29.04.2020
Ute Gräber-Seißinger
Ich lebe gerade wie in zwei Welten - der jetzigen und der aus der Zeit vor Mitte März. Und ich hoffe, dass diese zwei Welten im Sommer oder Spätsommer wieder allmählich zu einer einzigen Welt verschmelzen werden. Zu einer besseren - mit mehr Demut, Bescheidenheit, Solidarität, Achtsamkeit und Respekt vor den Mitmenschen, den tierischen Mitlebenden und der natürlichen Umwelt, unser aller Lebensgrundlage. Mit neuen Vorsätzen und einer neuen Entschlossenheit.

Froh bin ich darüber, dass es mir persönlich und meinen Lieben gut geht - auch wenn mir manche Momente nahezu gespenstisch erscheinen - zum Beispiel wenn mir Menschen begegnen, die hinter ihren Gesichtsmasken verunsichert oder ängstlich dreinschauen oder gar sich wegdrehen.

Das ganze Ausmaß der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der durch das Coronavirus bedingten Beschränkungen der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens wird erst in Wochen oder Monaten breit sichtbar werden. Ich bin im Großen und Ganzen zuversichtlich, dass die Politik umsichtiger und klüger handelt als in der Zeit der Großen Depression in den 1930er Jahren, weil sie die richtigen Lehren aus der Geschichte zieht.