Alter vor Schönheit!? von Anika Gohlke
"Erledigt"-Kolumne aus dem Leistungskurs Deutsch, Stufe 11, des Gymnasiums Nieder-Olm bei Mainz
Tim Wegner
09.09.2015

Wohl einer der ausgelutschtesten Sprüche aller Zeiten. Doch nimmt irgendjemand dieses Sprichwort noch ernst? Die Erwachsenen behaupten immer die Jugend sei unhöflich und respektlos. Doch wie viele Erwachsene stehen wirklich auf, wenn eine alte Frau in den Bus steigt? Trotz seines Bekanntheitsgrades scheinen viele Menschen den Spruch noch nicht verinnerlicht zu haben. Allein, wenn man nur die wörtliche Bedeutung des Spruches betrachtet, nämlich dass das „Alter“ vor der „Schönheit“ steht, also einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft besitz, stellt sich die Frage, ob das heute überhaupt noch zeitgemäß ist. Und liegt es vielleicht daran, dass die Schönheit sich immer mehr in den Mittelpunkt drängt?

In unserer Gesellschaft wird Schönheit immer mehr zum Vermarktungsprodukt. Allein schon die vielen Schönheitsformate, wie zum Beispiel: „Germany`s next Topmodel“ und „Extrem Schön“, die sich die Jungend und die Erwachsenen jeden Abend vor der Mattscheibe angucken, verstärken nur noch das Streben nach Perfektion. Deswegen ist es kein Wunder, dass Schönheit zu einem bedeutenden Teil unserer  Gesellschaft geworden ist. Dies bestätigen die letzten Zuschauerzahlen bei der 13. Folge von „Germany’s next Topmodel“. Hier mussten sich wieder 2,65 Millionen Menschen freiwillig von aufgestylten unecht wirkenden Barbiepuppen vorführen lassen, wie dick sie doch seien. Sofort werden Chips und jegliche Art von Schokolade hochkant aus dem Fenster geschmissen und das eingestaubte Trainingsfahrrad aus dem Keller hochgeschleppt. Eigentlich nichts verwerfliches, wenn man es für sich selbst tun würde. Allerdings werden sie  durch den Druck der Gesellschaft dazu getrieben dem Schönheitsideal á la „GNTM“ zu entsprechen. Ihr eigenes Wohlbefinden und ihre Gesundheit stehen dabei an zweiter Stelle und ihre Selbstwahrnehmung wird völlig verkorkst. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass gerade junge Menschen sich jetzt schon für Schönheitsoperationen interessieren und ihr ganzes Taschengeld in Beautyprodukte investieren.

Doch wäre es nicht sinnvoller dieses Geld in eine anständige Altersvorsorge zu investieren? Denn Schönheit vergeht, doch das Alter kommt garantiert. Doch wer informiert die Jugend über solche zukünftigen Maßnahmen? Die Schule? Nein. Die Medien? Nein. Der Staat? Von wegen…

Täglich überschwemmt uns die Werbung mit den neusten Fashiontrends,  Lifestylenews und den neusten Beautytipps. Aber was bringt es dir, wenn dein Lippenstift 24 Stunden hält, du aber in 24 Jahren vor einer ungewissen Zukunft stehst?

Warum kann der Staat nicht mehr in das Alter investieren? Die Pfleger in den Altersheimen - völlig überfordert, unterbezahlt und mit den Nerven am Ende. Sie sind frustriert und zwar zu Recht! Ihr Job ist so wichtig und selbst wir werden in Zukunft auf sie angewiesen sein. Warum also dort sparen? Die  Gesellschaft muss den Wert des Alters wieder anerkennen, damit jeder in Würde altern kann.

Ohne einen gesellschaftlichen Wandel ist dieses Sprichwort bald nicht mehr gültig. Handelt es sich dann bald eher um eine „Schönheit vor Alter –Generation“? Diese Entwicklung kann nur gestoppt werden, wenn die Menschen anfangen ihr eigenes Bewusstsein wieder für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu sensibilisieren und nicht als blauäugige, ahnungslose Botoxfressen langsam in ihre Altersarmut steuern.

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