Aleppo nach dem Erdbeben: Mit diesen Problemen kämpfen die Syrer
"Unser Gemeindezentrum soll das Leben feiern"
Es kehrt Leben zurück in Syriens Hauptstadt Aleppo. Lange nach dem Erdbeben bleiben trotzdem existenzielle Fragen. Ein Gemeindezentrum möchte ein sicherer Ort sein.
Konzert am neuen Gemeindezentrum der Bethelkirche in Aleppo - Anlaufstelle für Christen und Muslime
Das neue Gemeindezentrum der Bethelkirche in Aleppo - Anlaufstelle für Christen und Muslime
Privat
01.08.2023
2Min

Wir haben kürzlich erst unser neues Gemeindezentrum in Aleppo eröffnet – eine Hoffnung für die Menschen hier. Würden wir nicht an eine Zukunft in diesem Land glauben, hätten wir das Zentrum nie eröffnet. Wir möchten besonders unsere Jugendlichen voranbringen. Es gibt so viele existenzielle Fragen in der jungen Generation: Wie geht es weiter? Wo will ich hin? Wie kann ich die Herausforderungen in meinem Alltag meistern? Dafür soll es einen sicheren Raum geben.

Das Zentrum soll aber auch ­eine Anlaufstelle für Christen und ­Muslime sein, um wieder mehr zusammenzuwachsen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Gerade jetzt nach dem Erdbeben ist das nötiger denn je. Wir sehen uns ein Stück weit als Fackelträger, als unverzichtbarer Teil der syrischen Gesellschaft.
Das Erdbeben liegt Monate zurück, das Leben ist etwas geordneter. Trotzdem sind viele in Angst. Nicht nur wegen des Erdbebens, sondern auch wegen der ungewissen Zukunft. Die wirtschaftliche Lage macht das Leben instabiler. Das führt die Menschen in die Verzweiflung.

Privat

Haroutune Selimian

Haroutune Selimian ist Präsident der Armenischen ­Evangelischen ­Gemeinden in ­Syrien und Pfarrer der Bethelkirche in Aleppo. Er erhielt im ­Oktober 2017 den Friedenspreis der "Initiativgruppe 8. Oktober" in ­Dresden.

Zusätzlich haben wir nach wie vor ein Energieversorgungsproblem, gerade nun bei den heißen Temperaturen. Lange Zeit hatten wir einen eigenen Brunnen im Gemeindeinnenhof. Nach dem Erdbeben vermischt sich das Frischwasser mit dem Abwasser der Stadt, es ist ungenießbar. Auch Bau und Reparatur der Häuser gehen nur schleppend voran. Dadurch, dass für Syrien Sanktionen gelten, boomt der Schwarzmarkt für Baumaterial. Man kann kaum etwas beschaffen, somit den Menschen kein sicheres Zuhause bieten.

Viele Leute können sich darüber hinaus die täglichen Dinge nicht leisten – Essen, Wasser, ­Hygieneartikel. In unserer Bethel-Poliklinik bieten wir eine medizinische Grundversorgung an. Wöchentlich geben wir zudem ­Essen aus, um eine gewisse Nahrungsmittelsicherheit zu bieten. Wir als Kirche versuchen, Treibstoff für neue Hoffnung zu geben und Probleme zu lösen.

Trotzdem haben etliche Menschen die Stadt verlassen – auch aus Angst vor weiteren Beben. Als Gemeinde ­sehen wir uns in der Pflicht, die Frohe Botschaft an die Menschen heranzutragen. Die Zeit nach dem Erdbeben hat viele auch stärker gemacht, den Glauben geschärft und die Zu­sammenarbeit zwischen ver­schiedenen Personen in der Gemeinschaft ausgebaut. Unser Zentrum soll ein Ort sein, der das Leben feiert.

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Diese Bilderstrecke des italienischen Fotografen Alessio Paduano zeigt das Ausmaß der Verwüstung durch das Erdbeben in der Türkei.

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