herz für seine "Kinder" kein Auftreten, keine Botschaften und Sohnemann macht es seinem Papi gleich, immer mit der Ruhe auf dem Sofa Himmelreich! Und die Wlt ist plemplem. Deus vult!

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