30.03.2020
Arno Erdmann

Seit zwei Wochen sind wir in Quarantäne. Venezuela war eines den ersten lateinamerikanischen Ländern, eine Ausgangssperre zu verordnen.

Anders als in den meisten anderen Ländern ist die Covid19-Epidemie hier aber nicht die Hauptkrise. In Venezuela leidet man vor allem unter der sehr prekären allgemeinen Versorgungslage. Es fehlen Medikamente und Lebensmittel für die Bevölkerung. Normale Wasser-, Strom oder Gasversorgung gibt es überhaupt nicht mehr. Immer wieder wurde gegen das Regime demonstriert. Aber mit der Ausgangssperre ist jegliche politische Aktivität im Keim erstickt.

Seit einer Woche gibt es auch kein Benzin mehr, außer für regierungstreue Anhänger, Ärzte und Berufsgruppen mit besonderer Erlaubnis. In den Supermärkten gibt es zwar Waren, aber nur 15 Prozent der Bevölkerung verfügt über die finanziellen Mittel, genügend einzukaufen. Das hatte sich gerade verbessert, da viele Venezolaner mit Hilfe von ausgewanderten Familienangehörigen Devisen bekommen haben. Seit Mitte letzten Jahres ist auch der Dollar im Land offiziell zugelassen und zur zweiten Währung geworden. Die Wirtschaft fing gerade an, handlungsfähig zu werden. Die Menschen konnten ein bisschen mehr kaufen. Das kommt nun mit der Pandemie wieder zum Stillstand.

Für uns als Kirche ist es wichtig, die sozialen Projekte wie Kinderheime, ambulante Krankenstationen, Altersheime und Hilfsvereine sicher zu versorgen und weiter zu unterstützen. Nicht auszudenken, wenn die Covid19-Epidemie in diesen Einrichtungen ausbricht.

Anm. d. Redaktion: Arno Erdmann ist ordinierter Pfarrer. Er lebt in Caracas, arbeitet als Kaufmann und engagiert sich ehrenamtlich in der deutschen Gemeinde in Caracas.