Die Weltgemeinschaft verspricht Hilfe für Millionen vom Hungertod bedrohte Menschen im Jemen. Doch die anhaltende Gewalt versperrt den Helfern den Weg zu den Bedürftigen.
25.04.2017

Deutschland und andere Geber wollen mit 1,1 Milliarden US-Dollar (rund 1 Milliarde Euro) den hungernden Menschen im Bürgerkriegsland Jemen helfen. Die Bundesregierung sagte auf einer Jemen-Konferenz am Dienstag in Genf für das laufende Jahr 105 Millionen Euro zu. Ohne sofortige Hilfe der internationalen Gemeinschaft seien Millionen Menschen akut vom Tod bedroht, warnte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU).

Guterres lobt Zusagen

Die EU plant, sich im laufenden Jahr mit zusätzlichen 116 Millionen Euro an der Versorgung der bedürftigen Menschen zu beteiligen. Das Rote Kreuz beschloss, sein Budget für den Jemen in diesem Jahr auf 90 Millionen US-Dollar (rund 83 Millionen Euro) zu verdoppeln. UN-Generalsekretär António Guterres lobte die Zusagen als "bemerkenswerten Erfolg". Doch nun müsse die Hilfe bei den Menschen ankommen.

Die Bevölkerung des Bürgerkriegslandes leide unter der größten Hungersnot weltweit. Etwa 17 Millionen Menschen hätten nicht genug zu essen, insgesamt 19 Millionen Jemeniten seien auf Nothilfe angewiesen, sagte der UN-Generalsekretär. Das seien fast zwei Drittel der Bevölkerung.

Hilfszusagen machten auch die USA und arabische Länder. Ebenso wolle die Schweiz und Schweden helfen, beide Länder hatten zusammen mit den UN die eintägige Konferenz einberufen. Die UN und ihre Partnerorganisationen brauchen laut Generalsekretär Guterres 2,1 Milliarden US-Dollar (rund 1,9 Milliarden Euro), um die Bedürftigen in diesem Jahr mit Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten, Unterkünften und anderen Hilfsgütern zu versorgen.

2,1 Milliarden US-Dollar werden benötigt

Vor Beginn der Genfer Geberkonferenz seien aber nur 15 Prozent der benötigten Summe eingetroffen. Die Zusage aus Deutschland setzt sich laut Bundesregierung aus 50 Millionen Euro für humanitäre Nothilfe und 55 Millionen Euro für Entwicklungshilfe zusammen.

Der UN-Nothilfe-Koordinator Stephen O'Brien beklagte, dass die humanitären Organisationen oft nicht zu den hungernden Menschen vordringen könnten. Die Gewalt sowie bürokratische Hindernisse und Willkür versperrten den Helfern den Weg. O'Brien forderte einen sofortigen Waffenstillstand und eine politische Lösung.

Hauptbetroffene sind Kinder

Besonders die Kinder in dem Land auf der arabischen Halbinsel sind laut dem Hilfswerk Unicef Opfer des Lebensmittelmangels, der Gewalt und von Krankheiten. Fast 2,2 Millionen Mädchen und Jungen litten unter Mangelernährung, teilte Unicef Deutschland mit. Für schätzungsweise eine halbe Million Kinder bestehe akute Lebensgefahr, wenn sie keine Hilfe erhielten. Alle zehn Minuten sterbe ein Kind an vermeidbaren Ursachen. UN-Generalsekretär Guterres warnte, dass im Jemen das Überleben einer ganzen Generation bedroht sei.

Seit März 2015 gibt es schwere gewaltsame Auseinandersetzungen in dem Land. Schiitische Huthi-Rebellen kämpfen gegen die sunnitisch geprägte Regierung, die von einer saudi-arabisch geführten Koalition unterstützt wird. Seit Beginn des Krieges wurden rund 10.000 Menschen getötet, mehr als drei Millionen Männer, Frauen und Kinder sind auf der Flucht.