Die Tagesschau macht mobil gegen Hetze im Internet.
epd-bild/Norbert Neetz
Mit einer Internet-Aktion fordert die ARD-"Tagesschau" die Verfasser von Hasskommentaren auf, aus der Anonymität im Internet herauszutreten und sich den Betroffenen ihrer Hasskommentare zu stellen.
26.05.2017

"In den vergangenen Monaten und Jahren ist der Ton immer rauer, hemmungsloser und brutaler geworden", sagte Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-aktuell am Freitag in Hamburg. Aus Angst vor Hass trauten sich viele Internetnutzer häufig nicht mehr, ihre Meinung zu äußern.

Gegen diese Entwicklung wolle die Tagesschau etwas unternehmen: Mit der Online-Aktion "Sag's mir ins Gesicht" wolle sie ergründen, warum manche Nutzer besonders emotional reagieren und hasserfüllte Kommentare schreiben. "Zugleich möchte die Tagesschau versuchen, den Dialog auch mit Fundamentalkritikern nicht abreißen zu lassen", teilte der NDR mit.

Facebook-Live-Events geplant

Dazu seien eine Reihe von Facebook-Live-Events geplant: Am Sonntag, 28. Mai, ab 19 Uhr stelle sich Chefredakteur Gniffke der Diskussion zum Thema "Glaubwürdigkeit". In den Live-Events am 29. und 30. Mai, ebenfalls jeweils ab 19 Uhr, folgten Diskussionen mit Anja Reschke und Isabel Schayani über Islam und Fremdenfeindlichkeit oder Erinnerungskultur in Deutschland, teilte der NDR mit.

Sobald es in der aktuellen Berichterstattung um Themen wie Migration und Flucht, die USA, Israel oder die Türkei geht, überfluteten Hasseinträge die Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken, hieß es weiter. Die Gesichtslosigkeit im Internet zähle nach Erkenntnissen aus der Psychologie zu den Hauptgründe für Hasskommentare. "Wir haben uns die Frage gestellt: Würden Menschen anders miteinander umgehen, wenn sie ihrem Gegenüber ins Gesicht sähen, statt vermeintlich anonyme Hasskommentare zu schreiben? Wir glauben ja. Unsere These lautet: Hass sagt sich nicht so leicht ins Gesicht", erklärte Gniffke das Experiment. "Sag's mir ins Gesicht" wolle die These nun überprüfen.