Foto: Universal Pictures
Leben vor der Kamera: Ellar Coltrane verfilmt ein Jahrzehnt US-Geschichte
06.06.2014

Texas im Jahr 2002. Die geschiedene Olivia zieht mit ihren Kindern aus der Provinz nach Houston. Für den verträumten sechsjährigen Mason und seine patente ältere Schwester Samantha ist das ein schwerer Schritt – auch deshalb, weil ausgerechnet jetzt ihr lange abwesender Vater sich wieder mehr um seine Kinder kümmern will. Während Olivia eine Ausbildung zur Psychologiedozentin absolviert und ihre kleine Familie in einer Mischung aus Fürsorglichkeit und Pragmatismus immer wieder neu erfindet - leider mit den falschen Partnern -, wächst Mason heran. Er bekommt Pickel und liest Harry Potter, macht Wochenendausflüge mit dem Vater und der Schwester, tauscht den I-Mac gegen das I-Phone, trinkt sein erstes Bier, erlebt seine erste Liebe. Als Mason 2013 ins College aufbricht, ist die Familie gewachsen und auseinandergedriftet. Alle haben sich verändert; aus dem Jungen ist ein Mann geworden, der weiß, was er will – so weit man das in diesem Alter überhaupt wissen kann.
Zwölf Jahre lang hat der amerikanische Autorenfilmer Richard Linklater an "Boyhood" gearbeitet - mit seiner Tochter, dem Schauspiellaien Ellar Coltrane in der Hauptrolle und bekannten Darstellern, denen man allesamt beim Älterwerden zusehen kann. Spiel- und Dokumentarfilmelemente, pointierte Dialoge und Alltagsbeobachtungen mischen sich – in einem Film, der wie nebenbei durch ein Jahrzehnt amerikanischer Geschichte führt. "Boyhood" erzählt vom Erwachsenwerden, von richtigen und falschen Entscheidungen, von der Bildung einer Persönlichkeit und der Toleranz, die nötig ist, um das Zusammenleben in modernen Patchworkfamilien zu meistern. Vor allem aber ist "Boyhood" ein Film über die Zeit: sie dehnt sich in den langen, sensibel gefilmten Gesprächsszenen und beschleunigt sich in der Montage. So macht Linklater bewusst, was der Zuschauer am eigenen Leben nicht wahrnehmen kann: wie sich Erlebnisse und Erfahrungen, glückliche und schmerzliche, im Laufe der Jahre zu einer Biografie verdichten.

© Universal

Produktion: IFC Productions, Detour Filmproduction, USA 2014; Regie und Buch: Richard Linklater; Kamera:Lee Daniel, Shane Kelly; Schnitt: Sandra Adair; Darsteller: Patricia Arquette (Olivia), Ethan Hawke (Mason sr.), Ellar Coltrane (Mason jr.), Lorelei Linklater (Samantha) u.a.; Verleih: Universal Pictures International Germany GmbH; Postfach 710848, 60498 Frankfurt/Main, Tel.: 069 222 821 0, Fax: 069 666 6509, info@universal-pictures-international-germany .de, http://www.universal-pictures.de/; Preise: Silberner Bär (Beste Regie), Berlin 2014; FSK: ab 6; Kinostart: 5. Juni 2014

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