Luther Thesenanschlag von Ferdinand Pauwels aus dem Jahr 1872
Luther Thesenanschlag von Ferdinand Pauwels aus dem Jahr 1872
Wartburg-Stiftung Eisenach
Held wider Willen
Drei große Ausstellungen in Berlin, Wittenberg und Eisenach zeigen, wie Martin Luther lebte, arbeitete und weltweit wirkte
Lena Uphoff
26.04.2017

Mensch, der Luther! Ein Mensch – und was für einer. Schillernd vielfältig. Genial und brutal. Hochbegabt und tiefsinnig. Liebevoll und zornig. Lieblos oder humorvoll. Dass er vor 500 Jahren mit seinen Thesen eine Veränderung der Welt losgetreten hatte, war ihm zum Zeitpunkt seiner Wittenberger Texte weder klar noch wichtig. Drei große Ausstellungen in Berlin (seit 12. April), in Wittenberg (ab 13. Mai) und auf der Eisenacher Wartburg (ab 4. Mai) versuchen, Person, inhaltliche und welt­historische Wirkung des Doktor Martinus greifbar zu machen.

Im Martin-Gropius-Bau des Deutschen Historischen Museums zu ­Berlin wird dokumentiert, wie die Folgen der Reformation, der „Luthereffekt“, bis heute in Amerika, Asien, Afrika oder Schweden spürbar sind. Kulturelle und politische Konflikte, die ebenso im Kampf gegen die Sklaverei erkennbar sind wie in dessen Gegenteil: der repressiven Kolonisierung etwa in Tansania oder Namibia.

Direkt neben dem Lutherwohnhaus in Wittenberg steht das Augusteum, einstmals Universitätsgebäude. Die dortige Ausstellung gibt Einblick in das Leben der Familie Luther. Eine große Rolle spielt Katharina Luther als Gastgeberin. Die Besucher sehen den großen Esstisch der Familie. Dort nahmen reisende Theologen, Humanisten, Künstler und Studenten Platz, diskutierten bis in die Morgenstunden. Gezeigt werden auch Gemälde und Drucke des Lutherfreundes Lucas Cranach. Neben den „95 Schätzen“ aus der Lutherzeit präsentiert die Wittenberger Schau „95 Menschen“ aus fünf Jahrhunderten, die den Reformator als Vorbild sahen: Revolutionäre und Aufklärer, Nationalisten, Musiker und Philo­sophen.

Luther als Schöpfer einer gemeinsamen deutschen Sprache

Auf der Wartburg in Eisenach geht es um „Luther und die Deutschen“. Hier hatte Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, den mit der Reichs­acht belegten Luther unter dem Pseudonym „Junker Jörg“ vom 4. Mai 1521 bis 1. März 1522 versteckt gehalten. In elf Wochen übersetzte der Untergetauchte auf der Burg das Neue Testament. In seiner bescheidenen Stube sind Schreibtisch und Tintenfass zu bestaunen. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Wirkung, die Luther als Schöpfer einer gemeinsamen deutschen Sprache hatte. Und anhand zahlreicher Flugschriften wird sichtbar, wie stark die Reformation Generationen von politischen Aktivisten inspirierte. Unter anderem veranstalteten rebellische Studenten 1848 ihr Wartburgfest, die erste freiheitliche Kundgebung auf deutschem Boden.

Am Fuße der Wartburg steht das „Bachhaus“ an dem Ort, wo 1685 Johann Sebastian Bach geboren sein soll. Seit März wird dort die theologische Bibliothek des Meisterkomponisten präsentiert, die seine Schöpfungen maßgeblich inspiriert hat. Auf jeden Fall einen Abstecher wert.

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