Eigentlich tat Schwester Renate Seebaß im Frühjahr 1945 das Richtige: Gemeinsam mit ihrer Familie half sie zwei todkranken KZ-Flüchtlingen. Trotzdem kämpfte sie als Deutsche lange mit Schuldgefühlen. 60 Jahre später trifft sie zum ersten Mal die Familie eines der Geretteten. Die Geschichte, die so wieder lebendig wird, erzählt von einer bedingungslosen Liebe, die zwei Leben gerettet und vielleicht eines gekostet hat
07.10.2010

Das Gute ist selbst dann gut, wenn die Welt nichts davon weiß. An diesem Sonntagnachmittag aber, als sich die Schiebetüren in der Empfangshalle des Chicagoer Flughafens öffnen und eine kleine gebückte Gestalt mit schwarzer Haube heraustritt, erfährt die Welt etwas mehr über das Gute. Ein Scheinwerfer geht an, eine Kamera zoomt, eine Frau mit blonden Haaren tritt auf die kleine Gestalt zu, sie umarmen sich, die blonde Frau weint...

Sie umarmen sich, die blonde Frau weint...

Rund 1300 Kilometer von Chicago entfernt in New Jersey liegt der kleine verschlafene Ort Glen Rock. Hier lebt Rudolf Klepfisz mit seiner Frau. Wenn im Alter nicht alles so viel schwieriger würde, wäre Rudolf jetzt auch in Chicago, hätte auch in der Empfangshalle am Flughafen gewartet, und als die kleine Gestalt durch die Tür kam, hätte er in der alten Frau vielleicht tatsächlich eines der beiden jungen Mädchen aus der Familie wiedererkannt, die ihm vor 60 Jahren das Leben rettete. "Aber es ist einfach nicht möglich." Er kann nicht weg aus Glen Rock. Seine Frau hat Alzheimer, sitzt im Rollstuhl und braucht rund um die Uhr Betreuung.

Schwester Renate tippt sich an die Lippe. Ganz still ist sie, fast eingesunken sitzt sie in ihrem Ordenshabit auf dem Ledersofa. Hat sie sich das so vorgestellt, zum ersten Mal die Tochter von Adolf Weissmark zu treffen? "Ich habe mir überhaupt nichts vorgestellt", sagt sie. Nebenan filmt ein Kamerateam gerade alte Fotos ab: das Pfarrhaus in Börnecke, einem Dorf im Harz, wo Renates Familie gelebt hat; das Studierzimmer von Renates Vater, Pastor Julius Seebaß, Renates Mutter, Renates Geschwister, Ricarda, die Schwester, die an Typhus gestorben ist. Lange ist das alles her. Sechs Geschwister waren sie, zwei Mädchen, vier Jungs. Dazu noch Pflegekinder und immer wieder Menschen, die plötzlich da waren und Unterkunft brauchten. Manchmal maulten die Kinder, dass so viele Fremde im Pfarrhaus waren. Manchmal sagte dann ihr Vater den Satz, der Renate ein Leben lang im Gedächtnis geblieben ist: "Wir sind verantwortlich für unser gegenseitiges Wohlergehen."

Jetzt ist sie also zu Hause in Chicago bei Mona Weissmark, Adolfs Tochter, sitzt im Wohnzimmer, trinkt Kaffee und gibt Interviews. Gegenüber auf dem Bücherbord liegen Bücher mit Titeln wie "Juden in Deutschland. Vom Römischen Reich bis zur Weimarer Republik". Aus dem Keller dringt leise Klaviermusik von Schumann nach oben. Vor dem Fenster zum Garten steht ein Notenständer mit Musik von Händel. "Es gab eine Zeit, da wollte ich alles ablegen, was deutsch an mir ist", erzählt Schwester Renate. "Ich wollte so britisch werden wie nur irgend möglich. Ich kam ja mit einem riesigen Schuldkomplex nach England." 55 Jahre ist das her, damals floh sie als Kunstlehrerin und Bildhauerin aus der jungen DDR in den Westen. In England fand sie eine neue Heimat und wollte nicht mehr zurückkehren. Vor 42 Jahren ist sie dann in den anglikanischen "Convent of the Holy Name" eingetreten, wurde "Schwester Renate". Ihr Vater, Pastor Julius Seebaß, der sonst seinen Kindern alle Freiheiten gewährte, wollte sie davon abbringen: "Du tust, was Luther für falsch hielt", sagte er noch wenige Wochen vor seinem Tod. Aber Renate fand in der Ordensgemeinschaft etwas, was sie sonst nur aus ihrer Familie kannte: "Das Ideal, andere Menschen bedingungslos zu akzeptieren."

