Die Arme tun weh: unsere Autorin bei ihrer Hochzeit
Koreanische Trauung
Privat
Koreanische Trauung
Lächeln. Lächeln. Lächeln. Wie Karina Schumacher ihre traditionelle Hochzeit erlebte
16.07.2018

Es war der wohl anstrengendste Tag in meinem Leben. Im April habe ich meinen Freund Yongki in einer altkoreanischen Zeremonie geheiratet. Die fand im Innenhof seines Elternhauses statt, eines tradi­tionell gebauten Gehöfts am Ufer des Naesong-Flusses. Auf dem festen Lehmboden des großen Hofes lagen Bastteppiche, unter einem kleinen Zeltdach stand eine Art Altar. Da ­traditionelle Hochzeiten selten geworden sind, kamen zusätzlich zu den 200 Gästen auch noch Schaulustige und Reporter. Yongki und ich waren beide stark geschminkt und trugen Gewänder aus Bergen von Stoff. Ich trug noch einen fürchterlich schweren Kopfschmuck und musste mit den Armen ununterbrochen ein bunt besticktes Tuch halbhoch vor der Brust halten. Schon nach kurzer Zeit schmerzten mir die Glieder, aber ich durfte mir nichts anmerken lassen. Ich sollte unablässig in die Kameras strahlen. Und an die hundert Verbeugungen absolvieren, dabei kniet man sich hin und legt die Stirn auf den Boden. Eine Frau stützte mich dabei, damit ich mit dem ganzen Stoff nicht umkippe.

Privat

Karina Schumacher

Die Ökologin 
Karina Schumacher arbeitet als 
ökumenische 
Mitarbeiterin der 
Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) 
in Südkorea.

Die eigentliche Zeremonie dauerte etwa zwei Stunden und bestand aus drei Teilen: Zuerst ging Yongki zu meinen Eltern, verbeugte sich vor ihnen in einer festgelegten Abfolge und überreichte meiner Mutter eine Wildgans aus Holz als Symbol der Treue. Erst danach durften wir aufeinandertreffen. Wir verbeugten uns mehrmals voreinander, teilten einen Becher Reiswein und kleine Speisen, und der Zeremonienmeister erklärte uns zu Mann und Frau. Als solche gingen wir schließlich zu Yongkis Familie ins Haus und verbeugten uns wieder, diesmal über eine Stunde vor einer nicht endenden Reihe von Verwandten, und nahmen von jeder und jedem Umschläge mit Geldge­schenken entgegen. Ich gebe zu, ich war froh, als es vorbei war. Als wir wieder in den Hof kamen, waren viele Gäste aber schon gegangen, und das Büfett war abgebaut. Auch zum geplanten Fotoshooting kamen wir nicht mehr, es fing an zu regnen . . . Später aber ließen wir den Tag mit Familie, Freunden und Freundinnen bei einem kleinen Grillfest aus­klingen. Und genossen doch noch ein bisschen die Hochzeitsfeier.

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