28.09.2011

Ein Sommertag im Jahr 2008. In einer New Yorker Investmentbank gibt es eine Entlassungswelle. Auch ein leitender Angestellter im Risikomanagement wird gefeuert. Der spielt daraufhin einem Mitarbeiter einen Stick mit inoffiziellen Daten zu. Der junge Mann stellt fest, dass die Bank auf einer Unmenge überbewerteter Papiere sitzt. Es droht der sogenannte „Margin Call“ - der Moment, in dem echtes Geld hergezeigt werden müsste. Es würde sich dann herausstellen, dass die Bank unterkapitalisiert ist.

Manager werden informiert, Krisensitzungen einberufen. Schließlich fliegt der Chef ein. Der versteht die „komplexen Finanzprodukte“, die sein Haus handelt, auch nicht besser als der Kreditnehmer von der Straße. Aber er hat eine Strategie: Die toxischen Papiere müssen verkauft werden. Möglichst schnell! Alle Beteiligten wissen: Nicht nur die Firma, der ganze Markt wird in die Krise stürzen.

Finanzbranche ohne Moral und Vernunft

„Margin Call“ ist das selbstbewusste Kinodebüt von J.C. Chandor. Der Film spielt fast ausschließlich in klimatisierten Büros, unter Männern in gedeckten Anzügen. Mit kühler Präzision wird hier von der Immobilien- und Bankenkrise erzählt, die vor drei Jahren im Kollaps der Lehman Brothers kulminierte. Sie vernichtete Tausende von Existenzen und belastet die westlichen Volkswirtschaften noch heute. Chandors Inszenierung macht das Finanzmilieu für den Laien durchschaubar, ohne seine Strukturen zu stark zu vereinfachen.

Vom ambitionierten Jungtrader über die Abteilungsleiter bis hin zum Firmenboss: Die Menschen in diesem Film haben nichts Dämonisches. Einige sind selbst verschuldet, fürchten um Abfindungen und Sozialversicherung, leiden auf hohem Niveau. Aber keiner von ihnen bricht mit einem System der Bereicherung und Berechnung, in dem die „normalen Leute“ keine Rolle spielen. So zeigt „Margin Call“, dass Moral und Vernunft nur von außen in die Ökonomie kommen können: Der Markt wird es nicht richten.


Der große Crash - Margin Call (USA 2011)  Regie und Buch: J. C. Chandor; Kamera: Frank G. Demarco; Schnitt: Pete Beaudreau; Musik: Nathan Larson; Darsteller: Kevin Spacey, Paul Bettany, Jeremy Irons, Demi Moore u.a; 109 Min.; Kinostart: 29. September

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