Religion für Einsteiger - Namen
Lisa Rienermann
Vornamen
Was sagt der Name über eine Person aus?
In der Bibel hießen sie Biene, Ferse oder Myrte, heute Kaike, Ose oder Troy. Bei der Benennung ihrer Kinder sind viele Eltern kreativ
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
30.01.2019
3Min

Vorgelesen: Religion für Einsteiger "Was sagt der Name über eine Person aus?"

Gut vorstellbar, dass sich eine Frau dieses Jahrhunderts sehr über ihren Vornamen freut: Debora, aber auch dass ihr die Bedeutung weniger gut gefällt: Biene. Da stellen sich Assoziationen ein wie Bienenfleiß, nimmermüdes Suchen nach Nektar, ein kurzes, bescheidenes Leben in einem überwiegend weiblichen Volk.

Aber der Name kann auch eine ganz andere Bedeutung haben und so einen anderen Klang bekommen. Von einer berühmten Debora ist in der Bibel die Rede, einer Richterin, Prophetin, der entscheidenden Stütze ihres Volkes in der Zeit der Fremdherrschaft der Kanaaniter (Buch der Richter, Kapitel 4 und 5).
Viele Namen aus der Bibel haben einen besonderen moralischen, reli­giösen oder historischen Sinn. Manche wurden auch nach Lust und Laune vergeben.

Esther zum Beispiel, die Myrte. Bei anderen gehen bestimmte Lebenssituationen in den Namen ein. Isaak ("Gott brachte jemanden zum Lachen") erhielt seinen Namen, weil seine ­Eltern Abraham und Sara ­lachen mussten, als sie von Gott hörten, dass sie trotz ihres hohen Alters noch ein Kind bekommen würden (1. Mose 17,17). Mose, "der Herausgezogene", heißt deshalb so, weil ihn die Tochter des Pharao aus dem Schilfkorb im ­Wasser zog (2. Mose 2,10). Jakob, ­"Ferse", hielt sich bei der Geburt an der Ferse seines Zwillingsbruders Esau fest (1. Mose 25,26).

Oft ist es in der Bibel so: Wer jemandem einen Namen gibt, der zeigt damit, dass er Macht hat über ihn (1. Mose 32,29), so wie Gott nach einem nächtlichen Kampf Jakob den Namen Israel gab. Auch ein besiegter König erhielt einen anderen Namen (2. Könige 23,34): Aus Eljakim machte der Pharao Jojakim.

Ein neuer Name kann auch ein neues Kapitel im Leben des Betroffe­nen aufschlagen: Aus Abram, dem ironischen Namen "Erhabener Vater" für diesen Mann ohne Erben, wurde Abraham, meist übersetzt mit "Vater vieler Völker". Oder der Name enthält eine Widmung fürs Leben beziehungsweise einen religiösen Wunsch: Hesekiel ("Gott stärkt"), ­Jesaja ("Jahwe rettet").

Lange Zeit war es üblich, Kindern die Namen von biblischen Figuren, von Heiligen oder historischen Personen zu geben

Christen sind unabhängig von ihrem eigentlichen Vornamen "im ­Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" getauft. Als Ge­taufte gehören sie damit zur weltweiten Christenheit. Die Taufe verleiht ihnen gleichsam einen Zweitnamen, der für das ganze Leben gilt, auch über einen möglichen Kirchenaustritt hinaus.

Lange Zeit war es üblich, Kindern die Namen von biblischen Figuren, von Heiligen oder historischen Personen zu geben. Und diese Namen wurden von den Paten an die Patenkinder, von älteren Familienmitgliedern an die jüngsten weitergegeben. Doch diese Traditionen werden seltener. Einerseits gibt es vermehrt frei erfundene Namen, die zu beurkunden selbst Standesbeamte herausfordert. Aus 1000 Vornamen wurden innerhalb von fünf Jahrzehnten etwa 10 000. Eine Liste ungewöhnlicher ­Namen führt für Mädchen zum Beispiel Fili, Inex, Kaike, Ose und Iri auf, für Jungen Ciro, Donis und Troy.

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Andererseits hat sich durch die ­Zuwanderung aus aller Welt die Zahl der hierzulande gängigen Vornamen vergrößert. Manche Namen klingen nur für europäische Ohren fremd, mögen aber in anderen Sprachen verbreitet sein. Wenn Eltern jedoch ­Namen neu erfinden, zeigen sie damit auch: Unser Kind ist einzigartig – und wir allein sind für es zuständig.

Aber selbst die ungewöhnlichsten Vornamen können Gedankenspiele anstoßen über Lebensziele, Ideale, Wünsche, Glauben. Namen sollen immer gute Perspektiven für das Kind eröffnen. Selbst das deutsche Recht geht davon aus, dass Namen eine Wirkung entfalten. Deshalb unter­sagt es Namen, die das Kind ­abwerten oder ihm Nachteile bringen (ebenso verbietet es Markennamen und Städtenamen).

Die traditionellen Namenslisten im Anhang der Familienstamm­bücher sind überholt und viel zu kurz. Die Kirchen sollten gleichwohl dafür ­werben, die Erinnerung an vorbildliche Personen aus der Bibel und der Geschichte wachzuhalten. Diese ­Erinnerungen sind eine wichtige kulturelle Klammer.

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