Es war einmal eine metallene Fluchttreppe. Sie stand in Augsburg an der Außenwand einer alten Stadtbücherei, die einem Neubau weichen musste.
Abriss und Verschrottung von Haus und Inventar waren schon beschlossen – da hatten ein paar schlaue Menschen in Augsburg eine Idee: Könnte man das Inventar des Hauses nicht einfach verkaufen?
Und gleich dachten sie weiter. Was könnte noch eine Markt haben?
Die Waschbecken? Die Urinale? Treppengitter oder Lampen, Waschbecken, und ja, vielleicht sogar auch die Fluchttreppe an der Außenwand?
Einer dieser schlauen Menschen ist Kathrin Fändrich, Leiterin der Hochbauabteilung in Augsburg.
Ihr Motto: „Positionspapierchen gibt's genug. Nachhaltigkeit lebt von Taten.“
Dann gibt es da noch die aus Dänemark stammende und an der Hochschule Augsburg lehrende innovative Professorin Mikala Holme-Samsøe mit ihren ebenfalls sehr schlauen Studen*innen und eine Firma in Berlin, die sich aufs zirkuläres Bauen spezialisiert hat und damit spektakuläre Erfolge feiert: Concular.
Zusammen gingen sie ans Werk, erstellten eine Inventarliste des Hauses; vermaßen Heizungen, Fenster, die Fluchttreppe und erstellten einen Verkaufskatalog für insgesamt 400 Teile:
Kathrin Fändrich weiß heute: „Wir brauchen uns nicht mehr fragen, ob es für solche Dinge einen Markt gibt. Es gibt ihn." Und ja, auch für das gebrauchte Urinal.
Die Fluchttreppe fand eine neue Heimat bei der Familie Vogl in Sulzbach-Rosenberg, in der Oberpfalz:
Die Kellerschachtgitter wurden zu Startrampen des Bikeparks Tettnang am Bodensee:
Kathrin Fändrich berichtet, dass für Abbau, Fahrt auf die Deponie und anschließende Entsorgung der Fluchttreppe 7 000 Euro im Kostenplan des Abrisses eingeplant waren. Die Wiederverwertung schlug in Summe am Ende mit fast 1000 Euro plus zu Buche.
Kathrin Fändrich
Noch Fragen?
Zitat Kathrin Fändrich: "In Augsburg haben wir im Kleinen begonnen. Jetzt muss es aufs Große ausgeweitet werden. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck mache ich mich in diesem Jahr auf den Weg und sag es jedem, der mir begegnet: Wir müssen aufhören, zu verschwenden.“
PS: Wer Kathrin Fändrich einladen will, darf sich einreihen. Sie berät mittlerweile das Fraunhofer Institut, Kommunen in Bayern, wie die Stadt Erding, die bayerische Architektenkammer, die Ingenieurekammer, den Umweltausschuss des Bayerischen Landkreistages, usw. usw.
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