Wir von Carolina Hey
"Erledigt"-Kolumne aus dem Leistungskurs Deutsch, Stufe 11, des Gymnasiums Nieder-Olm bei Mainz
09.09.2015

„Oh Gott Schatz! Wir müssen dringend die Wände neu streichen, die Farbe ist ja furchtbar. Und den Schrank da drüben, den müssen wir in eine andere Ecke stellen!“

Na liebe Männer, diese Sätze kommen euch doch sicherlich bekannt vor. Schon seit geraumer Zeit hat das Wörtchen „wir“ sich zum Alptraum der Männerwelt entwickelt. Denn – Achtung aufpassen, für alle die es noch nicht mitbekommen haben – das Wort „wir“ wie wir es kennen hat einen neuen tückischen Bedeutungswandel durchlebt. Der Duden definiert „wir“ als ein Wort, welches für mehrere Personen steht, doch diese Definition ist nur noch Fassade für die eigentliche Bedeutung des Wortes. „Wir“ wird in diesem Sprachgebrauch nicht mehr als 1. Person Plural verwendet, sondern ist nur eine andere Ausdrucksmöglichkeit für die 2. Person Plural. Ja genau, richtig gehört. Gemeint sind sie!

Doch wer jetzt denkt Frauen seien die Einzigen die über diesen Trick verfügen, täuscht sich. Entstanden ist der Bedeutungswandel eigentlich im Geschäftsjargon und somit schon lange treuer Begleiter zahlreicher Chefs und Firmenleiter. Da hört sich doch alles gleich viel positiver an, wenn der Chef schelmisch grinsend vor einem steht und davon redet, dass wir ab heute ein bisschen mehr in die Hände spucken müssen und – ach ganz vergessen – wir dringend noch den restlichen Papierkram vor dem Wochenende erledigen müssen.

Ich rate daher zur Vorsicht, wenn das Wort „wir“ benutzt wird, denn es erscheint als sehe der Sprecher sich zwar als Teil der Gruppe, dieser denkt aber nicht im Entferntesten daran die Arbeit selbst zu verrichten. Und das können sie mir ruhig glauben, ich als Frau muss es ja schließlich wissen.

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