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Die starke Zuwanderung, insbesondere von Flüchtlingen, im Jahr 2015 hat zu einem weiteren Anstieg der Kinderarmut im vergangenen Jahr geführt.
22.05.2017

Auch wenn die amtlichen Daten für 2016 noch nicht vorliegen, habe eine Vorausberechnung ergeben, dass rund 154.000 Einwandererkinder als armutsgefährdet in die Statistik eingehen werden, die bislang noch nicht erfasst waren, erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Montag in Düsseldorf. Für das vergangene Jahr errechneten die WSI-Forscher im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme der Kinderarmutsquote um 0,5 Prozentpunkte auf 20,2 Prozent.

Günstige Arbeitsmarktentwicklung

Die Forscher des WSI verweisen darauf, dass zwar die Zahl der von Armut betroffenen einheimischen Minderjährigen, unter ihnen Kinder mit und ohne Migrationshintergrund, wegen des wirtschaftlichen Aufschwungs um 72.000 niedriger ausfallen wird als 2015. Jedoch dürfte die Armut unter Kindern und Jugendlichen insgesamt in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um rund 82.000 auf 2,62 Millionen ansteigen. Für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren lag die Armutsschwelle 2015 bei einem Nettoeinkommen von weniger als 1.978 Euro im Monat.

Für seine Vorausberechnung nutzte das WSI nach eigenen Angaben die aktuellsten verfügbaren Rahmendaten zur Bevölkerungsentwicklung, zu Asylbewerberleistungen und aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die moderat positive Entwicklung bei den einheimischen Kindern den Anstieg der Kinderarmut dämpft, aber nicht abfangen kann", sagte WSI-Sozialexperte Eric Seils. Dazu scheine sich die günstige Arbeitsmarktentwicklung in den Einkommen von Familien nicht stark genug niederzuschlagen.

Ausreichend qualifizieren

Sollte sich der moderate Wirtschaftsaufschwung in diesem Jahr fortsetzen, erwartet Seils für die nächste Zukunft einen Rückgang der Kinderarmut insgesamt und auch unter Flüchtlingen. Zum einen würden die jugendlichen Zuwanderer erwachsen und fielen dann aus der Statistik, zum anderen werde die Erwerbstätigkeit unter den Einwanderern steigen, erklärte der Wissenschaftler.

Doch selbst wenn die Kinderarmut in den kommenden Jahren wieder sinken werde, sei das "kein Grund zur Entwarnung", mahnte Seils. "Wenn wir die jugendlichen Einwanderer heute nicht ausreichend qualifizieren, werden sie als junge Erwachsene unter den armen Erwerbstätigen oder Arbeitslosen wieder auftauchen."