31.03.2020
Annette Mehlhorn

Die letzten acht Wochen in der „größten Quarantäne-Station der Welt“ haben uns neben Belastungen und Spannungen auch die Entdeckung bislang unerkannter Möglichkeiten geschenkt. So haben wir am vergangenen Wochenende mit über 100 Teilnehmenden aus Österreich, der Schweiz, Deutschland und China unseren ökumenischen Online-Gottesdienst gefeiert. Dabei versammeln sich (wie auch sonst in der DCGS) ganz selbstverständlich Baptisten, Adventisten, Methodisten, Lutheraner, Reformierte, Katholiken und Orthodoxe in einer Gemeinde. Nach dem Gottesdienst geht der fröhliche Austausch zwischen einzelnen Teilnehmenden per WeChat oder Skype weiter. Anders als beim sonntäglichen Stelldichein nach dem Gottesdienst begegnen sich dabei auch Menschen, die unserer Gemeinde aus weiter Ferne verbunden sind.

In Shanghai hat inzwischen der Frühling begonnen. Einige Parks sind für begrenzte Zeiten und Besucher-Mengen bei hohen Kontrollen wieder offen. Unsicherheit und Ungewissheit bleiben groß. Insbesondere diejenigen, die jetzt erst in die Stadt zurück kehren wollen, finden sich oft in sehr verzwickter Gemengelage wieder. Viele Familien sind auseinandergerissen. Das Leben will täglich neu erfunden werden. Auch wissen wir vorläufig weiterhin nicht, ob/wie/wann die Schulen wieder öffnen oder wir erneut in Kirchen Gottesdienste feiern können. Die Karwoche und Oster werden auf jeden Fall in unserer „Online-Kathedrale“ stattfinden. Jeder Gottesdienst an anderem Ort mit ungewohnten Strukturen, technischen Herausforderungen und sehr viel Ungewissheit. Phantasie und Flexibilität sind dafür gefragt.

Wir beten für euch, wir beten für unser Gastland, wir beten für die Welt. Dafür, dass diese Krise das schenken möge, was unsere Erde dringend braucht: Bewussteres Leben, Achtsamkeit, Zusammenhalt, gemeinsame Verantwortung für die Zukunft dieses schönen Planeten und seiner Bewohner*innen.