28.03.2020
Ursula Ott

Wir haben gestern beschlossen, dass in unserer Familie immer nur einer besorgt sein soll, die anderen müssen Zuversicht verbreiten. Sonst drehen wir hier durch. Ich kenne das System aus meiner Studentinnen-WG, 30 Jahre ist es her. Da bastelte Martina, die Künstlerin, aus Pappe eine Art Uhr mit fünf Schweinchen und einem Zeiger. Wer an dem Tag das ärmste Schwein in der WG war, durfte den Zeiger auf sich stellen. Die andern mussten sie bemitleiden. Wir reden von analogen Zeiten, das Pappding hing auf dem WG-Klo. So ähnlich wollen wir das hier in unserer Corona-Zwangs-WG halten. Wenn der Sohn, der deutlich am meisten Nachrichten konsumiert, neue Schreckensnachrichten aus Italien berichtet, sagen wir Eltern, dass in Heinsberg die Kurve abflacht. Wenn mein Mann vom Rewe kommt und sagt, die Regale sind schon wieder leer, geht einer zum Bioladen und kauft frisches Obst. Wenn ich von meiner besten Freundin, die als Physiotherapeutin eh schon wenig verdiente, höre, wie sie sich um ihre Existenz sorgt, gehen wir alle zusammen zur Pizzeria um die Ecke, die jetzt einen Ausgabeschalter hat. Morgen darf ich mal jammern. Heute hab ich den Zuversicht-Job. Hey, draußen klettert das Eichhörnchen rum wie immer. Freut euch!