Vielleicht habe ja ihre persönliche Odyssee damals als junges Mädchen in Prag begonnen, sagt Schwester Renate. Damals als sie von zwei fremden Menschen auf der Straße angespuckt wurde ­ weil sie Deutsche war. "Ich hab das damals nicht begriffen. Ich habe es einfach nicht verstanden."

Rudolf Klepfisz will nicht, dass sein Gast hungrig nach Hause geht. Auf keinen Fall. Deshalb bedrängt er ihn, noch mal zuzugreifen vom "gefilte Fisch", von den Hähnchenkeulen, von den eingelegten Roten Beten. Zwischendurch streichelt er seiner Frau durchs Haar, erklärt ihr noch mal auf Polnisch, dass jetzt jemand aus Deutschland da sei, ein Reporter. Rudolfs Frau sagt nichts, schaut den Gast nicht an. "Meine Frau und ich stammen aus der gleichen Stadt in Polen, Sosnowiec, aber wir haben uns erst nach dem Krieg kennen gelernt. Wir waren ja beide im KZ." Rudolfs Familie gehörte mit zu den Letzten, die das Ghetto in Sosnowiec verließen. "Wir haben es quasi aufgelöst." Im Februar 1943 wurde Rudolfs Familie ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau transportiert. "Da wurden wir dann voneinander getrennt: Meine Mutter und mein Bruder gingen den einen Weg, mein Vater und ich den anderen." Von Birkenau ging es nach Buchenwald, wo Rudolf auch von seinem Vater getrennt wurde. Vater, Mutter, Bruder ­ keinen hat Rudolf je wiedergesehen. "Aber ich hatte einen Freund, Adolf Weissmark. Wir waren die ganze Zeit zusammen." Auch bei den Todesmärschen, in denen die Gefangenen vor der heranrückenden Roten Armee nach Westen getrieben wurden. Und bei denen nur wenige überlebten. Zusammen mit Adolf kam Rudolf schließlich auch nach Langenstein-Zwieberge, einem Außenlager des KZ Buchenwald. "Wir sollten Tunnel graben für die Flugzeugproduktion. Wir durften kaum schlafen, hatten fast nichts zu essen, wir waren ziemlich am Ende. Wir waren...", Rudolf lacht, "wir waren so gut wie weg."

"Es gab damals auch viele Deutsche, die gelitten haben -­ und die keine Täter waren."

Vor einigen Jahren noch hätte sich Mona Weissmark, Adolfs Tochter, das nicht vorstellen können: Sie, die Tochter zweier Holocaust-Überlebender, sie, deren Tanten, Onkel, Cousins, Großeltern und Urgroßeltern im KZ ermordet wurden, steht vor ihren Studenten und sagt: "Es gab damals auch viele Deutsche, die gelitten haben -­ und die keine Täter waren."

Für die Studenten in Monas Psychologie-Seminar ist diese Aussage nicht sehr provozierend. Für Mona ist es immer noch eine Herausforderung. "Alles, was von meinen Verwandten nach dem Holocaust übrig blieb, waren drei vergilbte Fotos, die meine Mutter in der Schublade aufbewahrte, und zwei, die mein Vater in einem Schuhkarton hatte." Anfangs versuchten Monas Eltern noch, ihre Tochter vor der Vergangenheit zu schützen. Als Mona fragte, warum sie keine Verwandten mehr hätten, antworteten die Eltern: "Da war ein Krieg." Als sie nach den blauen eintätowierten Nummern auf den Armen ihrer Eltern fragte, sagten sie: "Das ist unsere Telefonnummer." Aber irgendwann ging das nicht mehr. Mona stellte immer mehr Fragen. "Woher wussten die Deutschen, dass ihr Juden seid?" "Wer hat die Nummern auf eure Arme gemacht?" "Haben die Wachen euch verletzt?" "Warum hat der Wachmann den kleinen Jungen erschossen?" Und sie bekam Antworten: "Der Wachmann war ein Deutscher", erklärte Monas Mutter und: "Die Deutschen waren schlechte Menschen, sehr schlechte. Sie haben die Juden gehasst." (Der kleine Junge, er war zehn Jahre alt und der Bruder von Monas Mutter. Der Wachmann erschoss ihn, weil er ihm nicht schnell genug lief.)

