23.03.2020
Claudius Grigat

Mich beschäftigt sehr, wie unterschiedlich Menschen mit dieser Krise umgehen. Und wie immer, gibt es zwei Extreme, die ich ausmache: Auf der einen Seite sind da, ich erlebe es so krass: Die Egoist*innen. Das sind nicht nur die, die so viel Mehl kaufen, dass andere keins mehr bekommen. Sondern auch die, die tatsächlich den anderen die begehrte Ware noch aus dem Einkaufswagen klauen (ist tatsächlich in meinem Dorfsupermarkt passiert). Und natürlich die, die trotz aller Appelle noch in großen Gruppen feiern gehen und sich ausgelassen darüber freuen, dass sie offenbar nicht zu einer Risikogruppe gehören. Die wenigsten von ihnen wissen tatsächlich nicht, dass sie damit Menschenleben gefährden. Mich deprimiert das. Auf der anderen Seite sind die, die überall für andere arbeiten und Gemeinschaft stiften: Professionell, in Kliniken und Gesundheitseinrichtungen, Supermärkten und Polizeistationen zum Beispiel. Aber auch die Religionslehrerin, die die Nacht durchmacht, um ein digitales Unterrichtsangebot für ihre Kolleg*innen zu erstellen oder der Student, der für die alten Menschen in seiner Nachbarschaft die wichtigen Besorgungen übernimmt. Und die vielen vielen Menschen, die zum Beispiel einfach nur jeden Abend um 19 Uhr auf dem Balkon singen. Oder die, die gemeinsam beten, etwa auf coronagebet.de. Das macht mich froh. Jeden Tag mehrmals schwanke ich, wer wohl die Oberhand behält von diesen beiden Gruppen. Erstere sind auf jeden Fall lauter: auffälliger und verheerend in ihrem Wirken, scheinbar. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass die anderen, die Mit-Menschen, immer mehr aus der Mitte auf ihre Seite ziehen und dass sie es sind, die die Gesellschaft prägen. Auch die nach der Krise. Auch wenn sie es ganz leise tun. Bei ihnen möchte ich miteinstimmen!