Josef Schuster
epd-bild/Daniel Peter
Vor der Beratung im Bundestag über einen Antrag zur Bekämpfung von Judenhass hat der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, seine Forderung nach einem Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung erneuert.
18.01.2018

Ein Beauftragter könne "längerfristig und ohne Ressortdenken" die Entwicklungen beim Thema Antisemitismus beobachten sowie Strategien und Maßnahmen zur Bekämpfung entwickeln und koordinieren, sagte Schuster dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der Beauftragte solle zudem in regelmäßigem Austausch mit Experten und der Zivilgesellschaft stehen und Ansprechpartner für die jüdische Gemeinschaft sein, sagte Schuster. Die Forderung nach einem Antisemitismus-Beauftragten hatte ein vom Bundestag eingesetzter Expertenkreis im vergangenen Jahr erhoben.

Nach Ausfällen bei Demos in Berlin

Heute berät das Parlament über einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen von Union, SPD, FDP und Grünen, in dem die Forderung aufgegriffen wird. Voraussichtlich soll bereits nach der ersten Beratung über den Antrag abgestimmt werden, der die Bundesregierung zur Berufung eines solchen Beauftragten auffordert. Gegenüber einer ursprünglichen Fassung des Antrags wird nicht mehr konkret das Bundesinnenministerium als Ressort für den Beauftragten genannt. Schuster hatte sich für eine Ansiedlung im Kanzleramt ausgesprochen.

Der Antrag, der weitere Maßnahmen gegen Antisemitismus vorschlägt, ist auch eine Reaktion auf die jüngsten juden- und israelfeindlichen Ausfälle bei Demonstrationen in Berlin. Schuster sagte, ihm bereite der Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft am meisten Sorgen. "Er kommt häufig im Gewand einer überzogenen und völlig einseitigen Kritik an Israel daher und enthält oft mehr typische antisemitische Vorurteile, als es den Menschen bewusst ist", sagte er. Sie transportierten uralte judenfeindliche Stereotype, ohne es zu merken, und gäben sie an die kommende Generation weiter.

Für Gedenkstätten-Besuche

Zur Debatte um eine Besuchspflicht in KZ-Gedenkstätten sagte der oberste Repräsentant der Juden in Deutschland, dort werde das, was die Schüler zuvor im Geschichtsunterricht aus Büchern oder Filmen gelernt hätten, sehr viel anschaulicher. "An den authentischen Orten ist es möglich, Empathie mit den Opfern zu entwickeln", sagte er.

In Bayern seien Gedenkstätten-Besuche der höheren Klassen der Regelfall. "Ich denke, auch die anderen Bundesländer könnten wenigstens Pilotprojekte starten, um Erfahrungen zu sammeln", sagte Schuster. Auch in den Integrationskursen könnten solche Besuche sinnvoll sein, "um den Menschen, die neu zu uns kommen, unsere Werte und unseren Umgang mit der NS-Vergangenheit nahezubringen."

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