Mona wuchs mit dem Wissen auf, dass ihrer Familie großes Unrecht widerfahren war und dass es ein Volk gab, das sich an ihnen schuldig gemacht hatte. Wenn die Eltern vom Holocaust erzählten, benutzten sie "die Nazis" und "die Deutschen" als Synonyme. "Meine Eltern haben die Deutschen gehasst", sagt Mona und korrigiert sich dann: "Hass ist eine Untertreibung... Gleichzeitig liebten sie so viel Deutsches." Monas Vater las noch viele Jahre in seiner neuen Heimat USA deutsche Zeitungen, aß deutsches Essen, war stolz auf das Eiserne Kreuz in der Familie und kaufte seiner Tochter eine Lederhose. "Als mein Vater im Sterben lag, sprach er Deutsch." Mona schüttelt den Kopf.

"Aber meine Wut gegen die Deutschen war riesig."

"Aber meine Wut gegen die Deutschen war riesig." Immer mehr wollte sie über diese Zeit herausfinden, verstehen, welchen Sinn das Leiden ihrer Eltern gehabt haben könnte und wie diese Ungerechtigkeit entstehen konnte. Doch da gab es eine Geschichte, die sie irritierte, eine Episode, die ihr Vater immer wieder erzählte: "Es gab da einen guten Pastor, der uns geholfen hat. Wir haben später herausgefunden, dass sich seine Tochter bei uns angesteckt hat und gestorben ist, weil sie uns gepflegt hat."

Ob er mal wieder in Deutschland gewesen ist seit damals? "Meine Frau und ich sind viel gereist. Ja, in Deutschland waren wir auch mal." Rudolf Klepfisz sagt das so, als ob er über Miami, Mallorca oder die Malediven spricht. "Es ist wie jeder andere Ort in der Welt. Es gibt gute Menschen und es gibt schlechte Menschen. In Deutschland hatten sie einen Diktator und der Rest konnte nichts dagegen machen. Sie mussten folgen..." Rudolf hält inne, als ob das, was er gerade gesagt hat, noch weiter in ihm gärt. Als ob er gerade eine verdammte Lüge ausgesprochen hat, nur um seinen deutschen Gast nicht zu kränken. Rudolfs polnische Haushälterin räumt das Essen ab. "Anfang April 45 kamen die amerikanischen Truppen immer näher", erzählt Rudolf. "Die SS hat dann damit begonnen, die Gefangenen wegzuschaffen. Manche haben sie im Tunnel vergast oder erschossen, andere haben sie auf den Todesmarsch geschickt. Aber Adolf und ich haben uns versteckt. Wir sind ins Kapo-Zimmer, haben uns eingeschlossen und unter den Matratzen versteckt. Die Wachen kamen zwar vorbei und haben an die Tür und an die Fenster geklopft, aber wir haben uns nicht gerührt. Irgendwann waren sie weg." "Am nächsten Tag habe ich zu Adolf gesagt: Wir können hier nicht länger bleiben, wir haben hier nichts zu essen. Wir werden verhungern. Wir müssen runter ins Dorf. Adolf und ich konnten kaum mehr gehen. Wir waren mehr tot als lebendig. Krank, verlaust, wir hatten übelsten Durchfall und waren völlig kraftlos. Aber wir schleppten uns aus dem Lager und dann runter, über die Felder und bis nach Börnecke. Bis zur Tür des Pastors."

Monas Stimme zittert, als sie von ihrem Vater erzählt und davon, dass er bis zuletzt davon überzeugt war, Renates Schwester, Ricarda Seebaß, habe sich bei ihm angesteckt mit Typhus, sich für ihn geopfert. "Wenn er noch lebte, hätte er wahrscheinlich die gleiche Schwierigkeit wie ich: diese zwei verschiedenen Bilder von Deutschland zusammenzubringen." Der Kameramann zoomt in Monas Gesicht, vor ihr liegen die alten Fotos. "Manchmal müssen Kinder das zu Ende bringen, was ihre Eltern nicht abschließen konnten." Schwester Renate beobachtet die Szene. "Jetzt würde ich sie gern in den Arm nehmen." Aber Schwester Renate bleibt im Hintergrund. Sie haben noch genug Zeit diese Woche. In ihrer ersten gemeinsamen Woche.

