Nur wenige Kolumbier haben den Kandidaten der einstigen Farc-Guerilla ihre Stimme gegeben. Dennoch wertet die Partei ihr politisches Debüt als wichtigen Schritt für die Demokratisierung.
12.03.2018

Kolumbien rückt nach der Parlamentswahl nach rechts. Die rechtskonservative Partei Centro Democrático von Ex-Präsident Álvaro Uribe wurde am Sonntag (Ortszeit) laut offiziellen Ergebnissen stärkste Kraft im Kongress. Die entschiedenen Gegner des Friedensvertrags mit der Farc-Guerilla erhielten in beiden Kammern mehr als 16 Prozent der Stimmen. Sie können nach Angaben der Wahlbehörde mit 19 Sitzen im Senat und 32 Sitzen im Abgeordnetenhaus rechnen.

In beiden Kammern kommen die konservativen Kräfte auf rund 60 Prozent, die meisten von ihnen haben sich jedoch für das Friedensabkommen ausgesprochen. Insgesamt wurden über 100 Senatoren und mehr als 170 Abgeordnete gewählt.

Politisches Debüt

Die Partei der ehemaligen Farc-Rebellen, die sich nach dem Friedensschluss Ende 2016 erstmals an einer Wahl beteiligte, lag weit abgeschlagen und erhielt in beiden Kammern lediglich rund 85.000 Stimmen - das entspricht weniger als einem halben Prozent. Dennoch wertete die Farc-Spitze ihr politisches Debüt als wichtigen Schritt für die Demokratie in Kolumbien.

"Es ist das erste Mal, dass ich wähle, und das tue ich für den Frieden", sagte Farc-Führungsmitglied Pablo Catatumbo. Fünf Sitze im Senat und im Abgeordnetenhaus sind den ehemaligen Kämpfern sicher. Der Ende 2016 geschlossene Friedensvertrag garantiert der neu gegründeten Partei eine Mindestzahl von Mandaten.

Die konservative Partei Cambio Radical gilt ebenfalls als Gewinner und konnte im Senat Sitze dazugewinnen. Die Mitte-Rechts-Partei der Liberalen führt mit rund 17 Prozent der Stimmen das Abgeordnetenhaus an. Die gemäßigt konservative Partei (la U) von Präsident Juan Manuel Santos erlitt hingegen eine Niederlage und büßte in beiden Kammern Mandate ein. Nach lokalen Medienberichten gingen rund zwei Millionen Menschen mehr zur Wahl als vor vier Jahren. Die Wahlbeteiligung lag knapp unter 50 Prozent.

Direktstimmen im Senat

Der Ausgang der Parlamentswahl galt als Gradmesser für die Präsidentschaftswahl am 27. Mai und als Richtungsentscheidung für die Umsetzung des Friedensvertrags mit der Farc. Daher kann das Ergebnis als herber Rückschlag für Präsident Santos und die Befürworter des Friedensprozesses gewertet werden. Ex-Präsident Uribe, schärfster Kritiker des Friedensvertrags, wurde als Senator mit den meisten Direktstimmen im Senat bestätigt. Das gibt seiner rechtskonservativen Partei und dem Präsidentschaftskandidaten Iván Duque Rückenwind für die Abstimmung im Mai.

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