Rund 800 Millionen Menschen weltweit hungern, die meisten leben auf dem Land. Bei einer Konferenz zur Zukunft des ländlichen Raums beraten Politiker, Wissenschaftler und Finanzexperten, wie die Perspektiven der Menschen verbessert werden können.
27.04.2017

Wenn Paul Zaake eine E-mail an seine Geschäftspartner schicken will, braucht es manchmal eine Stunde, bis die Nachricht übertragen wird. Das Internet hakt, die Stromverbindung fällt oft aus. Zaake ist ein junger Unternehmer aus dem Hinterland Ugandas. Seine Firma verarbeitet Mangos. An diesem Donnerstag ist er nach Berlin gekommen, um seine Geschichte von einer Chance und von den Problemen auf dem Land vorzustellen.

Zugang zur Infrastruktur

Es sind Menschen wie Zaake aus Uganda, um deren Erfahrungen es auf der zweitägigen G-20-Konferenz "Eine Welt ohne Hunger" geht. Ihnen soll der Zugang zum Weltmarkt erleichtert werden - zu fairen Bedingungen. Dafür hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) bei dem Treffen Vertreter der Industrienationen und von afrikanischen Staaten, den Präsidenten der Afrikanischen Entwicklungsbank, Akinwumi Adesina, oder Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus versammelt. Gemeinsam wollten sie nach Lösungen für die harten Lebensbedingungen im ländlichen Raum suchen.

In diesen Regionen der armen Länder entscheide sich die Zukunft der Menschheit, sagte Müller in seiner Eröffnungsrede. Entscheidende Punkte seien der Zugang zu Landrechten und eine entsprechende Infrastruktur. Die Menschen bräuchten Schulen, Krankenhäuser und Bildungsangebote. Doch der Kampf gegen Armut und Hunger könne nur gelingen, wenn es eine globale Agrar- und Energiewende gebe, aber auch faire Handelsstrukturen. Weltweit hungern rund 800 Millionen Menschen, rund 70 Prozent leben auf dem Land.

Auch Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) spricht auf der Konferenz. Globale Probleme könnten nur durch globale Lösungen beseitigt werden. Man müsse mehr Verantwortung für die afrikanischen Partner übernehmen.

Welche Punkte im Kampf gegen Hunger und Armut wichtig sind, haben internationale Wissenschaftler, Entwicklungsexperten und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen in der "Charta von Berlin" zusammengefasst, die sie an Minister Müller überreichten. Sie fordern darin die G-20 auf, bis 2025 mindestens 600 Millionen Menschen aus Hunger und Unterernährung zu befreien.

Auftrag an die G-20

"Die große Kunst wird sein, auch mittelständische Privatinvestoren in den ländlichen Raum zu holen", sagte der entwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Stefan Rebmann, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch den Grünen fehlen in der Charta konkrete Vorschläge. "Die Bundesregierung muss ihren Worten endlich Taten folgen lassen", sagte der Sprecher für Entwicklungspolitik der Fraktion, Uwe Kekeritz dem epd. Die Linke bezeichnete die Charta als inhaltlich vage und politisch bedeutungslos. Eine Welt ohne Hunger sei nur mit dem Blick auf Privatkonzerne und Öffentlich-Private-Partnerschaften nicht zu schaffen, sagte der Obmann im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Linksfraktion, Niema Movassat.

Für die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, ist die Charta ein Auftrag an die G-20. Hungerbekämpfung sei auf Dauer nur möglich, wenn die Menschen gut ausgebildet seien. Sie appellierte an die afrikanischen Regierungen, die Maßnahmen zu unterstützen.

Laut Entwicklungsministerium werden in Afrika bis zum Jahr 2030 etwa 440 Millionen junge Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen. "Wir müssen in die Jugend investieren", sagte der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank, Adesina, bei der Konferenz. "Afrika ist der Markt der Zukunft." Dem ugandischen Unternehmer Zaake würde fürs erste eine bessere technische Ausstattung helfen.