20.10.2010
Pfingstsonntag - Tag der Ausgiessung des Heiligen Geistes
Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt. Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.
Römer 8,26-30

Mein Gott, das muss er doch sehen, wie es mir geht! Himmel, sie sollte doch wirklich merken, was sich in mir abspielt ­ warum darf ich wieder alles haarklein erzählen? ­ Solche Stoßseufzer in einer Beziehung sind nicht unbedingt Anzeichen großer Krise, eher Ausdruck verständlicher Sehnsucht, verstanden zu werden ­ ohne Worte, wie es unter manchem Bild, auch unter Karikaturen steht. Gelegentlich ist man ja nur noch eine Karikatur seiner selbst, ein ironisch als "Bild für die Götter" beschriebener Mensch, weil man nicht mehr ganz bei sich ist, neben sich steht, aber eben doch gerne als der oder die begriffen werden will, der man eigentlich sonst ist oder sein kann, vielleicht auch noch werden könnte: ein Bild von einem Mann, von einer Frau.

Oft genug weiß man nicht, wie man das sagen soll, was man mitteilen will. Es fehlen einem die Worte. Wie gut, wenn der oder die andere dann tatsächlich sensibel, feinfühlig erfasst, was gemeint ist. Aber auch das ist denkbar: Ein Sehnen und Wünschen, das (noch) keine Gestalt hat, eine nur leise Ahnung von dem, was man erhofft, regen sich in einem ­ und man kann nichts sagen, auch nicht um das vage Ersehnte bitten, weil man es selbst kaum kennt. Nur irgendwo tief innen drin spürt man ein wehmütiges Ziehen, die zuckenden Flügel des künftigen Schmetterlings, die noch im fesselnd-schützenden Kokon gefangen sind.

Das wird es sein, was Paulus meint: von einer paradiesischen Wirklichkeit zu träumen, von Gott, nicht allein in Frankreich, sondern überall auf der Erde, und es doch nicht angemessen artikulieren können, weil seine Realität die unsere bei weitem übersteigt. Wäre Gott von Menschen völlig begreifbar, könnte er nicht wahrhaft göttlich sein. Also stammeln von dem, was einem vorschwebt für das eigene Leben, für das der Liebsten, der Nächsten und der Fernsten hinein in die Mensch gewordene Transzendenz. Darauf vertrauen, dass Gott um von einem selbst ungeahnte Anliegen weiß und sie aufhebt, zu sich erhebt, weil er längst auf unserer Wellenlänge ist.

Was immer mit unseren Gedanken, Gefühlen und Worten geschieht: Es gibt keinen Automatismus, mit dem einem alle Wünsche von den Augen und den Lippen abgelesen werden. Nichts ist vorhersehbar, machbar. Manches erfüllt sich alltäglich unauffällig, erst schmerzlich bemerkt, wenn es fehlt wie die Gesundheit, wie Luft und Liebe. Anderes stellt sich mit österlicher Freimut und pfingstlicher Dynamik gegen jede Unheilsprophezeiung und Todesnachricht ein: neue, energische Vitalität, unerwartete Aufgaben, ein Lächeln, das einem überraschend bleibt in guten wie in bösen Tagen.

Gewohnte menschliche Macht legt fest, kalkuliert und bilanziert in nüchtern-notwendiger Strenge, fragt nach Effekten und Effizienz. Göttliche Potenz bestimmt vorher, erwählt vor jedem Nutzen, vor jeder Leistung kleine und große Menschen mit Liebe zu ihren gelebten Details ­ und zwar gleich für alle Ewigkeit.