Vor zwei Jahren rief Mona zum ersten Mal im Konventhaus im englischen Derby an. Seither telefonieren Mona und Schwester Renate jede Woche miteinander, getroffen hatten sie sich bisher noch nie. "Es war die logische Konsequenz: Ich wollte die kennen lernen, die meinen Vater gerettet haben und ihnen von Herzen danke sagen." Schwester Renate schüttelt den Kopf. "Meine Eltern hätten das nie gewollt." Den Rummel um ihre Person, die Interviews, die Dankesreden, die Auszeichnung aus Israel von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. "Die lebten einfach das, was sie sagten. Das war so selbstverständlich für die."

Damals, als Adolf und Rudolf vor dem Pfarrhaus auftauchten, kamen Renate und ihre Schwester Ricarda gerade nach Hause. Sie sollten Brot besorgen, waren aber erfolglos geblieben. "Als die vor unserer Haustür lagen, das waren ja nur Gerippe. Die sahen beide aus wie tote Hunde. Sie sagten, sie wollten nur etwas Heißes zu trinken. Ich ging rein und löste einen Suppenwürfel auf. Meine Mutter kam und wir riefen den Arzt. Als er kam, sagte er, wir sollten uns nicht mehr weiter um die beiden kümmern. Das lohne sich nicht mehr. 'Das sind keine Menschen mehr.' Meine Eltern haben ihn rausgeschmissen. Wir haben Adolf und Rudi dann in ein Bett gelegt. Sie wollten nur ein Bett zusammen, haben sie gesagt."

Jeden Morgen rüttelten wir am Fuß des anderen, um zu sehen, ob er noch am Leben ist

"Adolf lag auf der einen Bettseite, ich auf der anderen. Und jeden Morgen rüttelten wir am Fuß des anderen, um zu sehen, ob der andere noch am Leben ist. Zwei Wochen lang konnten wir nicht aus dem Bett, noch nicht mal aufs Klo. Rikeli und die Mutter versorgten uns, wuschen unsere Kleider, leerten unser Nachtgeschirr, pflegten uns gesund. Ich erinnere mich vor allem an Rikeli, sie brachte uns zum Leben." Rikeli, so nannten damals die beiden jungen Männer Ricarda, Renates Schwester.

"Mit der Zeit kamen sie wieder zu Kräften", erzählt Schwester Renate. "Wir haben sie dann nach Wochen zum ersten Mal an die frische Luft gebracht, ein Spaziergang zwischen den Kirschbäumen." Adolf und Rudi revanchierten sich bald mit Sonderrationen von den amerikanischen Besatzern. "Da war dieser Milchpudding, den sie von einem Soldaten hatten. Der hatte angeblich zu ihnen gesagt: ,Der ist für die, die nett zu euch sind.' Als sie uns den gaben, hat Adolf zum ersten Mal gelacht."

Dann kamen die Russen, Rudolf und Adolf verließen das Dorf Börnecke gen Westen. Bald darauf starb Ricarda Seebaß an Typhus. Ob sich die Seebaß-Tochter möglicherweise bei ihnen mit dem tödlichen Typhus ansteckte? "Das hat Adolf sein Leben lang geglaubt. Aber das kann gar nicht sein. Wir hatten da gar kein Typhus mehr", sagt Rudolf Klepfisz. Und der Pastor und seine Familie, wussten sie vom Konzentrationslager in ihrer Nähe? "Sie müssen es gewusst haben. Jeder muss es gewusst haben. Aber sie hatten keine Kraft, sich dagegen zur Wehr zu setzen. So einfach!"

"Wir wussten nichts von dem Konzentrationslager."

"Wir wussten nichts von dem Konzentrationslager." Schwester Renate ist sich sicher. "Und wenn unsere Eltern etwas wussten, dann haben sie uns davor beschützt."

Vor zehn Jahren hat Schwester Renate die deutsche Staatsbürgerschaft aufgegeben und die britische angenommen ­ dabei: So wichtig wie einst ist es ihr nicht mehr, von ihrem Geburtsland loszukommen. "Ich spreche Englisch, ich habe jetzt einen britischen Pass, aber meine tiefsten Gefühle bleiben immer deutsch. Und je älter ich werde, desto mehr." Inzwischen hat sie ihren Frieden gemacht mit Deutschland ­ es waren Ausländer, die ihr geholfen haben: die Schwestern im Konvent zum Beispiel, die ihr, als sie ein Konzert zur Wiedervereinigung im Fernsehen anschauen wollte, eine Flasche Sherry hinstellten, daneben eine kleine Notiz: "Happy Birthday, Germany! Und bitte stell die Flasche hinterher weg!"

