Vor zwei Jahren sind in Thailand Gräber mit Opfern von Schleppern entdeckt worden. Nun sind 70 Angeklagte wegen Menschenhandel, Folter und Freiheitsberaubung schuldig gesprochen worden. Der Mammutprozess ist noch nicht abgeschlossen.
19.07.2017

Bei einem Mammutprozess gegen mutmaßliche Menschenhändler hat ein Gericht in Thailands Hauptstadt Bangkok am Mittwoch zahlreiche Angeklagte schuldig gesprochen. Nach einem Bericht der Tageszeitung "Bangkok Post" wurden bis zum frühen Abend (Ortszeit) etwa 70 Urteile verhängt, darunter gegen einen Generalleutnant der thailändischen Armee. Insgesamt standen in dem größten Menschenschmuggel-Verfahren Thailands mehr als 100 Angeklagte vor Gericht. Dazu zählten neben Militärangehörigen Polizisten, Lokalpolitiker, Geschäftsleute sowie Staatsangehörige aus Myanmar.

Angeklagte bestreiten Vorwürfe

Alle Beschuldigten haben den Anklagen von Schleppertum, Folter, Freiheitsberaubung mit Todesfolge und Mord widersprochen. Die Urteilsverkündungen können auch am Donnerstag noch andauern. Wann die Strafmaße bekanntgegeben werden, stand zunächst nicht fest. Dass in dem südostasiatischen Land ein Militär wegen Menschenrechtsverletzungen verurteilt wird, ist eine Ausnahme.

Menschenrechtsorganisationen begrüßten die Verurteilungen, mahnten aber an, dass weiteren Schleppern der Prozess gemacht werden müsse. "Dies mag das Ende eines wichtigen und beispiellosen Verfahrens sein, aber bis dahin war es ein steiniger Weg", so Amy Smith von der Organisation Fortify Rights. Zeugen, Dolmetscher und Ermittler seien bedroht und angegriffen worden. Für die überlebenden Opfer des Menschenschmuggels sei der Fall weder abgeschlossen noch sei das Schleppertum damit beendet.

Viele muslimische Rohingya unter den Opfern

Die meisten Beschuldigten waren 2015 verhaftet worden, nachdem im Süden Thailands Massengräber mit den sterblichen Überresten mutmaßlicher Opfer von Menschenschmugglern gefunden worden waren. Bei den Leichen handelte es sich um Angehörige der in Myanmar verfolgten muslimischen Rohingya-Volksgruppe sowie um Flüchtlinge aus Bangladesch.

Thailands Juntachef Prayuth Chan-ocha hatte damals angekündigt, Schlepper-Netzwerke im Land zu zerschlagen. In dem vom US-Außenministerium veröffentlichten jährlichen Bericht zu Menschenhandel und Sklaverei steht Thailand derzeit auf der sogenannten "Beobachtungsstufe" der Kategorie 2. Im vergangenen Jahr hatte Washington das südostasiatische Land von der "schwarzen Liste" heraufgestuft. Menschenrechtsorganisationen hatten diesen Beschluss als verfrüht kritisiert.

Die Gräber waren auf dem Gelände eines Dschungelcamps an der Grenze zu Malaysia entdeckt worden. Menschenrechtler haben wiederholt eine Beteiligung von Behördenvertretern am Menschenhandel angeprangert. Sie werfen Thailand außerdem vor, in der Krise um Bootsflüchtlinge 2015 seine Grenzen dicht gemacht zu haben. Den verfolgten Rohingya aus Myanmar sowie Flüchtlingen aus Bangladesch sei nicht erlaubt worden, an Land zu kommen. Zudem seien polizeiliche Untersuchungen zum Menschenhandel behindert oder vorzeitig für beendet erklärt worden.