Dogan Akhanli
epd-bild/Jörn Neumann
Zwei Tage nach seiner Festnahme in Spanien zeigt sich der türkischstämmige Literat Dogan Akhanli immer noch geschockt. Der türkischen Justiz will er die Stirn bieten. Die Bundesregierung steht hinter dem 60-Jährigen.
21.08.2017

Der Schriftsteller Dogan Akhanli gibt sich nach seiner zeitweiligen Festnahme in Spanien kämpferisch. Er werde sich mit aller Kraft gegen seine von der Türkei geforderte Auslieferung verteidigen, sagte der türkischstämmige Schriftsteller mit deutscher Staatsbürgerschaft. "Sie werden mich niemals zum Schweigen bringen", betonte der 60-jährige Autor am Montag vor Journalisten in Madrid.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin, die Vorwürfe röchen geradezu nach politischer Verfolgung. Man könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Akhanli unter den obwaltenden Umständen in die Türkei ausgeliefert werden könne.

"Erschreckende Erfahrung"

Der in Köln lebende Schriftsteller war am Samstag während seines Urlaubs in Granada festgenommen worden. Grundlage war ein Interpol-Gesuch der Türkei. Inzwischen ist Akhanli wieder auf freiem Fuß, darf aber Spanien zunächst nicht verlassen und muss sich einmal pro Woche bei einem Gericht in Madrid melden.

Akhanli berichtete, er sei schockiert gewesen, als er die spanischen Polizisten vor seinem Hotelzimmer gesehen habe und er festgenommen worden sei. Er habe sich nach der Festnahme sehr schlecht gefühlt. "Das war für mich eine erschreckende Erfahrung, weil ich dachte, dass ich in europäischen Ländern sicher bin", sagte der Autor. Dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan warf er eine "despotische Haltung" vor. Dieser glaube, sich alles erlauben zu dürfen.

Akhanli schrieb in seinem Buch "Die Richter des Jüngsten Gerichts" über den Völkermord an den Armeniern 1915 und kritisierte den türkischen Präsidenten Erdogan. Der Autor sagte, es wäre eine Katastrophe für die spanische Demokratie, einen Schriftsteller an ein Land auszuliefern, das sich gerade in ein faschistisches System verwandele. Zwar war am 3. August bereits der türkischstämmige Journalist Hamza Yalcin in Barcelona festgenommen worden, der schwedischer Staatsbürger ist. Obwohl er den Fall kannte, habe er sich vor seinem Urlaub dennoch nicht denken können, in Spanien in Gefahr zu sein.

Anwalt: Vorwürfe sind haltlos

Akhanlis Anwalt Ilias Uyar vermutet nach eigenen Worten, dass die spanische Polizei vor der Festnahme seines Mandanten einen Tipp von den türkischen Behörden bekommen hat. Akhanli werden die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, der Umsturz der verfassungsmäßigen Ordnung der Türkei sowie ein Raubmord vorgeworfen. Die Vorwürfe beziehen sich auf ein Verfahren im Jahr 2010. Der Freispruch vom Ende des Prozesses ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

Uyar hofft auf die weitere Unterstützung Deutschlands. "Wir hoffen, dass die Bundesregierung am Ball bleibt und sich weiterhin für Dogan Akhanli einsetzt", sagte der Anwalt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Vorwürfe seien nach wie vor haltlos und politisch motiviert. Sein Mandant sei ein Intellektueller, der sich mit der türkischen Politik auseinandersetze: "Er ist eine Figur, die der Türkei politisch nicht genehm ist, und die Regierung versucht ihn mundtot zu machen." Die Türkei sei kein Rechtsstaat mehr, sagte Uyar: "Kein Gericht der EU wird einen EU-Bürger an das Land ausliefern. Die Menschenrechtssituation ist desolat."

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