Oder der indische Getränkeverkäufer im Zug, der sie anlächelte und meinte, Deutschland sei doch ein wundervolles Land. "Ich hab ihm sehr dafür gedankt."

Und Mona natürlich. Hat Renate manchmal gedacht, dass ihre Schwester noch leben könnte, wenn sie damals Rudi und Adolf nicht aufgenommen hätten? "Ich hab Mona gesagt, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass meine Schwester sich bei der Pflege ihres Vaters angesteckt hat. Wir hätten ihn mit Typhus doch gar nicht aufnehmen dürfen. Aber wenn sie es so sehen will..."

Rudolf Klepfisz ist am Telefon. Mona reicht den Hörer an Schwester Renate.

"Kannst du mich verstehen, Renate?"

"Ja, Rudi!"

"Wie geht es dir?"

"Mir geht's gut!"

"Jetzt sind es schon 60 Jahre, mehr als 60 Jahre!"

"Ich weiß."

"Renate, glaub mir, Adolf und ich hatten immer vor, wieder nach Börnecke zu kommen. Wir haben es nie geschafft. Wir wollten so gern die Familie wiedersehen und ihr danken. Schau, wir sind in die USA gekommen, weißt du, mit nichts! Wir mussten ein neues Leben beginnen."

"Ja."

"Dieses Land hat uns alles gegeben, was wir brauchten, glaub mir!"

"Oh, das ist gut!"

"Oh, es ist ein großartiges Land. Wundervoll!"

"Und du bist ein wundervoller Freund!"

(Lacht) "Ja, klar... und wie geht's so. Alles okay?"

"Ja."

"Bei mir geht es so. Na ja, wir werden alle älter."

"Ich bin so alt wie du."

"Wie bitte?"

"Ich bin so alt wie du."

"Oh ja, ich weiß. Richtig, richtig... Ich erinnere mich immer noch am meisten an dieses eine Mädchen. Du weißt, wen ich meine!"

"Meine Schwester Ricarda."

"Ja ­ Rikeli. Sie war so ein schönes, so ein nettes Mädchen."

"Ja, das war sie."

"Ein wunderbarer Mensch, wundervoll. Wie dein Vater. Wie dein Vater. Ja, 60 Jahre ist das her... Wir haben hier ein neues Leben gefunden."

"Das ist gut!"

"Wir hatten ja keine Familie mehr, als wir kamen, weil sie alle... sie alle... Konzentrationslager, du weißt ja. Aber: Wir haben jetzt eine neue Familie..."

"Gut!"

"...das ist die Familie der Überlebenden der Konzentrationslager, die überall auf der Welt leben. Wo immer wir hingehen, haben wir Freunde."

"Oh das ist gut."

"Ihre Häuser sind für uns offen. Und unser Haus ist offen für sie."

"Das ist wundervoll."

"Ja, ja, und wir haben auch eine eigene Familie, wir haben Söhne und Töchter."

"Oh gut!"

"Ich würde dich ja schrecklich gern sehen..."

"Ja..."

"...aber es ist mir einfach nicht möglich."

"Nein, ich denke, wir müssen damit zufrieden sein, miteinander zu telefonieren."

"Ja. Mona wird mir alles berichten. Sie ist ein liebes Mädchen."

"Ja."

"Du weißt, ihr habt mein Leben gerettet. Und auch das meines besten Freundes. Das ist sehr wahr, sehr wahr."

"Ihr seid die lieben Menschen!"

"Wie bitte? Ja, also, wir versuchen's, wir versuchen's, wir haben so viel durchgemacht, dass wir wissen, was schlechte Zeiten sind."

"Ja, das habt ihr tatsächlich."

"Deshalb helfen wir ­ wer immer es ist, der Hilfe braucht."

"Das ist wundervoll."

"Egal, wer es ist... Renate, es war großartig, mit dir zu reden. Genieß es hier in den Staaten."

"Werde ich."

"Und wir lieben dich. Wir lieben dich."

"Ich liebe dich, Rudi."

"Pass auf dich auf, Schatz!"

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