Agroforst
Klimaschutz auf dem Acker
Landwirt Felix Riecken aus Norddeutschland hat seinen Hof auf Agroforst umgestellt. In ganz Deutschland hält er Vorträge dazu und weiß: Die Probleme der heutigen Landwirtschaft sind lösbar
Felix Riecken steht mit einer Schaufel auf einem Stück Land und vor neu eingepflanzten Bäumen
Felix Riecken schaut in die Zukunft: Eines Tages werden diese Bäume Schatten spenden
Tom Köhn / Vierecken
Tim Wegner
16.04.2024
6Min

Sein Tag ist eng getaktet. Manchmal führt er Interviews sogar vom Traktor aus. Der 29-jährige Landwirt Felix Riecken aus dem schleswig-holsteinischen Großbarkau ist gefragt in diesen Tagen des Bauernprotestes. Felix hat nicht mitdemonstriert und erklärt gern seine Gründe: "Subventionen sind der falsche Weg." Die Klimakrise sei da, es brauche neue Lösungen. Felix hat sie gefunden: Agroforstwirtschaft – eine Mischung aus Land- und Forstwirtschaft.

2018 herrschte Dürre im Land. Felix’ Eltern führten den Familienbetrieb "Rieckens Landmilch" in vierter ­Generation und hatten den Hof mit seinen gut 160 Milch- und Fleischkühen gerade auf Biolandwirtschaft umgestellt. Die extremen Wetterbedingungen wurden zur existenziellen Krise. Zu dieser Zeit studierte Felix Agrarwissenschaft in Witzenhausen und Kassel, belegte Kurse in Agroforst und realisierte: "Damit kann es weitergehen."

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Er überzeugte seine Eltern von der Umstellung zum Agroforstbetrieb, bildete sich aus in Baumpflege und Forstwirtschaft, kaufte und pflanzte Bäume: Holunder, Maulbeere, Edelkastanie, Birne, Wildkirsche und andere, an die 1800 sind es heute. Im Prinzip, so Felix, mache er nichts anderes, als an die alte Tradition einer biodiversen Landwirtschaft anzuknüpfen. Keine ­Monokulturen auf riesigen Feldern, sondern kleine Einheiten, durchmischt mit Bäumen und Hecken, wie auf Streuobst- wiesen. Die dort weidenden Kühe freuen sich über Schatten, Zusatzfutter durch Blätter und Baumfrüchte und schubbern ihr Fell an der Rinde.

Auch die Nutzung der Sonneneinstrahlung werde effizienter: "Bäume brauchen wenig Platz am Boden. Nach oben wachsen sie wie ein Fächer und vergrößern mit ihren Blättern die Fläche, mit der CO2 aus der Atmosphäre geholt und in Sauerstoff umgewandelt wird, so um ein Vielfaches." Der durch Humus und viele Regenwürmer aufgelockerte Boden komme ­besser durch Trocken- wie Regenzeiten. In ein paar Jahren sollen Felix’ Eltern in ihrem Hofladen neben der hof­eigenen Biomilch oder dem Rindfleisch auch Haselnüsse, Esskastanien, Birnen und Äpfel verkaufen können.

"Agroforst gibt uns Antworten auf Fragen, die wir uns in der Landwirtschaft bisher nicht einmal gestellt haben", weiß Felix. Noch herrsche viel Unwissenheit, viel ­Skepsis, viel Angst vor zu großen Einstiegskosten, zu langer Warte­zeit. In ganz Deutschland hält Felix Vorträge, er gibt ­Interviews, organisiert Führungen und ­Familien-Feldtage auf dem Hof. Einmal verstanden, bekomme das Konzept ­"begeisterte Zustimmung": "Zurzeit gilt die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit als Klimakiller." Dank Agroforst, ­davon ist Felix überzeugt, könnten Bauern und Bäuerinnen wieder das werden, was sie eigentlich sein sollten: "Helden unserer Gesellschaft"

Spendeninfo

Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) mit Sitz in Cottbus braucht Spenden für Weiterbildungskurse und Aufklärungskampagnen. Ein Familien-Feldtag auf Felix Rieckens Hof kostet beispielsweise 250 Euro.
Spendenkonto:

GLS Gemeinschaftsbank eG
IBAN: DE 69 4306 0967 1018 6152 00. Stichwort: chrismon

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