Gütersloh (epd). Für jeden zweiten Erwachsenen in Deutschland gehört einer Studie zufolge die private und berufliche Weiterbildung per Internet mittlerweile zum Alltag. Vor allem Erwerbstätige und Akademiker (59 Prozent je Gruppe) nutzen die Vielfalt an Möglichkeiten, über das Internet eigenständig zu lernen, wie der am Freitag in Gütersloh veröffentlichte "Monitor Digitale Bildung" der Bertelsmann Stiftung ergab. Mit Abstand meistgenanntes Lernmotiv ist die fachbezogene, berufliche Qualifizierung, gefolgt von Netz-Recherchen zu Hobby, Sprachenlernen, Haushalts- und IT-Fragen.
Inhalte und Kurse würden in erster Linie problemorientiert gesucht, hieß es. Dabei führe der Weg zum passenden Angebot in der Regel über die großen Webportale. Google und Co. liefen so klassischen Weiterbildungsanbietern wie Volkshochschulen den Rang ab, die bislang noch verstärkt auf Präsenzkurse setzten, erklärte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Oft scheitere es am fehlenden Know-how.
Freiwilliges Gütesiegel
Die Fülle an Lernangeboten bei Google und Co. sei jedoch selten geprüft, warnte er: "Welche Inhalte wissenschaftlich-didaktischen Ansprüchen genügen, ist derzeit kaum erkennbar." Er regte als Orientierungshilfe die Einführung eines freiwilligen Gütesiegels für gute digitale Lerninhalte an. Menschen mit eher geringem Bildungsstand und Nichtberufstätige hätten hier das Nachsehen. Denn sie lernten deutlich seltener digital (32 beziehungsweise 28 Prozent je Gruppe).
Kurze Erklärvideos
Für die repräsentative E-Learning-Studie interviewte das MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung in Essen im Auftrag der Stiftung mehr als 1.000 Bundesbürger zwischen 18 und 64 Jahren. Zudem wurden den Angaben nach insgesamt knapp 500 Pädagogen und Leitungskräfte im Weiterbildungsbereich befragt. Ergänzt wurde die Erhebung durch Interviews mit Vertretern aus Verwaltung und Verbänden.
Berufstätigkeit und digitales Lernen gehen laut Studie oft Hand in Hand. Im beruflichen Umfeld dominierten Web-Seminare, PowerPoint-Präsentationen genauso wie Fachzeitschriften. Privates Lernen finde hingegen eher auf YouTube und in sozialen Medien wie Facebook oder bei Wikipedia statt. Bevorzugt würden vor allem kurze, handlungsorientierte Wissensangebote wie Erklärvideos, digitale Lernspiele oder -Apps.
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